Das Geheimnis des Himmels
steckte er seine Waffe weg. „Was willst du?“
„Nun, ich brauche eine Auskunft. Du sollst mir nur erzählen, wo Magister Bernhardi sich aufhält.“
„Wie kommst du darauf, dass ich das weiß?“
Damit war das Gespräch an einem kritischen Punkt angelangt. Im Grunde genommen hatte Friedrich außer einem vagen Verdacht keinerlei Anhaltspunkte, ob dieser Oskar Windig wirklich so tief wie Maximilian Hartung in die Sache verstrickt war. Aber er war die letzte Hoffnung, das herausfinden zu können. Friedrich entschied sich zu einer List.
„Weil du der Verbindungsmann zwischen dem Rektor und der geheimnisvollen Macht bist, die versucht, Bernhardis Entdeckung zu verhindern. Und wenn du jetzt meine Frage nicht beantwortest, weiß morgen die ganze Stadt davon!“
Oskar Windig lief knallrot an. Friedrich hatte ins Schwarzegetroffen. „Woher … weißt du das?“ Windig geriet ins Stammeln.
„Auch ich stehe hinter einer Organisation, und wir haben mehr Möglichkeiten, als ihr wahrhaben wollt. Es nützt gar nichts, einige von uns beseitigen zu wollen. Also, zum letzten Mal: Wo ist Magister Bernhardi?“
Windig antwortete leise: „Auf der Burg Hohenstein … wenn er noch lebt.“
„Sieh an, es geht doch. Du hast dich richtig entschieden. Wenn ich dir einen letzten persönlichen Rat geben darf, dann versuche dich von nun an herauszuhalten. Ich fürchte, das ist die einzige Möglichkeit, wenn du nicht nur deine Karriere, sondern auch dein Leben behalten willst. Denke an Hartung! Wir haben hier mehr als nur einen Informanten. Sobald du auch nur irgendjemandem von meinem Besuch erzählst, ergeht eine Mitteilung an den Herzog und an die Universität. Hast du verstanden?“
Windig nickte nur kurz.
Friedrich steckte den Degen wieder an seinen Platz zurück und verließ eilig das „Lamm“. Er war sehr zufrieden. Eigentlich hatte er gar nicht so sehr gelogen, nur
seine
Organisation hatte einen bekannten Namen: die Bernhardis.
Ein letztes Mal klopfte er an diesem Abend an eine Tür. Elisabeth öffnete ihm.
„Friedrich, wie schön, dich wohlbehalten wieder hier zu sehen. Warst du erfolgreich?“
„Ja, sehr sogar.“
„Dann lass uns zur Sache kommen.“
Friedrich berichtete ausführlich von den Ereignissen des Abends. Gemeinsam überlegten sie, wie sie vorgehen könnten. Es war schon spät, als er das Haus wieder verließ.
37
Der lange Saal hatte sich gefüllt. Ungefähr zwanzig dunkel verhüllte Männer waren um den Tisch versammelt, auf dem in der Mitte ein kleiner Kasten lag. Diesmal war es nicht ganz so frostig im Raum wie bei den letzten Sitzungen, denn man hatte die riesige Feuerstelle mit Scheiten bestückt und angeheizt. Der Vorsitzende am Kopf des Tisches wartete, bis das leise Raunen verebbt war. Dann ergriff er das Wort.
„Ihr habt den Bericht erhalten. Ich fasse noch einmal zusammen: Der Anlass der Beunruhigung, Bernhardi, ist gefangen gesetzt. Er ist geständig und hat sich sogar, wie mir unser Abgesandter erklärte, zu einem Widerruf und der eigenhändigen Zerstörung des Teufelswerkzeuges bereit erklärt. Seine Verzweiflung scheint groß zu sein, wenn er glaubt, mit so einem unsinnigen Vorschlag durchzukommen. Wir können uns also ein peinliches Verhör ersparen. Bevor wir weiter voranschreiten, hat mein Gesandter Euch etwas mitzuteilen. Bitte!“
Eine groß gewachsene Gestalt erhob sich.
„Wir Ihr wisst, hat Graf Hohenstein uns seine Burg angeboten. Ich habe das Verhör, von dem unser Vorsitzender sprach, durchgeführt. Da es mir nicht gestattet worden ist, das Urteil, von dem wir ja alle wissen, wie es lauten wird, höchstpersönlich sofort zu vollstrecken, sollte also gleich ein einstimmiges Urteil gefällt werden. Ich bitte dabei noch einmal zu bedenken, dass alle früheren Versuche, die an diesen Machenschaften Beteiligten zum Schweigen zu verpflichten, fehlgeschlagen sind. Sie mussten zum Schweigen gebracht werden. Also dürfte das Urteil klar sein. Graf Hohenstein hat in diesem Zusammenhang eine Bitte geäußert. Er wünscht, nein, er verlangt eine Vollstreckung des Urteils außerhalb seines Anwesens. Er stecktin komplizierten diplomatischen Verhandlungen und möchte keinesfalls, dass seine Beteiligung an dem Unternehmen bekannt wird oder dass aus einem anderen Grund ein Makel auf seinen Leumund fällt. Ansonsten ist er der großen Hüterin wie immer treu ergeben. Ich denke, angesichts der Verdienste, die der Graf für unsere gute Sache erworben hat, sollten wir dem Wunsch
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