Das Geheimnis des Highlanders (German Edition)
einen entschlossenen Ausdruck an, und sie straffte die Schultern wie jemand, der sich für ein Gefecht bereit machte.
„Dies hier ist jetzt Euer Zuhause, einen anderen Ort gibt es für Euch nicht“, wisperte er ihr zu. „Und ich möchte diese Unterhaltung nicht hier führen.“
Er war derjenige, der mit Fug und Recht verärgert sein durfte. Als er in die Burg zurückkehrte, fand er sie praktisch menschenleer vor, wenn man von ein paar Bediensteten, die sich seiner annahmen, und von denjenigen absah, die sich im großen Saal schlafen gelegt hatten. Also begab er sich auf die Suche nach Duncan, den Ältesten, sowie Rurik, musste jedoch feststellen, dass sie alle ins Dorf gegangen waren, um die Hochzeit zu feiern. Danach betrat er die Gemächer seiner Frau, die dort auf ihn hätte warten sollen, die aber gleichfalls die Festung verlassen hatte. Ob er nun früher zu ihr kam als sonst, das spielte keine Rolle, sie hatte dort zu sein und auf ihn zu warten.
Tatsächlich war ihm der Gedanke gekommen, sie könnte ihn verlassen haben. Zwar blitzte er nur für kurze Zeit auf, jedoch lange genug, um ihm Sorgen zu bereiten. Als er für diese Möglichkeit aber keinerlei Anzeichen erkennen konnte, ließ er diese Überlegung fallen.
Schließlich fiel ihm ein, dass sie sich in letzter Zeit oft im Dorf aufgehalten hatte und sie vermutlich zur Hochzeitsfeier eingeladen worden war. Er selbst hatte zwar seine Hand mit im Spiel gehabt, um für die junge Frau einen geeigneten Bräutigam zu finden, doch ihm war es nie in den Sinn gekommen, an der Zeremonie oder der Feier teilzunehmen. Seine Pflicht als Laird war damit erfüllt, dass er alles Notwendige in die Wege geleitet hatte.
Connor straffte ebenfalls seine Schultern und räusperte sich. Er hörte, wie vor allem einige der Frauen erschrocken nach Luft schnappten, und schüttelte den Kopf. Was hatte er getan, dass man ihm mit solcher Angst begegnete, abgesehen davon, dass er seine Befehle hinausbrüllte und nicht gut auf Ratschläge jeglicher Art zu sprechen war?
Natürlich gab es da die Tatsache, dass er seine erste Frau getötet hatte, weil sie ihm nicht gefällig war.
Jeder, der sich an jenem Abend in der Festung aufgehalten hatte, hielt ihn nach wie vor für gefährlich, vor allem die Frauen, von denen auch jetzt etliche zu den Gästen zählten. Ihre Gesichter nahmen einen mitfühlenden Ausdruck an, sobald sie Jocelyn ansahen, als erwarteten sie, dass er jeden Augenblick mit der Faust ausholte und sie erschlug. Es war unwichtig, wie viele Tage, Wochen, Monate in Folge er damit zubrachte, sich um ihre Bedürfnisse zu kümmern und sie zu beschützen – sie fürchteten ihn dennoch. Als er ihren Blicken begegnete, wichen ein paar der Frauen vor ihm zurück. Zwar wusste er genau, er hatte sich das selbst zuzuschreiben, dennoch ärgerte es ihn.
Connor drehte sich zu seiner Frau um und hielt ihr seine Hand hin. Trotz allem, was sie empfinden mochte und was ihre Körperhaltung bedeutete, zögerte sie nicht, sie zu ergreifen. Danach führte er sie an den Gästen vorbei, die immer noch ängstlich dreinschauten, und blieb mit ihr vor dem frisch vermählten Paar stehen.
„Die Lady und ich wünschen euch viel Glück, Angus.“ Er hielt inne, verbeugte sich vor dem Paar und ging mit Jocelyn zu seinem Pferd. Dort angelangt, sah er sich um und fragte verwundert: „Warum kommt Ihr stets zu Fuß her, wenn Euch ein Pferd zur Verfügung steht?“
Er schob einen Fuß in den Steigbügel und saß auf. Anschließend beugte er sich vor und half ihr, hinter ihm Platz zu nehmen. Obwohl sie jede seiner Bewegungen genau beobachtete, war sie mit den Gedanken erkennbar woanders. Dann fielen auch ihm die Stimmen auf, die zwischen den Bäumen hindurch bis zu ihnen drangen.
„Angus ist nicht der Einzige, der diese Nacht im Bett einer Ehefrau verbringen wird“, rief ein Mann.
„Aber Angus wird länger in dem Bett bleiben als …“ Der Sprecher verstummte abrupt, und Connor vermutete, dass eine Geste ihn dazu veranlasst hatte, da nach einer kurzen Pause schallendes Gelächter folgte. „Er ist im Bett seiner Frau schneller als bei einer Hure.“
Hätte Jocelyn nicht eine so bestürzte Miene gemacht, wäre er zu den beiden Männern geritten, um denjenigen zu würgen, der solch beleidigende Äußerungen machte. „Kommt, es wird allmählich kalt, und Ihr tragt keinen Mantel.“ Er zog sie nach vorn, damit sie quer auf seinen Oberschenkeln saß, anstatt sich an seinen Rücken zu drücken. Dann
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