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Das Geheimnis des Falken

Titel: Das Geheimnis des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne DuMaurier
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gestern abend im Palazzo Ducale zu sehen. Ich war mit Signorina Raspa dort.«
    Er erinnerte sich nicht, und es kümmerte ihn nicht, was ich von dem Abend dachte. Er ging in die Bibliothek, und mit einem Mal kam Leben in den Raum. Signora Butali rief: »Hallo«, und er sagte »Guten Morgen«, wobei er den Ton auf Morgen legte. Dann beugte er sich zum Kuß über ihre Hand, wandte sich aber schon im nächsten Augenblick Signorina Rizzio zu, um sich nach ihrer Erkältung zu erkundigen, die, wie sie ihm mitteilte, so schlimm war wie eh und je.
    »Sie sollten inhalieren«, sagte er, »gegen Erkältungen gibt es nichts Besseres als Inhalationen, möglichst mit Kamille. Und dann flach auf dem Rücken liegen, mit den Beinen über dem Kopf. Finden Sie nicht auch, Professor?«
    Die plötzliche Vision einer Signorina Rizzio jenseits allen gesellschaftlichen Anstands löste, halb beschwipst wie ich war, einen Schluckauf bei mir aus. Aber niemand bemerkte den Fauxpas. Ohne zu fragen, was Donati trinken wollte, füllte Signora Butali ein Glas halbvoll mit Campari.
    »Danke«, sagte er und nahm das Glas, ohne sie anzuschauen, während er mit Professor Rizzio weiter über Heilmittel gegen Erkältungen diskutierte.
    Wieder läutete die Türglocke, und nachdem ich meine Gastgeberin mit einem Blick befragt hatte, ging ich wieder öffnen. Diese Lakaiendienste hielten mich in Atem und halfen mir, das Zittern meiner Hände zu beherrschen.
    Vor mir auf der Schwelle stand, neben einer Dame, Signor Fossi. Er wirkte unangenehm berührt, als er mich erblickte, und stellte die Dame eilig als seine Frau vor. Irgendwie hatte ich ihn mir nie verheiratet vorgestellt.
    »Signor Fabbio hilft vorübergehend in der Bibliothek aus«, erklärte er und versicherte auf meine Frage, wie es ihm ginge, unverzüglich, er sei völlig wiederhergestellt.
    »Mein Mann ist schrecklich überarbeitet«, sagte Signora Fossi, eine kleine eifrige Person, die etwas von einer Henne hatte. »Signorina Gatti tut alles, um ihn zu entlasten, aber Sie werden ja auch bereits gesehen haben, was da los ist.«
    »Das habe ich wahrhaftig«, sagte ich, »und ich gebe mir alle Mühe, ein wenig an der Bürde mitzutragen.«
    Giuseppe Fossi bedachte mich mit einem nervösen Lächeln und schob seine Frau ins Haus. Ich bezog aufs neue meinen Posten neben dem Teewagen und schenkte den beiden ein. Das Gespräch, das vom Thema Gesundheit inzwischen abgekommen war, kehrte zu demselben wiederum zurück, als die Hausfrau voller Mitgefühl erwähnte, wie untröstlich sie gewesen sei, daß sie am Vortag nicht mit Signor Fossi persönlich hätte telefonieren können.
    »Glücklicherweise war Signor Fabbio in der Lage, mich mit den Büchern zu versorgen, um die ich gebeten hatte«, sagte sie. »Das wäre sonst sehr unangenehm gewesen.«
    Der Bibliothekar, der die Aufmerksamkeit von der überstandenen Unpässlichkeit gern ablenken wollte, ging auf die Ausleihung der Bücher nicht weiter ein, sondern erkundigte sich eifrig nach dem Befinden des Präsidenten, und nun sprachen alle nur noch vom Präsidenten. Jeder gab der Hoffnung Ausdruck, daß er recht bald aus dem Krankenhaus entlassen werde. Es war so traurig, den Präsidenten fern in Rom zu wissen. Sicher würde er sich bis zum Festival doch so weit erholt haben, um nach Ruffano zurückzukommen!
    »Der Arzt kann nichts versprechen«, sagte Signora Butali. »Natürlich möchte er gern nach Hause. Aber die Gesundheit geht vor.«
    »Wie Sie sich ängstigen müssen«, sagte Signora Fossi. »Ich kann mir denken, wie Ihnen zumute ist und wie Sie ihn vermissen. Wenn Giuseppe so krank wäre …«
    Ich goß ihr Vermouth-Glas, das sie auf ein Viertel geleert hatte, wieder voll. Hinter mir hörte ich die Stimme der Signorina Rizzio, die sich Aldo gegenüber beschwerte, wie rüpelhaft sich die WW-Studenten betrügen und wie sie abends auf ihren Vespas um die Stadt herumzurasen pflegten.
    »Sie treiben die Unverschämtheit tatsächlich soweit, ihre Maschinen vor dem Pensionat heulen zu lassen, und das mitunter bis zehn Uhr abends«, sagte sie. »Ich habe meinen Bruder gebeten, mit Professor Elia zu sprechen, und er versichert mir, er habe das auch getan, aber Professor Elia unternimmt nichts. Wenn das so weitergeht, werde ich die Sache vor dem Universitätsrat zur Sprache bringen.«
    »Ob Ihre jungen Damen die Vespa-Enthusiasten nicht vom Fenster aus vielleicht ermutigen?« wagte Aldo zu bemerken.
    »Ich versichere Ihnen, daß das nicht der Fall ist«,

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