Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Geheimnis des Falken

Titel: Das Geheimnis des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne DuMaurier
Vom Netzwerk:
gehen alle hin, und Sie müssen mitkommen!«
    Sie sah mich lächelnd an, während sich ihr Bruder zu uns gesellte. »Sie sollten wirklich mitkommen«, sagte er. »Niemand weiß, wer Sie sind. Man wird Sie für einen von uns halten. Das ist ein Erlebnis, das man sich nicht entgehen lassen darf. Wir sind schon verrückt vor Neugier auf das, was Professor Donati uns sagen wird.«
    Mir kam eine Erleuchtung, die mich allerdings nicht überraschte.

13. Kapitel
    Das Theater wurde um neun Uhr geöffnet. Nachdem wir in der Pension gegossen hatten, machten wir uns Viertel vor neun auf den Weg.
    Gino und seine Freunde verlor ich schnell aus den Augen. Aber die Pasquales hielten sich treulich an meiner Seite. Ich kam mir vor wie eine Marionette und verlor nahezu den Boden unter den Füßen.
    Zu meines Vaters Zeit war das Theater nur selten benutzt worden. Manchmal wurde dort ein Konzert veranstaltet oder ein Oratorium aufgeführt, und gelegentlich lasen durchreisende literarische Größen aus ihren Werken. Im übrigen fand der Bau, trotz seiner architektonischen Schönheit, bei den Touristen sehr wenig Beachtung, und auch die Einwohner von Ruffano kannten ihn kaum.
    Inzwischen, erzählten mir die Pasquales, hatte sich das alles geändert. Dank der Initiative des Präsidenten und des Direktors des Kunstrats war das Theater das ganze Jahr in Betrieb. Vorträge, Bühnenaufführungen, Konzerte. Filme. Ausstellungen, ja sogar Tanzveranstaltungen gingen in den ehrwürdigen Mauern am laufenden Band vonstatten.
    Vor dem Eingang wartete bereits eine stattliche Gruppe von Studenten, durch die sich Paolo mit entschlossener Miene hindurchdrängte, Caterina und ich auf seinen Fersen.
    Es war ein fröhliches Volk, das sich da versammelt hatte. Die Studenten lachten und redeten und schubsten uns ihrerseits weiter. Ich fragte mich, warum die hässliche Stimmung von vorhin so völlig umgeschlagen hatte, bis mir einfiel, daß es hier ja keine feindlichen Parteien gab, sondern ausschließlich WW-Studenten. Als die Türen geöffnet wurden, erhob sich großes Geschrei. Paolo packte mich noch fester am Arm und zerrte mich und die kleine Caterina mit Gewalt durch den Eingang.
    »Wer zuerst kommt, mahlt zuerst«, rief einer an der Tür. »Wer drin ist, greife sich einen Stuhl und halte ihn fest! Am besten legt ein paar Sachen darauf!«
    Der Saal füllte sich rasch. Das Geknatter der herabklappenden Sitze hallte bis an die Decke, wurde aber noch übertönt von einer Studentenkapelle, die, mit Gitarren. Trommeln, Tamburinen und jeglicher Art von Rasseln ausgerüstet, auf der Bühne saß und unter jubelndem Applaus des überraschten und begeisterten Publikums die Schlager des Tages zum besten gab.
    »Was soll nun eigentlich passieren?« fragte Paolo einen Studenten, der neben uns im Gang herumtanzte. »Wird jemand reden?«
    »Fragen Sie mich nicht!« erwiderte der Jüngling und schüttelte sich selig von Kopf bis Fuß, »wir sind eingeladen, und mehr weiß ich auch nicht.«
    »Ist doch ganz egal!« lachte Caterina. »Hauptsache, wir amüsieren uns!«, und damit begann sie mit unglaublicher Anmut vor mir zu steppen und zu twisten.
    An meinem nächsten Geburtstag würde ich 32 werden, und ich fühlte es: Als Student in Turin hatte ich glänzend Samba getanzt, aber das war mehr als elf Jahre her, und ein Reiseleiter hat keinerlei Gelegenheit, sich in den schönen Künsten zu üben.
    So zuckte und zappelte ich zwar hin und her, um in der Gesellschaft nicht aufzufallen, aber ich wußte, daß ich eine mäßige Figur machte.
    Der Aufruhr war sagenhaft. Alles tobte sich ungehemmt aus. Amüsiert dachte ich an Carla Raspa und wie sie den Abend bei aller Verachtung für die WW-Studenten wohl genossen hätte. Aber im ganzen Saal des Theaters war kein Mensch zu entdecken, der auch nur entfernt nach einem Dozenten oder einem Professor aussah.
    »Schauen Sie!« sagte Paolo plötzlich. »Das ist doch Donati selbst. Der dort, der sich gerade ans Schlagzeug setzt!« Ich hatte der Bühne den Rücken gedreht, in dem Bemühen, den schnellen Tanzschritten seiner Schwester zu folgen. Auf Paolos Ausruf hin wandte ich mich um. Es war, wie er sagte. Aldo hatte offenbar unbemerkt, die Bühne betreten und den Platz des Studenten eingenommen, der bisher am Schlagzeug gesessen hatte.
    Er begann eine großartige Schau aufzuziehen. Die Gitarristen und die Jungen mit den Rasseln gruppierten sich um ihn herum. Das Singen und Schreien schwoll immer mehr an. Der Lärm war ohrenbetäubend,

Weitere Kostenlose Bücher