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Das Geheimnis des Falken

Titel: Das Geheimnis des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne DuMaurier
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Hause. Hier bestimme ich. Setzen Sie sich und nehmen Sie keine Notiz von ihnen!« kam er mir zu Hilfe und bat seine Frau: »Leg Armino zuerst auf.«
    »Wenn Sie die Wahrheit wissen wollen …«, wandte ich mich pauschal an den ganzen Tisch, »ich bin gestern abend nur deshalb so früh nach Hause gegangen, weil ich fürchterliche Magenschmerzen hatte.«
    Meine Eröffnung wurde mit ungläubigem Geknurre aufgenommen, während ich fortfuhr: »Und twisten kann ich auch nicht, oder vielmehr ist mir wohl darüber schlecht geworden.«
    »Ihnen sei vergeben«, rief Caterina aus, »und ihr anderen haltet jetzt den Mund. Schließlich dürfen wir nicht vergessen, daß er kein Student ist. Warum sollte er sich engagieren?«
    »Wer nicht für uns ist, ist gegen uns – darum!« schaltete sich Gerardo ein.
    »Nein«, sagte Paolo, »das gilt nicht für Fremde. Und Armino ist fremd in Ruffano.«
    Er wandte sich zu mir. Sein junges Gesicht war ernst. »Wir werden nicht zulassen, daß man Sie tyrannisiert«, sagte er, »aber auch Ihnen ist doch wohl klar geworden, wie großartig es von Professor Donati ist, uns alle ins Festival einzubeziehen?«
    »Er braucht Darsteller«, erwiderte ich, »das ist alles, was ich darin sehe.«
    »Nein«, sagte Paolo, »das ist eben nicht alles. Er will öffentlich demonstrieren, daß er auf unserer Seite steht. Das läuft auf eine Vertrauenserklärung für jeden einzelnen WW-Studenten hinaus. Und da es sich um einen so unparteiischen Beobachter wie den Direktor des Kunstrates von Ruffano handelt, stehen wir damit großartig da.« Die Tischrunde applaudierte im Chor.
    Indessen wischte sich Signor Silvana den Mund und schob seinen Stuhl zurück. »Wissen Sie, was sie auf der Stadtverwaltung erzählen?« sagte er. »Daß die ganze Universität zu groß wird und aus den Nähten platzt. Zum Teufel mit euren sämtlichen Fakultäten, und wir täten besser daran, euch alle davonzujagen und die Stadt zu einem hübschen großen Urlaubszentrum zu entwickeln mit Heilbädern und Swimming-pools auf beiden Hügeln.«
    Das setzte für den Augenblick den Schlusspunkt hinter die Debatte. Ich konnte mein Mittagessen in Ruhe beenden, ohne weiterem Beschuss ausgesetzt zu sein.
    Bevor ich in die Bibliothek zurückkehrte, fand ich einen Zettel, der an der Tür für mich abgegeben worden war. Ich erkannte die verschlungene Handschrift der Signorina Raspa auf den ersten Blick wieder.
    »Ich habe unsere Verabredung für heute abend nicht vergessen«, las ich, »und ich schlage folgendes vor: Anstatt daß Sie mich ins Hotel del Duchi einladen, werfen wir unsere Kapitalien in einen Topf und probieren einmal das ›Panoramica‹ mit seinen Herrlichkeiten aus. Dort gibt der Direktor des Kunstrats ein großes Diner. Wir können uns in ein Eckchen drücken und das Glamourmahl wenigstens von weitem beobachten. Holen Sie mich um sieben ab.«
    Sie war unermüdlich in ihren Bemühungen, aber ich bezweifelte, daß sie, bei aller Zähigkeit, je Zutritt zur Via del Sogni 2 erlangen würde. Sie würde an Aldo niemals näher herankommen, als es im öffentlichen Restaurant eines Hotels möglich war. Ich kritzelte rasch einen Antwortzettel, mit dem ich den kecken Vorschlag annahm, und steckte ihn durch Carlas Haustür.
    Der Nachmittag in der Bibliothek ging ohne Zwischenfälle und sogar ohne Geklatsche vorüber. Im übrigen hatte der WW-Rowdy, der am Tag zuvor in der Fontäne große Wäsche mit mir hatte veranstalten wollen, völlig recht bekommen, was den Bücherstaub betraf. Die Regale, mit denen Toni und ich uns beschäftigten, waren von einer dicken Schmutzschicht bedeckt. Offenbar hatten die Bücher, die wir abräumten, seit Jahr und Tag unberührt dagestanden.
    Eine der Sammlungen trug einen Namen, der eine Saite in meinem Gedächtnis anschlug. Luigi Speca. Wo hatte ich diesen Namen doch unlängst noch gehört oder gelesen? Luigi Speca … Ich dachte einen Augenblick nach und zuckte dann die Achseln. Ich konnte mich nicht erinnern.
    Die Sammlung war außerdem uninteressant. Routineausgaben von Dantes ›Göttlicher Komödie‹, Gedichte von Leopardi, Sonette von Petrarca, alles zusammengestopft mit weiterem Mischmasch. »Der Universität von Ruffano, gestiftet von Luigi Speca«, las ich. Damit war bewiesen, daß die Bände Eigentum der Universität waren und in die neue Bibliothek geschafft werden konnten. Ich packte sie in eine der Kisten.
    Giuseppe Fossi wurde schon nervös und schaute dauernd auf die Uhr.
    »Ich darf mich nicht

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