Das Geheimnis des Highlanders (German Edition)
solange die Ehe nicht vollzogen war. Da auch die nächste Truhe außer Bettlaken nichts hergab, knallte sie aufgebracht den Deckel zu und schüttelte den Kopf. Sie war hier gefangen, bis sich jemand von der Dienerschaft bei ihr blicken ließ. Kurzerhand griff sie nach der Bürste, die auf einem Beitisch lag, und brachte ihr Haar in Ordnung, um es dann rasch zu einem Zopf zu flechten.
Ihre Betriebsamkeit war den Bediensteten offenbar nicht entgangen, da kurze Zeit später angeklopft wurde und ein junges Mädchen eintrat, um ihr einen Eimer mit heißem Wasser zu bringen. Nach einem Knicks goss es einen Teil des Wassers in eine Schüssel neben dem Bett und stellte den Eimer neben dem Kamin ab. Mit jener aus langer Erfahrung geborenen Schnelligkeit entzündete das Mädchen ein Feuer im Kamin, danach wandte sie sich zum Gehen, blieb aber an der geöffneten Tür noch einmal stehen.
„Mylady, der Laird bittet Euch, sich zu ihm in den Saal zu begeben, um das Frühstück einzunehmen.“
„Ich fürchte, das kann ich nicht … wie heißt du?“
„Cora, Mylady.“ Wieder machte sie einen Knicks.
„Cora, sag bitte dem Laird, ich kann seinem Wunsch nicht nachkommen …“
Bevor sie zu Ende gesprochen hatte, war das junge Dienstmädchen verschwunden. Jocelyn wollte nicht glauben, dass ein Mensch sich so rasch entfernen konnte, doch von einem Augenblick auf den nächsten war sie wieder allein. In der Hoffnung, dass jemand zu ihr kommen würde, dem auch auffiel, dass sie Kleidung brauchte, begann sie, sich zu waschen. Sie zog die um sie geschlungenen Stofftücher zurecht, beugte sich vor und tauchte die Hände in das heiße Wasser, um es sich ins Gesicht zu spritzen. Gerade griff sie nach einem Leinenstück, um sich abzutrocknen, als sie hinter sich einen solchen Lärm hörte, dass sie sich erschrocken umdrehte. Dabei verloren die Tücher ihren Halt, und ehe sie nach ihnen greifen konnte, waren sie bereits bis auf die Hüften gerutscht. Sie sah zugleich hoch, da sie mit Cora rechnete.
Doch da stand ihr Ehemann Connor MacLerie.
Sein bedrohlicher Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran, warum man ihn die Bestie nannte. Alles, was sie ihm hatte sagen wollen, blieb ihr nun im Hals stecken, als seine Augen über ihren Körper wanderten und an ihren Brüsten hängen blieben. Am liebsten hätte sie ihm eine Ohrfeige verpasst, um ihm diesen lüsternen Blick auszutreiben, aber als ihr Ehemann hatte er nicht nur das Recht, sie so anzuschauen, er durfte sie auch berühren, wann immer er das wollte. Ihr lief ein Schauer über den Rücken. Schließlich sah er ihr in die Augen.
„Wie ich sehe, hat nicht einmal die Nachtruhe, die ich Euch gewährt habe, Eure Einstellung ändern können. Ihr weigert Euch also, selbst meiner bescheidensten Bitte nachzukommen?“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und trat einige Schritte auf sie zu. Obwohl sie am liebsten vor ihm zurückgewichen wäre, gab es für sie keinen Fluchtweg.
„Laird“, sagte sie und schaute sich suchend um. „Ich habe mich Eurer Bitte nicht verweigert.“
„Ich verlangte einzig von Euch, nach unten in den Saal zu kommen, und das habt Ihr abgelehnt. Ungehorsam nennt man das. Oder wie sollte ich sonst dieses Verhalten bezeichnen?“
Einen solchen Anfang durfte ihr Eheleben auf keinen Fall nehmen. Ein simples Missverständnis, das schwerwiegende Folgen nach sich ziehen konnte, wenn sie es nicht behutsam aufklärte. Als sie ihn nun anschaute, wurde ihr bewusst, dass sie ihn bei ihrer Ankunft gar nicht richtig zur Kenntnis genommen hatte. Sie war erschöpft gewesen, von Kopf bis Fuß mit feuchter, dreckiger Erde bedeckt und voller Angst und Sorge um das Wohl ihres Bruders. Die erste Begegnung mit MacLerie und die Hochzeit hatte sie nur wie durch einen dichten Nebel wahrgenommen. Jetzt dagegen, im strahlenden Sonnenschein, konnte sie sehen, dass sie einen ausgesprochen gut aussehenden Mann geheiratet hatte. Connor war größer als ihr Vater, sogar größer als Ewan, und die beiden hatten sie schon deutlich überragt. Sein Haar trug er streng nach hinten gekämmt, an den Schläfen war es zu kleinen Zöpfen geflochten. Das Gesicht war glatt, und seine schroffen Züge betonten seine Männlichkeit. Nahezu bronzefarbene Augen starrten sie an und ließen seinen Zorn über ihre Widerspenstigkeit erkennen, die sich nicht nur gegen ihn als Ehemann, sondern auch als Laird richtete.
„Mylord, ich habe keine Gewänder.“ Sie verbeugte sich vor ihm, so tief es ging. Auch wenn
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