Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)

Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanna Seven Deers
Vom Netzwerk:
Nervosität«, grinste Shane. »Das ist immer dann besonders schlimm, wenn ich mit einer hübschen jungen Dame zusammen bin.«
    »Hör auf mit dem Quatsch«, mahnte Serena. »Aber mal ehrlich, wenn du so weitermachst, wirst du bald so kugelrund sein wie ein Strandball. Es wundert mich sowieso, dass du noch keine hundertzwanzig Kilo wiegst.« Sie musterte ihn von der Seite. Dann kramte sie in ihrer Reisetasche.
    »Hier, wenn du schon ständig essen musst, dann iss wenigstens etwas Fettarmes.« Sie reichte ihm eine Schachtel Knäckebrot.
    Shane musterte sie argwöhnisch.
    »Das sieht viel zu gesund aus.«
    Serena lachte.
    »Was?«
    »Du erinnerst mich manchmal so sehr an Fabian … Ihr zwei müsst wirklich ein nervenaufreibendes Paar abgegeben haben – an der Uni und in Denver.«
    »Immerhin zitiere ich nicht ständig irgendwelche alten Philosophen«, stellte Shane fest. »Fabian hatte eine Gabe dafür. Hat die Professoren in den Wahnsinn getrieben. Manchmal kam er mir vor wie ein wandelndes Orakel. Darin war er wirklich klasse.«
    Serenas Gedanken flogen zu Fabian. Wo mochte er nur sein?
    »Hat Fabian jemals mit dir über seine Beweggründe, ins Kloster zu gehen, gesprochen?«, fragte Shane. Seine Stimme war jetzt ganz ernst. »Mir hat er damals nur gesagt, dass er den Entschluss gefasst habe und basta. Mehr habe ich nie aus ihm herausbekommen.«
    »Mir hat er nicht viel mehr gesagt«, erwiderte Serena. »Und unseren Eltern auch nicht. Sie können seinen plötzlichen Entschluss bis heute nicht nachvollziehen und haben ihn nie akzeptiert – vor allem weil Fabian der Kirche vorher nie sehr zugewandt war.«
    »Und du? Wie hast du darüber gedacht?«
    »Ich habe Fabians Entschluss respektiert. Ansonsten wäre mir das Herz gebrochen.«
    »Ihr wart euch sehr nahe, hab ich recht?«
    »Fabian ist zehn Jahre älter als ich«, erklärte Serena. »Er ist mein großer Bruder, mein einziges Geschwisterkind. Er war immer mein Leitbild, mein Held. Ich habe zu ihm aufgesehen. Und dann war er auf einmal nicht mehr da. Fast von einem Tag auf den anderen. Fabian sagte mir damals, ich solle ihm vertrauen, seiner Entscheidung vertrauen, solle ihm glauben, dass es keine andere Möglichkeit für ihn gab. Er hat damals Seneca zitiert: Willst du eine freie Seele haben, so musst du entweder arm sein oder wie ein Armer leben. Ich hatte bisher angenommen, dass es dieser Leitsatz war, irgendeine Vision, die seinen plötzlichen Sinneswandel hervorgerufen hat. Ich habe seine Entscheidung akzeptiert. Aber verstanden habe ich sie nicht. Erst als er mich vor ein paar Tagen anrief, ist mir klargeworden, dass etwas ganz anderes hinter seinem Entschluss gesteckt haben muss.« Sie blickte nachdenklich aus dem Wagenfenster. »Und jetzt ist er irgendwo da draußen und versucht ganz alleine, etwas zu begradigen, wovon er denkt, dass es sein Fehler gewesen ist. Und jemand trachtet ihm nach dem Leben.«
    »Urteile nicht zu streng über ihn, Reena«, bat Shane. »Wir wissen nicht, was wirklich vorgefallen ist, was Fabian gesehen hat und warum diese Leute hinter ihm her sind. Es ist so viel leichter, einfach das zu tun, was von einem erwartet wird. Und das ist oftmals nicht das, was moralisch am besten zu vertreten wäre. Die alten Wertvorstellungen, die alten Regeln verschwinden sehr schnell in unserer heutigen Gesellschaft. Die meisten Leute beugen sich dem immensen Druck, nur um in der Lage zu sein, die laufenden Lebenshaltungskosten bezahlen zu können. Das kann man ihnen nicht verdenken.«
    »Fabian hat einen so ausgeprägten Gerechtigkeitssinn«, sagte Serena fast wie zu sich selbst. »Was immer auch geschehen ist, er konnte nicht mit seinem schlechten Gewissen leben.« Dann wandte sie sich wieder direkt an Shane. »Wir alle sind ein Teil des Problems – und leider nicht Teil der Lösung.«
    Shane schüttelte den Kopf.
    »Es ist nicht die Schuld des Normalbürgers«, warf er ein. »Wir sind alle nur wie Tiere, die geleitet, geführt werden müssen – von dem richtigen Geist. Es sind die Menschen, die uns führen, die uns nicht an einer Lösung teilhaben lassen. Sie lassen eine Lösung gar nicht erst zustande kommen, sagen uns nicht die Wahrheit, weil sie Angst haben, ihre Machtstellung zu verlieren. Das ist das wirkliche Problem.«
    Serena dachte über seine Worte nach und starrte hinaus auf die hügelige, weitläufige Landschaft, an der sie vorbeifuhren.
    »So viele Dinge werden heutzutage als Privilegien dargestellt«, sagte sie schließlich. »Aber

Weitere Kostenlose Bücher