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Das Geheimnis Des Frühlings

Das Geheimnis Des Frühlings

Titel: Das Geheimnis Des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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mit ihm gesegelt. Aber Freunde sind ein Luxus für die Reichen. Wenn Don Ferrante gut zahlt, kann ich mir vielleicht ein paar kaufen.«
    »Aber...« Ich brach ab und sah zu Bruder Guido hinüber. Obwohl ich ihn kaum zwanzig Tage, geschweige denn zwanzig Jahre kannte, wusste ich, dass ich es nie über mich bringen würde, ihn im Stich zu lassen. Aber es führte zu nichts, mit dem Kapitän noch länger darüber zu diskutieren. Stattdessen
beschloss ich herauszufinden, was und wie viel er wusste. »Diese Schiffe - sie sind brandneu, und es sind so viele. Wisst Ihr, wozu sie bestimmt sind?«
    Er spuckte gezielt über die Seitenwand. »Nein. Ich bin nur dafür bezahlt worden, die Flotte zu Don Ferrante zu bringen.«
    »Und mehr wisst Ihr nicht?«
    »Sie bezahlen mich nicht dafür, mehr zu wissen. Aber eines kann ich Euch sagen - je weniger Ihr wisst, desto weniger Schwierigkeiten bekommt Ihr.«
    In diesem Punkt konnte ich ihm nicht widersprechen, aber ich schwieg, weil ich mich ärgerte, nicht mehr über die Bestimmung dieser riesigen Flotte in Erfahrung gebracht zu haben. Doch während meines Gesprächs mit dem Kapitän waren wir dem Ufer ein gutes Stück näher gekommen, und ich konnte Einzelheiten erkennen - Zitronenbäume mit leuchtend gelben Früchten und dunklen, schimmernden Blättern, in der Sonne trocknende Netze, an denen Wassertropfen wie Diamanten glitzerten. Ich wusste, dass wir nicht mehr in unmittelbarer Gefahr schwebten, denn ein so skrupelloser, zielstrebiger Mann wie der Kapitän würde uns nicht nur am Leben lassen, sondern nach Kräften beschützen, bis er sein Geld erhalten hatte. Ich begann mich fast wohl zu fühlen, meine Lebensgeister hoben sich angesichts des warmen Tages und des Anblicks, der sich mir bot. Aber um ganz ehrlich zu sein, muss ich gestehen, dass es die Erinnerung an Bruder Guidos Kuss war, die mein Herz wärmte. In diesem Moment war ich glücklicher gewesen als je zuvor in meinem Leben, obwohl ich dem Tod schon ins Auge geblickt hatte. Ich hatte erkannt, dass er sich noch nicht ganz Gott verschrieben hatte; dass ich noch hoffen durfte. Und ich erkannte jetzt, dass ich nie gewusst hatte, was es hieß, nur einen Mann zu wollen und keinen anderen. Ich will nicht behaupten, dass meine Arbeit mir keinen Spaß gemacht hat - eine gute Nummer ist und bleibt nun mal eine gute Nummer-, aber mein Herz war bislang immer unbeteiligt geblieben. Aber eigentlich hatte es ja bis zu jenem Moment
noch gar nicht wirklich zu schlagen begonnen. Erst jetzt fühlte ich mich richtig lebendig und war bereit für alles, was das Schicksal bringen mochte, solange ich nur mit Bruder Guido zusammen sein konnte.
    Ich blickte meine schlafende große Liebe an und fürchtete mich plötzlich vor dem Moment, wo er aufwachte. Würde er sich daran erinnern, dass er mich geküsst hatte? Was würde er sagen? Wie auf ein Stichwort hin regte er sich, stöhnte, richtete sich auf und blinzelte ins Licht. Seine Augen leuchteten strahlend blau, und als er mich ansah, wusste ich, dass er sich erinnerte, weil er sofort so rot anlief, als habe man ihn in kochendes Öl getaucht. Und ich spürte, wie mein Gesicht ebenfalls zu brennen begann.
    Der Kapitän, dem nichts zu entgehen schien, machte aus seiner Belustigung keinerlei Hehl. »Guten Morgen, Bruder«, sagte er mit der Betonung auf dem letzten Wort.
    Bruder Guido zuckte zusammen. »Wo sind wir?«
    Der Kapitän schwenkte eine Hand durch die Luft. »Ganz in der Nähe des Hafens von Neapel. Meiner Heimatstadt. Und nun, wo Ihr wach seid, könntet Ihr vielleicht auch ein Weilchen rudern, da Ihr Euch dabei letzte Nacht so hervorgetan habt. Ich hätte ja Eure Freundin gebeten, aber wir haben uns so angeregt unterhalten, und außerdem macht sie keinen allzu kräftigen Eindruck. Wir hätten uns nur im Kreis gedreht.«
    Ich begann mir ein genaueres Bild von dem Mann zu machen. Er war nicht humorlos, kannte aber kein Mitleid. Seine Augen in dem vernarbten Gesicht waren klein und kalt wie die eines Fisches. Ich erschauerte trotz der warmen Sonne, denn ich wusste, dass unser Leben nichts wert war, wenn wir ihm nicht länger von Nutzen waren oder er nicht den geforderten Preis für uns bekam.
    Bruder Guido reagierte auf die Anzüglichkeiten des Kapitäns nicht. Sein Gesicht verriet nicht, was in ihm vorging, als er schweigend nach dem Ruder griff. Er sprach auf dem Weg in die Bucht so wenig, dass mir klar wurde, dass irgendetwas ganz
und gar nicht stimmte. Er redete kein Wort mit mir und sah

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