Das Geheimnis des Himmels
entsprechen.“
„Fürchtet der feine Herr um seine saubere Weste?“ Ein kleiner rundlicher Teilnehmer war aufgesprungen.
„Lassen wir die Animositäten!“ Der Vorsitzende unterbrach den beginnenden Streit mit harscher Stimme. „Der Reihe nach. Wer stimmt zu, Bernhardi an Leib und Leben zu bestrafen, sodass er weiterhin nicht mehr im Dienste des Satans sein schändliches Treiben ausüben kann?“
Das Ergebnis war einstimmig.
„Wer stimmt dafür, dass Bernhardi zu diesem Zweck an eine andere Stelle verbracht wird?“
Rund zwei Drittel der Teilnehmer hoben zögerlich die Hand.
„Dann bleibt die Frage, wo dieses zu geschehen hat.“
Niemand rührte sich oder bot sein eigenes Anwesen an.
Jetzt erhob der Gesandte seine Stimme: „Wenn ich einen Vorschlag machen darf?“
„Ja, bitte!“
„Ich biete mich an, mit einigen zuverlässigen Leuten Bernhardi aus dem Verlies zu entfernen. Nicht weit von Graf Hohensteins Anwesen ist ein Wald. Dort wird sich eine geeignete Stelle finden lassen.“
Die Anwesenden schienen froh, mit diesem Vorschlag der eigenen Verantwortung enthoben zu sein, und stimmten mit einmütigem Kopfnicken zu.
Wieder ergriff der Vorsitzende das Wort: „Dann ist das geklärt. Ihr werdet so bald als möglich Vollzug melden. Die Familie wird weiterhin beobachtet, auch wenn keine sonderliche Gefahrmehr von ihr ausgehen dürfte. Lediglich die Rolle des künftigen Schwiegersohnes bleibt unklar. Deshalb werden wir auf ihn besonders zu achten haben. Bisher hat er im Zusammenhang mit der teuflischen Apparatur gar nichts unternommen. Entweder kennt er sie nicht – oder er interessiert sich nur für die Tochter.
Mir ist bekannt, dass einige unter Euch auch ihn lieber tot als lebendig sähen. Wir müssen aber Nutzen und Gefahr abwägen. Solange er uns nicht gefährlich wird, ist es besser, ihn leben zu lassen. Dann gibt es auch keine öffentlichen Untersuchungen. Und sein Vater ist bekanntlich nicht ohne Einfluss. Wir haben uns verpflichtet, möglichst unsichtbar zu wirken. Und dabei soll es auch bleiben. Eine letzte Sache gibt es aber noch zu erledigen …“
Bei den letzten Worten hatte sich die Aufmerksamkeit der Zuhörer gesteigert. Alle reckten den Hals, als der Vorsitzende das Kästchen in seine Hände nahm, das auf dem Tisch lag. Langsam öffnete er es, zog eine Röhre hervor und hielt sie hoch.
„Hiermit übergebe ich dich, du Werkzeug des Satans, deiner gerechten Strafe.“ Er schleuderte den Apparat ins Feuer, das hinter ihm im Kamin loderte. „Eine gerechte Ketzerstrafe für Mensch und Sache.“ Mit einem lauten Knacken zerbarst das Gerät.
Das Feuer wurde noch zwei Tage am Brennen gehalten, dann streute man die Überreste mit der Asche in den nahe gelegenen Fluss.
Der kleine Wagen rollte bis vor das Burgtor. Ein bewaffneter Knecht trat aus dem Schatten heraus und fragte nach dem Begehr der Angekommenen. Auf dem Kutschbock saß ein vornehm gekleideter junger Mann.
„Gott zum Gruße!“
„Wer seid Ihr und was wünscht Ihr?“ Der Knecht war wederein Freund ausgewählt höflicher Worte noch an einem längeren Dialog interessiert.
„Die vornehme Dame, die ich bis hier zu begleiten das Vergnügen hatte, wünscht den Herrn Grafen in einer dringenden Angelegenheit zu sprechen.“
„Wer ist sie?“
„Gräfin Bernhardstein.“
„Nie gehört.“
„Es erwartet sicherlich niemand, dass Ihr den gesamten Adel des deutschen Landes kennt.“ Friedrichs Stimme wechselte von höflicher Zurückhaltung zu bestimmter Festigkeit.
Der Knecht gab sich nun großmütig. „Ich habe heute meinen guten Tag, deshalb werde ich versuchen, Euch anzumelden. Wenn es mir der Graf böse auslegt, werdet Ihr mich kennenlernen. Ihr wartet hier so lange!“
Der Knecht entfernte sich.
Friedrich stieg ab und öffnete die Kutschentür. „Hoffentlich ist unsere Reise nicht hier schon zu Ende. Wer ist dieser Graf Hohenstein eigentlich?“
„Wir wollen uns nicht so schnell entmutigen lassen. Dieser Graf spielt eine besondere Rolle bei der Vermittlung zwischen dem Adel und der kaiserlichen Verwaltung. Ein richtiger Emporkömmling. Aber einer mit dem richtigen Riecher. Keiner Seite richtig verpflichtet und darum für alle unangreifbar. Schon seine Vorgänger haben es verstanden, sich mit Geschick unentbehrlich zu machen. Und so haben sie es geschafft, aus einfachen Verhältnissen stammend bis in den Adelsstand erhoben zu werden. Wie mir zugetragen wurde, bemüht sich der Graf gerade um eine feste Position am
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