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Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)

Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanna Seven Deers
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die Wipfel zu sehen.
    »Ich kann keinen Fluss ausmachen«, sagte sie leise. Dann sah sie auf die Straßenkarte. »Auf der Karte ist auch keiner eingezeichnet.«
    »Dann wird es wohl eine Müllhalde sein«, erwiderte Shane trocken.
    »Jetzt tut es mir fast leid, dass mir die Adler überhaupt aufgefallen sind«, meinte Serena. »Ich hatte mich so gefreut, sie in freier Wildbahn zu sehen. Aber obwohl sie frei und in der Wildnis sind, sind sie doch nicht in ihrem angestammten, natürlichen Habitat.«
    »Frei und unfrei liegen manchmal sehr nahe beieinander, Reena«, stellte Shane traurig fest. »Der moderne Mensch hinterlässt seine Spuren überall, sogar hier draußen in der Wildnis. Und so schmausen unsere heiligen Adler heutzutage oft den Abfall der fortschrittlichen westlichen Zivilisation.«

VIII
    W arst du schon einmal hier?«, fragte Serena Shane eine Weile später, während sie auf einem schmalen Pfad durch die einsame Wildnis in Richtung des medicine wheel – des Medizinrades – wanderten.
    »An diesem noch nicht«, erklärte Shane. »Ich habe aber schon oft von ihm gehört. Es gibt viele solcher Medizinräder. Sie wurden von den verschiedensten Präriestämmen erschaffen. Einige von ihnen liegen in South Dakota, andere in Wyoming, Montana, Alberta und Saskatchewan. Das Medizinrad, das heute zum Writing-on-Stone Provincial Park im Süden Albertas gehört, habe ich mit meiner Mutter und Großmutter schon oft besucht.«
    »Ich kann mir immer noch nicht genau vorstellen, wie der Ort aussehen soll«, sagte Serena nachdenklich. »Hier in dem Touristeninformationsblatt, das ich in Sheridan mitgenommen habe, steht lediglich, dass das medicine wheel eine historische Sehenswürdigkeit ist, in den Bighorn Mountains liegt und über den Highway 14A zu erreichen ist. Außerdem ist kurz vermerkt, dass es sich auf 9642 Fuß Höhe – das sind fast 3000 Meter – und sehr abgelegen in den Bergen befindet und nur für zwei Monate im Sommer zugänglich ist.«
    »Es ist schwer, so eine heilige Stätte zu beschreiben«, meinte Shane. »Warte ab, bis wir da sind, dann wirst du es sehen. Ich hoffe, es sind nicht zu viele andere Besucher dort.«
    »Nehmen tatsächlich viele Leute diese Mühe auf sich?«, fragte Serena und blieb einen Augenblick stehen, um sich umzusehen.
    »Du glaubst nicht, wie beliebt unsere heiligen Orte sind, besonders bei den New-Age-Anhängern«, erwiderte Shane.
    »Wozu wurde so ein Medizinrad denn benutzt?«
    »Das kann niemand mehr genau sagen. Die meisten medicine wheels wurden vor Hunderten, vielleicht vor Tausenden von Jahren erbaut. Manche Wissenschaftler meinen, dass sie – ähnlich wie man es von Stonehenge in England annimmt – nach den Sternen ausgerichtet sind und dazu dienten, zu bestimmen, wann die wichtigen Sonnenzeremonientage waren.«
    »Und was glaubst du?«
    Shane sah sie unverwandt an. »Ich denke, dass sie Tore zur Welt der Spirits , der Geistwesen, sind«, erklärte er ernsthaft.
    »Wow.« Mehr konnte Serena nicht antworten.
    Sie machte ein paar Aufnahmen von den runden, zum Teil dichtbewaldeten, zum Teil mit Grasland bedeckten Berggipfeln, die sich in alle Richtungen bis zum Horizont erstreckten. Beunruhigt stellte sie fest, dass auf einigen Schnee lag.
    Der kurze Augenblick, in dem sie ruhig dastand und sich nicht bewegte, hatte ausgereicht, um sie kalt werden zu lassen. Fröstelnd zog sie ihre Fleecejacke enger um sich. Dann blickte sie zum Himmel. Er war noch immer wolkenverhangen, und es wehte ein frischer Wind.
    »Es wird immer kälter.«
    »Ich habe es bemerkt«, meinte Shane. »Komm, wir beeilen uns besser.« Er ging voraus, blieb aber schon nach wenigen Schritten wieder stehen. »Pass auf, hier ist der Weg recht steil. Reich mir deine Hand.«
    Serena wandte sich zu ihm um. Dankbar ergriff sie seine Hand und erklomm das unwegsame Stück. Als sich ihre Hände berührten, durchlief ein seltsamer, wohliger Schauer ihren Körper. Fast hätte sie seine Hand zu früh losgelassen und wäre ausgerutscht.
    »Danke«, sagte sie verlegen, als sie neben ihm stand.
    »Nicht der Rede wert«, erwiderte Shane und warf ihr einen eindringlichen, fast fragenden Blick zu.
    »Sieh nur, Shane«, sagte Serena plötzlich und deutete auf einen großen Felsbrocken. »Da ist wieder ein Kojote.«
    Das Tier schlich in geduckter Haltung zwischen den Felsen und Bäumen umher und hielt ein wachsames Auge auf die beiden Wanderer.
    »Ich dachte, die leben in der Prärie«, meinte Serena verdutzt. »Hier in den

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