Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)
entstanden.« Er deutete auf sich und grinste. »Leider ist mein Vater nicht lange genug geblieben, um mir Norwegisch beizubringen. Das hätte ich gerne gelernt.«
Serena musterte ihn skeptisch. Versuchte er schon wieder, sie auf den Arm zu nehmen? Sie konnte nichts Seltsames an seinem Aussehen feststellen. Gut, sein Haar war dunkelbraun, nicht schwarz, und es schimmerte ein wenig rötlich im Sonnenlicht. Auch war er recht groß und eher wie ein Wikinger als wie ein Indianer gebaut. Aber seine bronzene Haut, seine ebenmäßigen Gesichtszüge und hohen Wangenknochen ließen keine Zweifel über seine indianische Abstammung aufkommen. Alles in allem war er eine imposante Erscheinung.
Serena wurde sich plötzlich darüber bewusst, dass sie Shane Storm Hawk anstarrte. Sie räusperte sich verlegen.
»Du hast mir noch nicht erzählt, warum du hier bist«, sagte sie schließlich. Vielleicht würde es ihr diesmal gelingen, das Thema zu wechseln.
Shane holte Fabians Brief aus der Brusttasche seiner Jeansjacke und reichte ihn ihr schweigend.
Serena überflog die Zeilen. Als sie geendet hatte, nickte sie und versuchte, ihre aufsteigenden Tränen zu unterdrücken.
»Du bist gekommen, weil Fabian dich gebeten hat, dich um mich zu kümmern«, stellte sie leise fest.
Shane schüttelte den Kopf.
»Nicht nur deshalb«, erklärte er. »Ich war nach unserem Telefonat sehr unruhig, habe mir um Fabian Sorgen gemacht. Durch seinen Brief ist mir endgültig klargeworden, dass er Hilfe braucht. Worin auch immer er verwickelt ist, es ist ernster, als ich angenommen hatte, und er wird es allein nicht schaffen. Ich werde tun, was ich kann. Aber zuerst werde ich dich an einen sicheren Ort bringen, so wie Fabian es wollte.«
Serena wurde hellhörig.
»Wie meinst du das, du wirst mich an einen sicheren Ort bringen? Ich muss Fabian finden!«
»Reena, mit den Leuten, die hinter ihm her sind, ist nicht zu spaßen. Das hat er in seinem Brief ganz klar geschrieben. Und Fabian ist kein Mensch, der übertreibt. Im Gegenteil. Daher werde ich genau das tun, worum er mich gebeten hat: auf dich aufpassen und dich in Sicherheit bringen. Dann werde ich versuchen, ihn zu finden.«
»Da hast du dich geirrt«, stellte Serena energisch fest. »Du kannst allerhöchstens versuchen, auf mich aufzupassen, während ich nach Fabian suche. Mit anderen Worten, ich gestatte es dir, mich zu begleiten. Aber eines merkst du dir besser gleich: Fabian ist mein Bruder, und ich suche so lange nach ihm, wie es mir passt. Ich lasse mir von niemandem vorschreiben, was ich zu tun oder zu lassen habe. Nicht von ihm und nicht von dir.« Sie stemmte die Arme in die Hüften und funkelte ihn wütend an.
Shane pfiff durch die Zähne und sah sie abschätzend an.
»Was soll das nun wieder bedeuten?«, fragte sie aufgebracht.
»Fabian hat mir vor langer Zeit einmal erzählt, dass du ein sehr unabhängiger Mensch bist und ungeheuer stur sein kannst, wenn du dir etwas in den Kopf gesetzt hast. Ich befürchte, er hat nicht übertrieben.«
»Natürlich nicht«, erwiderte Serena und hob das Kinn. »Du hast ja gerade selbst gesagt, dass Fabian nicht zu Übertreibungen neigt.«
Shane lachte laut auf und klopfte ihr beruhigend auf die Schulter.
»Schon gut, schon gut, du kleine Pest«, gab er sich geschlagen. »Wir werden zusammen nach Fabian suchen. Ich nehme an, du hast einen Plan?«
Kleine Pest? , wiederholte Serena in Gedanken. Für Shane war sie die kleine Schwester seines Freundes. Nichts weiter. Na warte, dem würde sie es zeigen!
»Ich werde mich zunächst dort oben nach ihm umsehen«, erklärte sie in würdevollem Ton. »Ich wollte mich gerade auf den Weg machen, als du aufgetaucht bist.«
Shane grinste.
»Na, dann mal los.« Er vollführte eine ausholende Handbewegung. »Nach dir.«
Serena ergriff ihre Kamera, drehte sich um, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, und marschierte los.
»Hey, wo willst du denn hin?«, rief Shane ihr nach. »Der Weg nach oben ist doch gleich hier!«
»Das Schild sagt doch ganz eindeutig, dass der Weg nur für Indianer bestimmt ist«, erwiderte Serena mit tadelnder Stimme. »Der Pfad für die Touristen ist irgendwo dort drüben.«
»Das ist schon richtig«, sagte Shane und grinste noch immer. »Aber jetzt hast du ja glücklicherweise mich. Und da ich Indianer bin und du in meiner Begleitung bist, darfst du ganz unbesorgt den indianischen Pfad benutzen.«
V
S ie folgten dem schmalen Pfad bergauf. Serena ging voran. Die Sonne schien vom
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