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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
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seines Rektors mit stoischer Ruhe zur Kenntnis. Er hatte ohnehin nicht mit einem erfreulichen Ausgang dieser Begegnung gerechnet.
    „Ja, meine akademische Laufbahn ist dann beendet.“
    „Noch bevor sie begonnen hat … Also, wie werdet Ihr Euch verhalten?“
    „Da ich keine andere Wahl zu haben scheine, werde ich noch heute diese Universität verlassen.“
    „Gut. Ihr dürft Euch entfernen.“
    Langsam drehte sich Friedrich um und verließ den Raum. Seine Schritte hallten auf den Steinfliesen des Flures noch lange durch das Haus.
    Reinhardus beglückwünschte sich zu dem Gespräch. Er hatte mit mehr Schwierigkeiten gerechnet. Lächelnd zerknüllte er in seiner rechten Faust einen Brief. Er hatte dem Willen Maximilians von der Aue entsprochen.
    Leonhard Bernhardi hatte Mühe, eine für ihn erträgliche Position zu finden, bei der ihn die Ketten nicht zu sehr ins Fleisch schnitten. Bis jetzt wurde er besser behandelt, als er gehofft hatte. Dass er nur einmal am Tag etwas Wasser und ein paar ranzige Brotkrumen bekam, nahm er hin. Gegen die Kälte, die sich inzwischen deutlich verschärft hatte, half auch die stinkende,vor Dreck strotzende Leinendecke kaum, die man ihm überlassen hatte. Aber er war klug genug, durch sein ruhiges Verhalten keine Schläge oder Schlimmeres zu provozieren. Der Knecht, der ihm einmal am Tag die wenigen Bissen brachte und den Kübel leerte, war immer äußerst wortkarg. Fast schien er eine gewisse Scheu vor ihm zu haben.
    Nach einer Woche hatte Bernhardi mit Schwierigkeiten zu kämpfen, auf die er nicht gefasst war. Die körperliche Schwäche hätte er noch ertragen, aber die Einsamkeit hier unten machte ihm schwer zu schaffen. Die Zeit legte sich wie Blei auf sein Gemüt, seine Gedanken drehten sich wie ein Mühlrad und er fürchtete, wahnsinnig zu werden.
    Jetzt erwies sich der Vorrat an Texten, die er mühelos auswendig beherrschte, als Labsal. Täglich rezitierte er die Psalmen oder hielt vor einem imaginären Publikum eine seiner Vorlesungen. Zwischendurch probierte er leise murmelnd aus, wie er einem Vertreter des Kurfürsten oder der Universität seine Entdeckung schmackhaft machen konnte.
    Endlich, nach zehn Tagen, näherte sich eine größere Anzahl von Personen seinem Verlies. Der Knecht, noch scheuer und demütiger als sonst, ging voraus und öffnete mit einem großen Schlüssel die vergitterte Tür. Dann trat er wieder in den Hintergrund und wartete.
    Drei Männer, die dunkel gekleidet waren und ihre Gesichter mit Kapuzen verhüllt hatten, traten vor Bernhardi. Einer ergriff barsch das Wort.
    „Ihr wisst, warum Ihr hier seid?“
    „Nein, aber ich hege die Zuversicht, es bald von Euch zu erfahren.“ Völlig unvermutet erhielt Bernhardi einen Schlag mit der flachen Hand ins Gesicht. Blut tropfte aus seinen Mundwinkeln.
    „Was wagt Ihr Euch!“
    Ein Anflug von Lächeln huschte über das Antlitz des Mannes,der ihn gerade noch geschlagen hatte. „Behaltet Eure Drohungen für Euch. Sie werden Euch hier nichts nützen. Ihr seid nicht mehr der hochgelehrte Magister und Doktor der Philosophie, sondern ein unbedeutender Wurm. Einer, der den Fehler gemacht hat, sich mit dem Teufel einzulassen. Wer hat noch Kenntnis von Schwarzen Künsten?“
    „Ich betreibe keine Alchemie!“
    „Ihr betreibt Schlimmeres! Was wissen Eure Frau und Eure Familie von Eurem frevelhaften und schändlichen Tun? Ich rate Euch gut, mir nichts zu verbergen. Morgen bekommt Ihr die Instrumente gezeigt. Ich habe keinen Grund, sie nicht in Anwendung zu bringen.“
    Der Gedanke, dass auch seine Familie betroffen sein könnte, war für Bernhardi schlimmer als die Androhung der Folter.
    „Meine Familie weiß überhaupt nichts von dem, was ich untersucht habe. Seit wann können Weiber Griechisch?“
    „Ihr werdet es Ihr schon auf Deutsch gesagt haben.“ Nach diesen Worten packte der Frager Bernhardi am Hals und drückte zu. „Was wissen Euer Weib und Eure Kinder?“
    Bernhardi gelang es kaum noch, den Kopf zu schütteln. Kurz bevor er glaubte, dass ihm die Sinne schwanden, ließ der Frager los. Sofort sank Bernhardi auf das Stroh zurück. Er konnte kaum sprechen. Da seine Hände angekettet waren, hatte er dem Griff nichts entgegenzusetzen gehabt.
    „Nichts!“, röchelte Bernhardi. „Ich habe nur erzählt, dass ich an einem Text arbeite, vermutlich von einem unbekannten griechischen Philosophen.“ Er röchelte und schluckte erneut. „Meine Frau interessiert sich nicht für solche Sachen. Glaubt Ihr etwa,

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