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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
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nach einer Erwerbstätigkeit umsehen müssen.“
    „Wärest du bereit, mich an deine alte Wirkungsstätte zu begleiten?“
    „Ja, in aller Zucht. Aber wozu?“
    „Vielleicht könnten mir deine vielfältigen Kontakte zu den ehemaligen Kommilitonen nützlich sein. Ich möchte in Erfahrung bringen, was mit meinem Mann und Auerbach geschehen ist. Und, falls sie noch am Leben sind, wo sie sich befinden.“
    Friedrich überlegte kurz. „Ja, ich bin dabei. Ich habe auch schon eine Idee, wie das zu schaffen wäre. Ich muss dich aber bitten, mich finanziell ein wenig zu unterstützen, wenn das möglich ist. Wir brauchen zwei Unterkünfte.“
    Plötzlich sprang Barbara auf und lief schluchzend aus dem Zimmer. Elisabeth eilte ihr sofort hinterher. Als sie ihre Tochter in einer Ecke kauernd und hemmungslos weinend fand, stellte sie sich neben sie und strich ihr über den Kopf. Doch Barbara ließ sich kaum trösten.
    „Das ist ungerecht!“, schluchzte sie. „Wochenlang habe ich Friedrich nicht gesehen und kaum ist er hier, nimmst du ihn mir wieder weg.“
    „Ich verstehe dich ja. Ich verstehe dich sogar sehr gut. Aber ich nehme ihn dir nicht weg.“
    „Ich sehe doch, wie er dich verehrt.“
    „Barbara, bitte, ich könnte seine Mutter sein. Wenn ich ihn in Anspruch nehme, dann hat das völlig andere Gründe. Als Weib habe ich nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten, deinen Vater zu suchen. Friedrich kennt die Universität und viele Kommilitonen. Außerdem schickt es sich nicht, als Frau alleine zu reisen. Das würde die Aussicht auf Erfolg zunichtemachen. Nur so kommen wir noch weiter.“
    „Ich weiß es ja, aber es ist so ungerecht.“ Barbara schlug mit den Fäusten gegen die Wand.
    „Was in der Welt ist gerecht? Barbara, ich kann dir nicht versprechen, dass dein Leben leicht sein wird. Ich kann dir nicht versprechen, dass dich kein Unglück ereilen wird. Aber eines kann ich dir versprechen: dass du und deine Schwestern das Liebste sind, was ich im Leben habe, und dass ich alles tun werde, um euch eine gute Begleiterin ins Leben zu sein. Dazu gehören manchmal auch unangenehme Entscheidungen.“ Nach kurzem Zögern fuhr sie fort: „Und ich habe eine große Aufgabe für dich.“
    Barbara drehte sich mit tränennassen Augen ihrer Mutter zu. „Was denn?“
    „Ich möchte, dass du mich während meiner Reise vertrittst. Ich habe dich bereits empfohlen und meine Brotgeber sind einverstanden damit. Kannst du dir vorstellen, diese Arbeit zu übernehmen?“
    „Aber ich weiß doch gar nicht, ob ich geschickt dazu bin?“
    „Genau das wirst du dann ausprobieren können.“ Sie strich ihrer Tochter über das Haar. „Wenn ich nicht wüsste, dass du dafür sehr begabt bist, hätte ich den Vorschlag gar nicht gemacht.“
    „Jetzt will ich aber mit Friedrich zusammen sein.“
    „Ja, das sollst du.“
    Kalt fegte der Wind durch die menschenleeren Gassen der Universitätsstadt. Lediglich in der beliebten Schenke „Zum Bären“ deuteten bewegte Schatten hinter den Butzenscheiben und vielfältiges Stimmengewirr an, dass nicht die ganze Bevölkerung sich in die heimischen Stuben zurückgezogen hatte.
    Friedrich von der Aue, in einen warmen Pelz gehüllt, hatte vor dem „Bären“ gestanden und eine Weile überlegt. Nun schritt er entschlossen durch die Tür. Sogleich umgaben ihnheftige Wortgefechte. Er wurde nicht sofort erkannt. Das lag nicht nur an seiner winterlichen Vermummung, er hatte auch sein Aussehen verändert, indem er sich statt seines kleinen Schnauzers einen Vollbart hatte stehen lassen – sehr zum Unwillen Barbaras.
    „Was darf’s sein?“ Der Wirt hatte seinen neuen Gast schon bemerkt.
    „Eine Kanne Einbecker.“
    „Kommt sofort!“
    Als Friedrich den schäumenden Krug in der Hand hielt, blickte er sich um. Viele Gesichter der jüngeren Gäste kamen ihm bekannt vor, es waren fast alles Studenten der Universität. Sie schienen ihn jedoch nicht zu erkennen. In einer Ecke saßen die Handwerksburschen für sich und beobachteten argwöhnisch das Verhalten der Studenten. Plötzlich flog die Tür wieder auf und eine Gruppe Stadtsoldaten erschien mit drohender Gebärde. Sofort fragte der Wirt nach ihren Wünschen.
    „Jetzt nicht, später vielleicht. Wir sind noch im Dienst.“ Der Anführer war ein richtiges Raubein. Er war es gewohnt, dass man seinen Befehlen gehorchte. „Benehmen sich Eure Gäste?“
    „Wie Ihr seht.“
    „Na gut, dann bis später.“ Und so schnell, wie sie gekommen waren, verschwanden die

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