Das Geheimnis des Highlanders (German Edition)
sie seine Reaktion dadurch nicht beobachten konnte, hörte sie, wie er sich räusperte.
„Keine Gewänder?“, fragte er.
„Nein, Mylord. Es scheint in diesem Gemach nichts zu geben, das ich hätte anziehen können, um zu Euch in den Saal zu kommen. Es sei denn, Ihr wollt, dass ich nackt vor Euren Clan trete.“
Er gab einen erstickten Laut von sich, während draußen im Gang jemand lachte. Jocelyn hob den Kopf gerade so weit, um Connors Stiefel wahrnehmen zu können. Er ging zur Tür, dann war ein Scharren zu hören, und Augenblicke später landete ein Bündel Kleidung gleich neben ihr auf dem Boden. Sie schaute nun ganz hoch und entdeckte ein weiteres Mal MacLerie, dessen Blick abermals auf dem nur locker um ihren Busen geschlungenen Tuch ruhte. Als sie sich nun zu dem Stoffbündel bückte und sich, nachdem sie ihn näher in Augenschein genommen hatte, wieder erheben wollte, verlor sie das Gleichgewicht und kippte nach hinten. Aber er bekam ihre Arme zu fassen und verhinderte so, dass sie mit dem Kopf auf dem Steinboden aufschlug. Er zog sie an seine Brust, bis sie wieder sicher auf ihren Füßen stand.
„Jetzt zieht Euch an und kommt nach unten in den Saal.“ Mit rauer Stimme flüsterte er ihr diese Aufforderung ins Ohr.
„Aye, Mylord“, antwortete sie, woraufhin er sie losließ und sich entfernte. Sie konnte ihn jedoch nicht weggehen lassen, ohne sich nach dem Befinden ihres Bruders zu erkundigen.
„Laird?“, rief sie ihm nach. Er blieb stehen, drehte sich jedoch nicht zu ihr um. „Musste mein Bruder dafür büßen, dass wir meinetwegen vergangene Nacht nicht die Ehe vollzogen haben?“
Wieder hörte sie ein überraschtes Räuspern aus dem Gang. Jocelyn konnte aber den Blick nicht von Connor abwenden, da dieser sich plötzlich umwandte und ihr in die Augen sah. Er straffte die Schultern, was ihn noch größer erscheinen ließ, und kam mit bedrohlicher Miene zu ihr zurück. Bei jedem Schritt öffnete und ballte er die Fäuste. Dann blieb er so dicht vor ihr stehen, wie es möglich war, ohne sie dabei zu berühren. Er schaute auf sie herab, und als er seine Erwiderung förmlich herauspresste, da spürte sie die Wut, die in jedem Wort mitschwang.
„Euer Bruder ist für sein eigenes Verhalten verantwortlich, so wie Ihr für Eures. Und jetzt kleidet Euch an und begebt Euch nach unten.“
Der eisige Zorn in seiner Stimme ließ sie wie erstarrt dastehen, während er den Raum verließ und die Tür mit solcher Wucht hinter sich zuschlug, dass die Fensterrahmen rappelten. Für einen Moment richtete sich Jocelyns Aufmerksamkeit auf einen gedämpften Streit vor ihrem Gemach, doch als die Stimmen leiser wurden, wusste sie, Connor und seine Begleiter hatten sich entfernt. Vor Angst zitternd, sank sie auf die Knie.
Wie lange sie dort auf dem Boden verharrte, wusste sie nicht, doch irgendwann bemerkte sie ein Flüstern und Tuscheln vor ihrer Tür. Sie rieb sich mit den Händen übers Gesicht, als wolle sie so die Furcht vertreiben. Danach riss sie sich zusammen und richtete sich wieder auf, auch wenn sie weiterhin zitterte. In dem hingeworfenen Bündel fand sie ein sauberes Unterkleid, ein Übergewand und Strümpfe. Nachdem sie sich einige Zeit mit den Schnüren abgemüht hatte, war sie endlich fertig angezogen. Sie beschloss, ein Stück eines karierten Stoffes als Schultertuch umzulegen, und erneut versuchte sie, ihr inneres und äußeres Beben in den Griff zu bekommen.
Nachdem sie einige Male tief durchgeatmet hatte, fühlte sie sich bereit, Connors Ruf zu folgen. Als sie die Tür öffnete, traf sie dort zu ihrer Überraschung auf Duncan und Ailsa. Letztere machte einen Knicks, und er verbeugte sich höflich, nachdem er sich für die Dauer ihrer Reise hierher immer nur von seiner respektlosen Seite gezeigt hatte.
„Der Laird bat mich, Euch in den Saal zu begleiten.“
„Gut“, sagte sie und wartete, dass er voranging.
„Vielleicht würden Schuhe den Weg etwas angenehmer machen.“ Bei diesen Worten deutete er auf ihr eigenes Paar Stiefel, das wieder sauber war und glänzte. „Ich denke, der Laird möchte seine Braut nicht mit bloßen Füßen empfangen.“
„Gut“, antwortete sie auch dieses Mal und bückte sich, um die Stiefel anzuziehen.
„Wartet, Mylady, ich werde Euch dabei helfen“, warf Ailsa ein.
Die tüchtige Dienstmagd benötigte nur wenige Augenblicke, dann hatte sie ihr die Schuhe angezogen, und Jocelyn war bereit. Nein, ganz so stimmte es nicht. Sie war zwar jetzt komplett
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