Das Geheimnis des Himmels
meine Töchter?“ Der Magister betete inständig, dass seine Argumente plausibel klangen. Wenn auch nur eine der dunklen Gestalten Elisabeth kannte, dann hatte er sich jetzt schon lächerlich, ja völlig unglaubwürdig gemacht.
„Wir lassen sie überwachen. Bei dem kleinsten Verdacht, dasssie von Eurem Teufelswerkzeug auch nur erzählt, wird eine Eurer Töchter sterben. Sollte der Verdacht dann immer noch bestehen, ist es um ihrer aller Leben geschehen.“
Leichenblass starrte Bernhardi sein Gegenüber an. Er nickte.
„Wer hat noch Kenntnis von der Ungeheuerlichkeit?“
„Niemand. Ich bin noch lange nicht so weit, dass ich verstehen und prüfen könnte, ob es sich um eine Legende handelt, ob das Instrument brauchbar ist oder alles nur blühende Fantasie. Weshalb werde ich verfolgt und misshandelt, nur weil ich tue, wozu ich Magister geworden bin?“
„Wäret Ihr Magister geblieben und hättet Euch an die festen göttlichen Wahrheiten gehalten, so wäret Ihr jetzt noch in einem Hörsaal zu finden. Aber Eure Briefe geben Anlass zu anderen Annahmen. Nein, sie beweisen sogar, dass Ihr Euch in den Dienst Satans gestellt habt. Egal, das spielt jetzt auch keine Rolle mehr. Da seht Ihr unsere Fürsorge um Euch. Dieser Sorge seid Ihr von nun an enthoben. Ihr werdet dem Schicksal von Saalfelds folgen.“
„Was für ein Schicksal? Keiner weiß von seinem Lebensweg.“
„Spielt hier nicht den Einfältigen! Aber damit Ihr Euch auf Euer Schicksal besser vorbereiten könnt: Er ertrank zufälligerweise beim Bade. Ein unvorsichtiger Diener hatte sich dann nicht ausreichend um die Aufbahrung gekümmert. So ist leider sein Leichnam zusammen mit der Unterkunft, in der er aufgebahrt wurde, verbrannt.“
Die Worte waren so zynisch gesprochen, dass Bernhardi nicht lange über die wahren Abläufe zu spekulieren brauchte. Warum von Saalfeld allerdings die Gnade zuteilwurde, zuerst ertränkt und dann verbrannt zu werden, das hätte er gern gewusst.
„Ich will ein ordentliches Gericht!“ Er bemühte sich, mit fester Stimme zu sprechen, was ihm angesichts der Umstände jedoch nicht gelingen wollte.
„Ihr habt jedes Recht auf ein Gericht verwirkt. Ihr bekommt kein Gericht, sondern ein Urteil. Genießt Eure letzten Stunden und bereut!“
Bernhardi wollte unter allen Umständen verhindern, dass sein dunkles Gegenüber den Kontakt mit ihm abbrach. „Und wenn ich widerrufe … öffentlich … und das Instrument den Flammen übergebe?“
„Diese Geduld und Gnade ist uns schon zweimal übel gedankt worden. Jeder Widerruf und jede Abmachung wurde gebrochen. Ihr würdet nicht anders handeln. Und jetzt: Büßt!“
Mit einem kräftigen Tritt in den Unterleib verabschiedete sich der Häscher. Die Männer verließen die Zelle.
Auf der steilen Treppe nach oben kam ihnen Graf Hohenstein entgegen. „Nun, war der Gefangene geständig?“
„Er brauchte nichts mehr zu gestehen. Wir brauchen nicht einmal mehr die Instrumente anzuwenden. Ich werde dem Hohen Rat berichten und der wird das Urteil fällen. Wie es lautet, wissen wir alle. Dann werde ich Euch ein letztes Mal besuchen und Ihr seid dieses Problem endgültig los.“
„Mein Herr, ich habe Euch meine bescheidene Unterkunft zur Aufbewahrung des Täters zur Verfügung gestellt. Damit habe ich mein Versprechen und mein Bemühen um die gute Sache eingehalten. Mehr dürft Ihr von mir nicht verlangen. Als Gegenleistung erwarte ich auch etwas …“
Der Angeredete zog eine Augenbraue hoch. „Und das wäre?“
„Die Vollstreckung des Urteils darf nicht hier stattfinden. Für die Öffentlichkeit, die – wie Ihr ja wisst – ihre Ohren an den Wänden hat, möchte ich nicht das Geringste mit diesem Weltverschwörer zu tun gehabt haben. Und auch nicht mit der Vollstreckung eines geheimen Urteils auf meinem Besitz. Mein Ruf darf in dieser Zeit keinen Schaden nehmen.“
„Wollt Ihr Euch dem Willen der großen Hüterin widersetzen?“
„Nein, aber ich erwarte ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Do ut des. Oder soll ich den Eindruck bekommen, nur ein Spielball von Mächten zu sein, die im Finstern einsame Entscheidungen fällen?“
Nun klang die Stimme des Anführers der kleinen Untersuchungsdelegation schon versöhnlicher: „Natürlich sollt Ihr das nicht. Wir wissen Eure Unterstützung dankbar zu schätzen. Ich werde Euer Anliegen dem Hohen Rat wohlwollend unterbreiten. Guten Tag.“ Damit ließen sie den Grafen und seinen Knecht stehen und begaben sich auf den Weg nach
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