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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels
Autoren: Horst Schoch
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zurück.
    „Was heißt das für uns?“
    „Nun, zunächst einmal, dass Bartholomäus mich nicht vergessen hat. Dann, dass er in wenigen Tagen wieder hier in Augsburg sein wird. Und – aber nur vielleicht –, dass sich für uns bald einiges ändern könnte.“
    „Wäre das gut für uns?“
    „Aber Barbara, warum so furchtsam? Genau deswegen sind wir doch hierher nach Augsburg geflohen. Nun könnte sich unser Geschick zum Besseren wenden. Sobald ich von seiner Rückkehr höre, besuche ich ihn.“
    „Dann lass uns hoffen, dass seine Ankunft sich nicht verzögert. Wie hat dich dieser Brief überhaupt erreicht? Bartholomäus Welser kennt doch deinen jetzigen Aufenthaltsort gar nicht.“
    „Ich hatte ihm damals geschrieben, falls ich noch keine feste Unterkunft hätte und er abwesend wäre, sollte er die Post an mich einfach beim Empfang des Hauses hinterlegen lassen. Und genau das hat er glücklicherweise auch getan. Ich habe regelmäßig an der Pforte nachgefragt – und heute war ich erfolgreich.“
    „Ein glücklicher Gedanke!“
    „Ja, und ich werde jetzt gehen und die Nachricht deinen Eltern überbringen.“
    „Warte, ich begleite dich.“
    Elisabeth und Leonhard Bernhardi nahmen die Meldung mit gemischten Gefühlen auf.
    „Das ist schön zu hören“, ergriff Elisabeth das Wort, „vielleicht bringt uns die Rückkehr des jungen Welser wirklich weiter. Aber solange das unklar ist, sollten wir uns bemühen, aus eigenen Kräften unser Leben zu meistern. Was meinst du Leonhard?“
    „Ja, das sehe ich genauso. Vor allem müssen wir es vermeiden, Aufsehen zu erregen. Leider wissen wir nicht, ob unsere Verfolger nach unserer Flucht aufgegeben haben oder ob wir weiter mit Nachstellungen rechnen müssen.“
    Nachdenklich klang der Abend aus.
    Wenige Wochen später klopften Barbara und Friedrich erneut an die Pforte des welserschen Anwesens. Diesmal wurden sie ohne Hindernisse eingelassen. Beide hatten ihre beste Kleidung angelegt, aber dennoch empfanden sie deutlich, dass sie eine ganz andere Welt betraten – obwohl sie selbst nicht aus ärmlichen Verhältnissen stammten. Die Pracht, die sich vor ihren Augen entfaltete, übertraf alles, was ihnen bisher begegnet war. Die beiden blickten sich fasziniert um, während ein Diener sie durch die Flure führte. Die Wände waren mit Gobelins und edlen Kristallspiegeln verziert.
    „Das ist hier ja wie bei einem König.“ Barbara bemühte sich, im Flüsterton zu sprechen.
    „Warst du schon einmal bei einem König?“
    „Natürlich nicht, aber ich habe früher immer davon geträumt, als Prinzessin an einen Königshof zu kommen.“
    „Da muss aber etwas schiefgelaufen sein …“, gab Friedrich schmunzelnd zurück. Er war bemüht, sich von dem Glanz nicht beeindrucken zu lassen.
    „Na ja, du bist doch mein Märchenkönig.“
    „Aber ein König ohne Land, wie mir scheint.“
    „Von Land war ja auch nie die Rede.“
    „Ganz die Mutter, immer das letzte Wort.“
    „Psst, ich glaube, wir sind da.“ Sie standen vor einer mit Schnitzereien verzierten Tür. Der Diener klopfte.
    „Herein!“
    Hinter ihnen wurde die Tür wieder verschlossen. Die beiden blickten sich staunend in dem großen Raum um. Überall hingen Teppiche und Spiegel, es gab ein kleines Regal, auf dem sich Geschäftsbücher stapelten. Auf drei großen Tischen lagen viele dicht beschriebene Papierrollen. Bartholomäus Welser der Jüngere erhob sich und kam freudig lächelnd auf die beiden zu. Höflich verbeugte er sich mit einem Handkuss vor Barbara, dann umarmte er Friedrich.
    „Welche Freude, dass wir uns endlich einmal wiedersehen. Und die Schönheit, die dich begleitet, ist vermutlich deine Gattin?“
    „So ist es. Darf ich dir vorstellen: Barbara.“
    Noch einmal verbeugte sich Bartholomäus formvollendet. „So nehmt doch Platz, ich hoffe, euch gefällt unser kleines Anwesen.“
    „Kleines Anwesen? Mit Verlaub, ich habe noch nie einen solch prächtigen Palast gesehen.“
    Bartholomäus lächelte. „Na ja, gegenüber dem, was wir in den letzten Wochen in Venedig gesehen haben, ist das hier noch bescheiden zu nennen. Falls ihr einmal nach Florenz kommt, müsst ihr euch die Herbergen der Medici einmal anschauen. Dagegen ist das hier eine lausige Krämerfiliale.“
    „Das kann man noch überbieten?“ Barbara waren die Worte ohne Nachdenken aus dem Herzen geglitten.
    „Gnädigste, wenn ich einmal das unverschämte Glück haben sollte, eine Dame zu freien, die Euch gleicht, dann hätte sie
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