Das Geheimnis des Highlanders (German Edition)
interessant werden. Dann würde sie ihm gehören, und die Ehe konnte vollzogen werden.
Schon heute Nacht.
Die Dunkelheit war vor einiger Zeit hereingebrochen, doch Connor war bislang nicht zurückgekehrt. Egal welchen Diener sie danach befragte, ob das eine Gepflogenheit von ihm sei, sie bekam nur ein knappes Nicken oder ein unbestimmbares Brummen als Antwort. Danach war sie genauso schlau wie zuvor. Sie musste einsehen, dass keiner von ihnen bereit war, irgendwelches Entgegenkommen zu zeigen, also gab sie ihre Bemühungen auf und zog sich in ihre Gemächer zurück, wo sie Trost und Ruhe fand.
Tagsüber hatte sie die Schneiderin in der Festung aufgesucht, danach den Schuster im Dorf, und das alles unter Ailsas wachsamem Blick. Immerhin fand sie einige Stoffe, die ihr gefielen. Auch entdeckte sie ein zusätzliches Paar Schuhe, das nur geringfügig geändert werden musste, damit es ihr passte. Nach ihrer Rückkehr stellte sie aber überrascht fest, dass Connor von seinen Pflichten und Aufgaben noch nicht zurückgekehrt war. Das Abendessen wurde serviert, aber da seine Abwesenheit im Saal die kritischen Blicke der anderen auf sie lenkte, zog sie sich voll Unbehagen und Verdruss in ihre Gemächer zurück. Sie bat darum, dass man ihr ein Tablett mit Speisen nach oben brachte. Nachdem sie gegessen hatte, verbrachte sie die nächsten Stunden mit Warten.
Einem endlosen Warten.
Bei jedem Geräusch sprang sie auf.
Kam die Nacht, dann würde auch er zu ihr kommen.
Sie wusste, ihr Aufschub aufgrund ihrer Müdigkeit war abgelaufen, und nun würde sie tun müssen, was die Vereinbarung von ihr verlangte. Konnte sie das auch? Durch ihre Erwartung, eines Tages Ewan zu heiraten, hatte Jocelyn seine feurigen Küsse lieben gelernt. Sie wusste, was von einer Frau im Ehebett erwartet wurde, aber sie war nicht mit den Einzelheiten vertraut. Sich diesem Fremden und seinen Wünschen zu unterwerfen, war für sie schlicht unvorstellbar. Ihr schauderte, da Angst, Verwirrung und Neugier auf das Kommende miteinander wetteiferten.
Cora, die junge Frau, die das morgendliche Missverständnis mit Connor herbeigeführt hatte, war erschienen, um im Gemach Ordnung zu schaffen und sich um das Kaminfeuer zu kümmern. Jocelyn schaute aus dem Fenster hinaus auf den Burghof. Sie sah, wie die Wachen auf den Brustwehren der Burgmauer umhergingen und die Umgebung beobachteten. Keine anderen Bewegungen waren für ihr Auge erkennbar, während sie versuchte, ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Ein leises Klopfen an der Tür ließ sie herumfahren. Doch als Cora öffnete, stand da nicht ihr Ehemann, sondern Ailsa, die einen Berg Wäsche in den Armen hielt. Die ältere Frau flüsterte Cora etwas zu, woraufhin diese wenige Augenblicke darauf den Raum verließ. Nachdem sie die Wäsche aufs Bett gelegt hatte, kam die Alte zu ihr.
„Hier, Mylady, ich habe Euch ein frisches Kleid und einen Umhang mitgebracht. Wenn Ihr Euch umgezogen habt, kann ich Euch das Haar bürsten, falls Ihr das möchtet.“
Ohne nachzudenken, tat Jocelyn, was Ailsa ihr vorschlug, und nach kurzer Zeit saß sie vor dem Kamin. Das langsame, gleichmäßige Bürsten beruhigte ihre Nerven, während sie darauf wartete, dass das Schicksal seinen Lauf nahm. Würde er bald eintreffen? Würde er sie einfach nehmen und ihr keine Wahl lassen? Unruhig rutschte sie auf ihrem Hocker hin und her, da immer mehr Zweifel und Bedenken in ihr hochkamen.
„Mylady, gibt es irgendetwas, das Ihr mich fragen möchtet?“
Verdutzt über diese Frage, drehte sich Jocelyn um und sah die Bedienstete an. „Wie meinst du da, Ailsa?“
„Nun, ich dachte, dass Eure Mutter Euch vielleicht nicht auf die Hochzeitsnacht vorbereitet hat.“
„Nein, Ailsa, es gibt nichts, was ich dich fragen müsste.“
„Gut. Dann hat Eure Mutter gesagt, was Euch erwartet?“
„Nun, eigentlich hat sie mir gesagt, dass mein Ehemann mir alles erklären wird, was ich wissen muss“, flüsterte Jocelyn, die sich nun nicht mehr so sicher war, ob das tatsächlich eine kluge Vorgehensweise war. Bei Ewan mochte das noch zugetroffen haben, aber da nun Connor derjenige war, hätte sie doch gern gewusst, was sich zwischen ihnen abzuspielen hatte.
„Seid Ihr Euch ganz sicher?“, hakte Ailsa nach, während Jocelyn sich von ihrem Platz am Kamin erhob.
„Du hast die Lady gehört, Ailsa. Ihr Ehemann wird ihre Fragen beantworten.“
Jocelyn schnappte erschrocken nach Luft und drehte sich um. Connors Anblick, wie er da den Türrahmen
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