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Das Geheimnis des Falken

Titel: Das Geheimnis des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne DuMaurier
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und all den Propagandaaufwand für einen Tag im Jahr, für ein Studentenfestival?«
    »Es ist ihr Tag«, sagte er, »ihr Festival. Es ist eine ganze Welt im Kleinen.«
    Er hatte meine Frage nicht beantwortet, aber ich ließ es dabei. Dann kam er unvermittelt selbst mit einer Frage, auf die ich keine Antwort wußte.
    »Warum bist du nicht schon früher nach Hause gekommen?« Der Angriff ist die beste Verteidigung – ich weiß nicht mehr, wer dieses Wort geprägt hat. Der deutsche Kommandant pflegte es zu zitieren.
    »Wozu sollte ich nach Hause kommen, da ich doch glaubte, du seist tot?« fragte ich.
    »Danke, Beo«, sagte er. Er schien überrascht. »Aber da du nun gekommen bist, werde ich Gebrauch von dir machen.« Er hätte sich nach zwanzig Jahren ein wenig anders ausdrücken können … Ich überlegte, ob der Zeitpunkt wohl gekommen sei, ihm von Marta zu erzählen, und sagte mir: nein.
    »Hast du Hunger?« fragte ich.
    »Ja.«
    »Dann lass uns zurückfahren, zu mir nach Hause, Via del Sogni 2.«
    »Ich weiß. Ich wollte dich gestern abend aufsuchen, aber du warst noch unterwegs.«
    »Vermutlich.«
    Er hörte kaum zu, er dachte an etwas anderes.
    »Aldo«, fragte ich, »was wollen wir den Leuten eigentlich sagen? Die Wahrheit?«
    »Welche Wahrheit?«
    »Daß wir Brüder sind, natürlich.«
    »Darüber bin ich mir noch nicht im klaren«, erwiderte er. »Vielleicht besser nicht. Wie lange willst du überhaupt bleiben? Haben die ›Sonnenreisen‹ dir gekündigt?«
    »Nein«, sagte ich. »Ich habe Urlaub genommen.«
    »Das vereinfacht die Sache. Wir werden uns etwas einfallen lassen.«
    Der Ferrari sauste wie ein Pfeil auf Ruffano zu.
    Aldo fuhr beim Doppeleingang vor: »Aussteigen!« sagte er. Ich schaute mich um, halb und halb in der Hoffnung, daß wir zusammen gesehen wurden, auch wenn er es vorzog, unsere Verwandtschaft zu verleugnen. Aber die Straße war leer. Alles saß beim Mittagessen.
    »Gestern abend habe ich Jacopo gesehen«, sagte ich, »aber er erkannte mich nicht.«
    »Warum sollte er?« fragte Aldo.
    Er schloß die Haustür und schob mich in die Diele. Ich war um zwanzig Jahre zurückversetzt. Die Möbel, die Dekors, sogar die Bilder an der Wand waren die aus unserem Hause. Das hatte ich in Nummer 8 gesucht und nicht gefunden. Lächelnd sah ich zu Aldo auf.
    »Ja«, sagte er, »es ist alles da. Jedenfalls das, was noch vorhanden war.«
    Er bückte sich und nahm einen Umschlag vom Fußboden auf. Sicher der Umschlag, den Carla Raspa am Abend zuvor durch den Türspalt gesteckt hatte. Er warf einen Blick auf die Handschrift und warf den Brief ungeöffnet auf einen Tisch.
    »Geh schon hinein«, sagte er, »ich rufe Jacopo.«
    Ich ging bis zu einem Raum, der offenbar als Wohnzimmer diente. Die Stühle, das Pult, der Diwan mit der steilen Rückenlehne – jedes Stück erkannte ich wieder. An der Wand hing das Bild meines Vaters, gleich neben dem Bücherschrank. Er erschien mir jünger als früher und kleiner von Statur, aber der Ausdruck von Güte und Autorität war der gleiche geblieben und wirkte immer noch einschüchternd auf mich.
    Das einzige Zugeständnis an eine spätere Epoche bestand in einer Reihe von Flugzeugbildern an der gegenüberliegenden Wand. Es waren Flugzeuge im Kampf, aufsteigende Maschinen, herabstoßende Maschinen, solche die brannten, mit Rauchfahnen am Heck.
    »Jacopo wird in ein paar Minuten das Mittagessen servieren«, verkündete Aldo, als er das Zimmer betrat. »Trink einen Schluck mit mir.«
    Er ging zu einem Tisch in der Ecke, der mir auch wohlbekannt war, und goß Campari in zwei Gläser, die ebenfalls den Eltern gehört hatten.
    »Ich ahnte nicht, daß dir all diese Dinge so viel bedeuten. Aldo«, sagte ich.
    Er goß seinen Campari in einem Zug hinunter und setzte das Glas ab.
    »Ganz gewiß mehr«, erwiderte er, »als dir das Milieu des Signor Fabbio bedeutet hat.«
    Eine Bemerkung, die ich nicht ganz begriff. Aber wenn schon. Sie drückte mich nicht. Nichts drückte mich. Ich kostete die Wärme der Osterzeit aus, unserer Osterzeit.
    »Ich habe Jacopo erzählt, wer du bist«, sagte Aldo. »Ich halte das für das Richtigste.«
    »Wie du willst«, antwortete ich.
    »Wo wohnst du?«
    »In der Via San Michele. Nummer 24. Bei Signora Silvana. Sie hat das ganze Haus voller Studenten, aber ich fürchte, da ist keiner von deiner Couleur dabei. Alles WW-Leute und sehr parteiisch, das kennst du doch.«
    »Das ist gut«, sagte er und lächelte, »das ist in der Tat sehr gut.«
    Ich

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