Das Geheimnis des Highlanders (German Edition)
wollte er nur das zu sich nehmen, was vor ihm auf der Tafel stand, und danach zu Bett gehen.
„Hat sie dir etwa während meiner Abwesenheit weiter Ärger bereitet?“ Das musste das eigentliche Problem sein, denn Duncan interessierte sich so wenig wie er selbst für das Empfinden einer Lady, was schickliches oder unschickliches Verhalten betraf. Duncan war in erster Linie wütend, weil er auf der Burg hatte zurückbleiben müssen. Lieber hätte er gegen gewaltsame Eindringlinge gekämpft, als sich der Nöte einer gerade eben erst verheirateten Frau anzunehmen.
„Sie hat nach ihrem Bruder gesucht.“
„Hattest du etwas anderes erwartet?“ Er füllte seinen Löffel mit dicklichem Porridge.
„Du Bastard! Du hast mich absichtlich hier zurückgelassen!“ Duncan schlug mit der Faust auf die Tischplatte und schüttelte den Kopf. „Du wusstest, das würde ihre größte Sorge sein.“
„So wie ein Hund sich nur für ein saftiges Stück Fleisch interessiert.“ Er löffelte weiter sein Porridge und brach ein Stück vom Brot ab. „Und was hast du ihr gesagt?“
Innerlich hoffte Connor, dass Duncan ihr alles anvertraut hatte. Wenn sie erst einmal akzeptierte, wie er die Angelegenheit um ihren Bruder und die versprochene Hilfe für ihren Clan geregelt hatte, würde sie sich umso leichter in die für sie vorgesehene Rolle fügen. Nachts hatte sie in seinem Bett zu liegen, tagsüber sollte sie ihm besser aus dem Weg gehen.
„Ich sagte ihr, über ihren Bruder müsse sie mit dem Laird reden.“
Duncan trank einen Schluck Ale. Dass er nicht die ganze Wahrheit erzählt hatte, konnte Connor ihm anmerken.
„Und weiter?“, hakte er nach.
„Sie war beunruhigt, dass Athdar etwas zugestoßen sein könnte …“
„Also hast du ihr mitgeteilt, dass ich ihn gestern wegschickte, nachdem sie mit ihm gesprochen hatte.“
„Nein.“ Duncan schüttelte den Kopf. „Das wollte ich dir überlassen.“
Connor zog eine Braue hoch, um Duncan wissen zu lassen, dass er dessen Versuch durchschaut hatte, ihn aus der Fassung zu bringen. „Und sie stellte keine weiteren Fragen?“
„Ich gab ihr nur noch zu verstehen, Athdar sei wohlauf.“
„Aha! Wusste ich’s doch. Du konntest nicht widerstehen, ihr letztlich doch noch etwas über ihren Bruder zu berichten.“
Duncan trank seinen Becher aus und erhob sich anschließend. Seine Wut war ihm deutlich anzusehen. „Ich weiß, du bist zu vielen Gemeinheiten fähig, Connor, aber ich hätte nicht gedacht, dass du dich ihr gegenüber so grundlos gehässig verhältst.“ Er knallte den Becher auf die Tafel, das laute Geräusch hallte von allen Seiten des Saals wider.
„Vielleicht habe ich ja einen Grund“, konterte Connor, obwohl er genau wusste, dass er keinen hatte, zu dem er sich bekennen wollte.
„Dann nenn ihn mir. Sag mir, was deine Pläne für den Clan sind.“
„Ich will aus den MacLeries den mächtigsten und am besten geschützten Clan im westlichen Schottland machen, selbst wenn das bedeutet, dass ich einen Eid auf den englischen König Edward III. ablegen muss, so wie es andere schon getan haben. Ich will, dass mein Clan aufblüht, wächst und gedeiht. Das sehen meine Pläne vor.“
„Deine Worte sind die des alten Lairds. Du stehst noch immer in seinem Schatten, und das wirst du auch weiterhin tun, bis du …“ Duncan beugte sich vor und flüsterte schroff: „Ich dachte, wenn du dir wieder eine Frau nimmst, bedeutet das, du bist bereit, die Vergangenheit hinter dir zu lassen … deine Vergangenheit.“
„Du riskierst viel, Cousin“, herrschte Connor ihn an und erhob sich ebenfalls.
„Irgendjemand muss so mit dir sprechen. Nach Kennas Tod hast du dich wie ein Fremder verhalten. Dein Ziel war es, dafür zu sorgen, dass dich jeder fürchtet. Dann folgte der Tod deines Vaters, und du hast dich von einer noch härteren Seite gezeigt. Aber nun hast du wieder eine Frau …“
„Hüte deine Zunge, Duncan.“ Connor unterbrach seinen Cousin. Der Zorn in ihm wurde drängender und hitziger, und er ballte die Fäuste, während er gegen den Wunsch ankämpfte, Duncan mit einem gezielten Haken zum Schweigen zu bringen. „Was bringt dich dazu, solche Dinge zu sagen, Duncan? Fürchtest du um deine Position, wenn ich einen Sohn bekomme?“
Duncan spuckte auf den Boden. Connor vermutete, dass dies nicht der wahre Grund für dessen Verärgerung war. Auch wenn in den Highlands immer stärker die Gewohnheit um sich griff, bei der Erbfolge alte Sitten außer Acht zu lassen,
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