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Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)

Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanna Seven Deers
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sie mit ihr anfangen sollten. Serena ließ sich von niemandem reinreden. Nicht in die Art und Weise, wie sie ihre Schulpflichten wahrnahm oder welchen Beruf sie wählte oder welche Freunde sie hatte. Aber Fabian musste zugeben, dass Serena in ihrem Leben bisher immer vernünftige Entscheidungen getroffen hatte – auch ohne Hilfe von außen. Und wenn sie einmal wirklich verzweifelt war und nicht weiterwusste, dann war sie zu ihm gekommen, ihrem großen Bruder und Beschützer, und hatte ihm ihr Herz ausgeschüttet. Fabian hatte es ihr nie gesagt, aber er genoss es sehr, derjenige zu sein, an den sie sich in solchen Situationen wandte.
    Wann immer Fabian beruflich unterwegs gewesen war, hatte er ihr kleine Geschenke mitgebracht, kleine Andenken an Länder, von denen er nicht wusste, ob Serena sie jemals selbst kennenlernen würde. Er hatte ja nicht wissen können, dass sie einmal Fotografin werden und mehr in andere Städte und Länder reisen würde als er selbst.
    Fabian schüttelte bei diesen Gedanken an vergangene Tage lächelnd den Kopf. Serena war zu einer intelligenten und hübschen jungen Frau herangewachsen, die ihren Beruf liebte. Mit ihrem großen Herzen und ansteckenden Lachen war sie überall gerne gesehen, und Fabian war sehr stolz auf sie – und er vermisste sie. Sehr. Es gab nicht viele Dinge, die er nicht riskieren würde, um ihr zu helfen, sollte sie einmal in Not geraten. Eigentlich nichts.
    In diesem Augenblick wurde ihm bewusst, dass Serena dasselbe für ihn tun würde. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Er hatte ihr mit dem Anruf vor ein paar Tagen lediglich Lebewohl sagen wollen. Jetzt erkannte er, dass er womöglich viel mehr als das getan hatte. Er hatte sie in Gefahr gebracht, vielleicht sogar in Lebensgefahr. Nicht absichtlich, aber er hatte Sorge in ihr erweckt, Sorge um ihren geliebten großen Bruder. Wenn sie nun etwas Überstürztes unternommen hatte, wenn …
    Fabian rief sich zur Ordnung. Er hatte getan, was er für richtig gehalten hatte. Und so musste er es auch in Zukunft halten, ansonsten hätte er das Kloster gar nicht erst verlassen brauchen. Er hatte sich eine Aufgabe gestellt, eine Aufgabe, die größer war als die Liebe zu seiner kleinen Schwester und die Sorge um sie. Eine Aufgabe, die, würde er Erfolg haben, viele, sehr viele Menschenleben retten konnte. Er durfte sich nicht beirren lassen. Das Einzige, das ihm zu tun blieb, war, seine Ängste und Sorgen an Gott und Mutter Maria zu übergeben. So hatte er es von klein auf gelernt, und so hatte er es in den letzten drei Jahren im Kloster jeden Tag aufs Neue getan.
    Fabian setzte sich auf. Er blickte hinauf zum hell erleuchteten Himmel und flüsterte sein Gebet in die Stille der Nacht.

    Shane erwachte. Sein Arm war eingeschlafen und kribbelte. Die Couch des Motelzimmers war viel zu weich und auch viel zu kurz für jemanden von seiner Körpergröße. Durch einen Spalt in den Gardinen fiel bereits Dämmerlicht. Verschlafen blickte Shane auf seine Armbanduhr. Gerade erst fünf Uhr vorbei. Er sah zum Bett hinüber. Serena schlief noch tief und fest.
    Sosehr Shane es auch versuchte, er konnte nicht wieder einschlafen. Er stand leise auf, zog sich an und trat vor die Tür. Draußen war es kühl, und der Himmel war wolkenverhangen. In der Ferne erspähte er die Gipfel der Bighorn-Bergkette.
    Shane atmete tief durch. Die vergangenen sechsunddreißig Stunden kamen ihm beinahe unwirklich vor, so als wären sie in einem Film geschehen und nicht ihm selbst. Seine Sorge um Fabian wurde von Minute zu Minute stärker. Aber das war nicht alles. Nun lastete auch noch die Verantwortung für Fabians kleine Schwester auf ihm.
    Shane dachte zurück an den vergangenen Abend. Sie hatten Sheridan am späten Nachmittag erreicht und in dieses kleine Motel eingecheckt. Es war gerade noch ein Zimmer frei gewesen. Das Motel war ausgebucht, weil an diesem Wochenende ein Country- und Westernmusikfestival in der Stadt abgehalten wurde. Sie hatten Pizza bestellt, und Serena war unter die Dusche verschwunden. Die Sorge um Fabian und die vergangene schlaflose Nacht hatten ihren Zoll abverlangt: Serena war beim Essen eingeschlafen.
    Shane lächelte, als er sich ihr Bild wieder vor Augen rief. Sie saß auf dem Bett, den Rücken gegen das Kopfende gelehnt, ein Stück Pizza in der Hand und den Blick auf den Fernseher gerichtet – aber ihre Augen waren geschlossen. Er hatte sie zugedeckt und sich im Stillen zum hundertsten Mal gefragt, wie er sich

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