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Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)

Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanna Seven Deers
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Bear Butte, und da habe ich gefragt, ob ich mitfahren kann.«
    »Dann kommen also Indianer von ganz unterschiedlichen Stämmen nach Bear Butte«, stellte Serena überrascht fest.
    »Das stimmt. Bear Butte liegt mitten im Gebiet der Lakota. Aber es ist ein solch kraftvoller und besonderer Ort, dass er bei vielen Stämmen als heilige Stätte angesehen wird. Natürlich bei den Lakota. Aber auch bei den Cheyenne, wie du bei Albert gesehen hast, dann bei den Blackfoot beziehungsweise Blackfeet – eigentlich bei allen Indianerstämmen im Westen, bis hinunter nach Mexiko.«
    »Blackfoot, Blackfeet – wo ist da der Unterschied?«, hakte Serena nach.
    »Unser ursprüngliches Stammesgebiet liegt zu beiden Seiten der US-kanadischen Grenze. Du musst bedenken, wir haben die Grenze nicht erschaffen, das war die Regierung. Und auf einmal lebte unser Volk in zwei verschiedenen Ländern. Für eine Weile durften die Stammesangehörigen unbehelligt von einer Seite der Grenze auf die andere wechseln. Aber das ist nun vorbei. Heute nennt sich der Teil des Stammes, der in den USA lebt, Blackfeet und der Teil, der in Kanada lebt, Blackfoot. Aber das ändert nichts daran, dass wir ein und dasselbe Volk sind.«
    »Ich verstehe«, sagte Serena. Dann setzte sie hinzu: »Für euch Indianer ist Bear Butte also wie eine Kirche, ein heiliger Ort, an den ihr kommt, um zu beten.«
    »Nicht nur das«, erklärte Shane. »Beten kann man überall. Aber einige Orte, wie zum Beispiel Bear Butte, sind spirituell besonders kraftvoll. Mehr noch, sie sind lebendig, haben ein eigenes Bewusstsein. Und sie lassen einen oftmals Dinge sehen, Dinge verstehen, die sonst im Verborgenen liegen. In Situationen, in denen man nicht weiterweiß, in denen man besonders viel Kraft und Weisheit braucht, um sie zu bewältigen, in solchen Situationen kann es sehr hilfreich sein, einen Ort wie Bear Butte aufzusuchen und ein Gebet an Great Spirit von hier aus auf den Weg zu bringen. Ein Besuch hier oder an einem anderen unserer heiligen Orte löst meist etwas aus, das einen in die richtige Richtung lenkt. Eine Vision zum Beispiel oder ein Tier, das man trifft, oder ein Gedanke, der einem plötzlich kommt.«
    Serena wurde hellhörig.
    »Oder ein Traum?«, fragte sie zaghaft.
    »Oder ein Traum«, stellte Shane fest und sah sie eindringlich an.
    »Muss man dafür hier oben sein, oder reicht es manchmal schon aus, dass man Bear Butte sehen kann?«
    »Das kommt darauf an«, sagte Shane.
    »Worauf?«
    Shane zuckte mit den Schultern.
    »Darauf, wie offen man für die Stimmen der Spirits , der Geistwesen, ist.«
    »Ich hatte einen Traum«, sagte Serena leise. »Letzte Nacht.«
    Shane blickte sie gespannt an.
    »Ich konnte es nicht abwarten herzukommen«, begann Serena zögernd. »Es war schon dunkel, als ich Sturgis erreichte, aber ich bin trotzdem weitergefahren. Plötzlich ging der Mond auf. Ich hielt an, um ganz in Ruhe zu beobachten, wie er über der Prärie aufstieg. Dann setzte ein markerschütterndes Gekläff und Geheule ein. Es schien aus allen Richtungen zu kommen. Ich habe mich nicht getraut weiterzufahren. Ich habe das Fenster hochgekurbelt und die Türen verriegelt und die Nacht im Wagen am Straßenrand verbracht. Natürlich habe ich nicht viel Schlaf gekriegt bei dem Geheul. Ich weiß nicht, was für ein Tier solche Geräusche von sich geben kann. Es war furchterregend und gleichzeitig so …« Sie hielt inne und sah Shane nachdenklich an.
    »So voll Freiheit«, beendete er ihren Satz.
    »Ja, genau das wollte ich sagen«, meinte Serena verlegen. »Aber es kam mir etwas dumm vor, wo die Prärie heutzutage doch ziemlich kultiviert ist.«
    Shane lachte leise auf.
    »Das muss es nicht. Die Zivilisation wird dieses Land niemals ganz besiegen. Diejenigen, die dafür offen sind, werden den Ruf der Freiheit jedes Mal verspüren, wenn sie diesen Kontinent betreten.« Er blickte gedankenverloren über das Land. »Das waren Kojoten, die du gehört hast«, fügte er hinzu. »Ihr Geheul kann den stärksten Mann zum Zittern bringen, wenn man nachts allein in der Wildnis umherwandelt und nicht weiß, womit man es zu tun hat. Und bei Vollmond sind sie besonders laut.«
    »Das habe ich gemerkt«, sagte Serena matt. »Auf jeden Fall hatte ich diesen seltsamen Traum.«
    »Willst du mir davon erzählen?«
    Serena nickte.
    »Ich war in einer Gärtnerei. Ein Mann hat mich begleitet. Wir sind durch die Reihen der Pflanzen gegangen und haben nach etwas Bestimmtem gesucht. Dann haben wir uns mit

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