Das Geheimnis des Highlanders (German Edition)
gehüllt wie der Laird selbst. Auch wenn die Sonne es durch die dichte Wolkendecke geschafft hatte, konnten ihre Strahlen dieses Dunkel nicht durchdringen. Irgendwie war das Ganze sogar sehr passend: ein finsterer, beängstigender Ort als Heimat für eine Bestie, die dort lauerte.
Als ob der Gedanke ihn herbeschworen hätte, sah sie plötzlich Connor MacLerie vor sich, der eins zu sein schien mit seinem Pferd, das fast von der gleichen Farbe war wie er selbst. Und nach dem Schnauben und Stampfen des Tieres zu urteilen, war das Temperament der beiden auch so gut wie identisch. Er ruckte heftig an den Zügeln und brachte seinen Hengst zur Räson.
„Habt Ihr Euch verlaufen, Lady MacLerie?“, fragte er.
Sie legte den Kopf in den Nacken, um ihm in die Augen zu sehen. „Nein, Laird. Ich bin nur auf dem Rückweg vom Dorf. Ich weiß, wo ich langgehen muss.“
„Wo ist Ailsa? Sie sollte an Eurer Seite sein!“ Er sah in die Richtung, aus der sie gekommen war.
„Ich habe sie bei ihrer Tochter Margaret zurückgelassen.“
„Sie dient Euch“, sagte er. Sein Pferd wurde wieder unruhiger, blähte die Nüstern und schüttelte die Mähne, als würde es die zunehmende Verärgerung seines Reiters spüren.
„Ailsa dient mir, indem sie mir meinen Freiraum lässt.“
„Freiraum? Wofür braucht Ihr einen Freiraum?“
„Ich beabsichtige, in meine Gemächer zurückzukehren und mich eine Weile auszuruhen“, erwiderte sie seufzend. Er würde wohl jedem ihrer Worte etwas entgegensetzen, jedem ihrer Argumente widersprechen. „Ich benötige keine Bedienstete, die vor meiner Tür sitzt, während ich mich ausruhe. Margaret dagegen kann ihre Hilfe viel besser gebrauchen.“
Er äußerte sich nicht, sondern schien kurz über ihre Worte nachzudenken. Die Sonne war wieder hinter den Wolken verschwunden, und ein kalter Wind kam auf. Sie zog das Schultertuch enger um sich und legte ihr Haar darüber.
„Dann kommt und gebt mir Eure Hand, ich bringe Euch zurück zur Burg“, entgegnete er schließlich und hielt ihr seinen Arm hin.
Sie fasste seine Hand, stellte einen Fuß auf seinen und ließ sich von ihm auf das Pferd ziehen, sodass sie sich hinter Connor setzen konnte. Der Hengst war nicht daran gewöhnt, zwei Reiter zu tragen, und lief irritiert hin und her. Connor nahm ihren Arm, damit sie seine Taille umfasste, mit der anderen Hand ordnete sie ihre Röcke. Als sie schließlich die Arme fest um ihn geschlungen hatte, trieb er das Pferd zum Weiterreiten an.
Jocelyn konnte die ihm innewohnende Stärke spüren, als er das äußerst kraftvolle Pferd über den Weg zur Festung lenkte. Während sie sich an seinen Rücken drückte, nahm sie die Wärme seines Körpers und das Spiel seiner Muskeln wahr, und sie ließ den Kopf gegen ihn sinken.
Obwohl er ihr kräftemäßig weit überlegen war, hatte er diesen Vorteil bislang noch nicht ausgenutzt. Er hatte sich den Weg in ihr Bett nicht erzwungen und auch in keiner anderen Hinsicht Gewalt angewandt. MacLerie besaß eine unglaubliche Energie, aber er wusste, wie er sie zu kontrollieren und einzusetzen hatte – so wie jeder intelligente Mann.
Er roch nach einer männlichen Mischung aus Leder, Wolle und einem weiteren, ihm eigenen Aroma, das sie nicht zu bestimmen wusste. Es war eine berauschende Mixtur, die sie da einatmete, und sie erinnerte sie an das Gefühl, als er sich in ihr befunden hatte, als er sich in ihr bewegte und tiefer und tiefer in sie eindrang.
Jocelyn riss sich aus ihrem Tagtraum und stellte fest, dass sie zurück in der Burg waren und einer der Stallburschen bereits darauf wartete, ihr vom Pferd zu helfen. Ihre Wangen glühten als Folge ihrer ausschweifenden Gedanken, und sie benötigte einen Moment, ehe sie die Hilfe des Jungen annehmen konnte.
Als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte, zog sie Kleid und Schultertuch zurecht, dann sah sie ihren Ehemann an. Seine Augen glänzten, und ihr wurde klar: Er hatte an das Gleiche gedacht wie sie. Mit einem Mal war ihr Mund wie ausgetrocknet, und ihre Kehle fühlte sich so ausgedörrt an, dass sie kaum schlucken konnte.
„Ich werde nicht wie geplant zum Abendessen zurückkommen, Mylady“, sagte er.
„Ich werde es den Koch wissen lassen“, antwortete sie und war froh darüber, dass ihre Stimme nicht verriet, welcher Kampf in ihrem Inneren tobte.
„Wartet aber auf mich.“
Es war deutlich, was er damit meinte. Seine Worte waren mehr Befehl als Bitte, aber auch jetzt merkte sie ihm an, dass er nicht
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