Das Geheimnis des Highlanders (German Edition)
nahezu ausfüllte, raubte ihr den Atem, und sie zog ihren Umhang fester um sich. Ailsa nickte bestätigend und ging um ihn herum aus dem Raum. Connor kam nun näher. Vorher schloss er die Tür hinter sich, wobei er den Riegel mit einem dumpfen Knall umlegte. Wie angewurzelt saß sie da, während er einen Schritt nach dem anderen auf sie zu machte. Ihre Kehle war wie zugeschnürt und machte ihr das Atmen unmöglich. Schon stand er dicht vor ihr, und sie hob schließlich den Kopf, um ihm in die Augen zu sehen.
„Nun, meine Ehefrau, was ist es, das ich Euch erklären soll?“
Sie kämpfte gegen den dringenden Wunsch an, auf der anderen Seite des Bettes Schutz zu suchen. Stattdessen zwang sie sich dazu, den Griff ihrer Bürste nicht so krampfhaft umschlossen zu halten, sondern sie auf einen Tisch zu legen. Danach verschränkte sie die Hände und überlegte, welche Antwort sie ihm geben konnte.
Was sollte er ihr erklären? Alles? Nichts? Sie wusste um die Abläufe dessen, was ihr bevorstand, wenigstens dem Hörensagen nach. Das war aber nicht das, was ihr zu schaffen machte, seit sie gehört hatte, dass sie ihn heiraten sollte. Plötzlich schob sich die Frage wie von selbst in den Vordergrund.
„Warum habt Ihr mich ausgewählt?“
Sie mied es, ihm in die Augen zu schauen, da sie sich nicht sicher war, ob sie wirklich sehen wollte, was die ihr verrieten. Sein Verhalten ihr gegenüber war bislang alles andere als einladend, es grenzte gar an Feindseligkeit oder Verachtung. Dennoch oder gerade deshalb wollte sie den Grund für diese Heirat wissen.
„Ich benötigte eine Ehefrau, und Ihr wart verfügbar.“
Seine Stimme hatte keinen feindseligen Unterton. Da war kein Hinweis, dass seine Worte etwas anderes ausdrückten als die Wahrheit. Seine Erklärung sprach einfach nur eine Tatsache aus, die in ihrem Kreis an der Tagesordnung war: Ehen wurden ohne Rücksicht auf die Gefühle derer geschlossen, um die es dabei ging. Und die Gefühle, die sie für einen anderen hegte, waren in solchen Fällen sogar noch unbedeutender.
Jocelyn nahm eine weitere Bewegung seinerseits in ihre Richtung wahr, obwohl er dabei kein Geräusch verursachte. Nur das Knistern der Holzscheite im Kamin war in der angespannten Stille zu hören.
„Ihr wollt gar nicht verheiratet sein?“ Warum sie ihn das fragte, war ihr nicht klar, doch seine Worte und sein Verhalten ihr gegenüber sprachen eine deutliche Sprache.
„Ich bin weder dagegen noch dafür. Ich bin ein Laird, ich brauche Erben. Und dafür wiederum brauche ich eine Ehefrau.“
„Und jede Frau wäre Euch dafür recht?“ Sie kniff die Lippen zusammen, doch die Frage war ihr bereits herausgerutscht. Ihr Tonfall ließ ihn aufhorchen, und selbst ihr entging nicht der Sarkasmus in ihren Worten. Das war eindeutig nicht der richtige Zeitpunkt, um ihn zu verärgern, umso überraschender war seine Reaktion: Sein schallendes Gelächter ließ das Gemach regelrecht erzittern. Sie stellte fest, dass Connor nahezu zugänglich wirkte, wenn er lächelte.
„Nein, ich bin schon etwas wählerischer. Ich bat um eine Frau von schlichtem Aussehen und mit Verstand.“
Vor Erstaunen stockte ihr der Atem. Nicht zu fassen, dass er solche Maßstäbe anlegte und er sich auch noch freimütig dazu bekannte! Es verstrichen nur ein paar Augenblicke, dann wurde ihr bewusst, welche Beleidigung über ihr Äußeres ihm soeben entglitten war. Rasch ließ sie sich auf den Hocker sinken und sah zur Seite, damit er ihr nicht ansehen konnte, wie sehr diese Worte sie verletzt hatten.
„Ich wollte Euch nicht beleidigen, Mylady“, sagte er und kam noch etwas näher. Im Flüsterton fuhr er fort, während er sich neben den Hocker kniete. „Ich wollte keine Frau, die bei jedem meiner Worte zusammenzuckt und die Flucht ergreift. Ich wollte eine Frau mit Mumm.“
„Und das schlichte Gesicht?“ Sie griff nach der Bürste, jedoch in erster Linie, um sich von dem Schmerz abzulenken, der sich in ihr regte.
„Ich muss gestehen, das war mehr ein Scherz als eine tatsächliche Bedingung.“ Connor nahm ihr die Bürste aus der Hand. „Können wir uns etwas anderem widmen, über das wir nicht streiten müssen?“
Eine Gänsehaut lief ihr über den Nacken, als er ihr Haar anhob und es über ihre Schulter nach hinten strich. War es jetzt so weit? War der Zeitpunkt gekommen?
4. KAPITEL
„Ich weiß nicht, was ich tun soll.“
Entsetzt darüber, dass sie diese unüberlegten Worte ausgesprochen hatte, wich Jocelyn vor ihm
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