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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels
Autoren: Horst Schoch
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Besseres verdient als das hier.“
    Während Barbara noch gegen das Erröten ankämpfte, meinte Friedrich: „Ich bin gewiss, dass du dein Glück noch finden wirst. Ohne dein Zuhause schmälern zu wollen, jede auch noch so bescheidene Hütte wird durch die Liebe zu einem Palast, der schöner glänzt als alles Gold der Welt.“
    „Friedrich … noch ganz der Alte!“
    Bartholomäus strahlte. Und zu Barbara gewandt fügte er hinzu: „Ihr müsst gut auf Euren Gatten aufpassen. Mit seiner poetischen Ader wird er noch so manches Damenherz erweichen … Aber so nehmt doch endlich Platz! Ich werde für eine kleine Erfrischung sorgen.“
    Er zog an einem Band, woraufhin der Diener erschien und den Auftrag entgegennahm. Als er kurz darauf mit einem kleinen Karren zurückkehrte, auf dem Trinkgefäße, Kannen und Gebäck standen, griffen alle herzhaft zu.
    „Ich gestehe, dass mir die Gründe eures Umzugs nach Augsburg noch nicht ganz einleuchten“, begann Bartholomäus das Gespräch. „Was ist geschehen?“
    Friedrich bemühte sich, das gestörte Verhältnis zu seinem Vater als Grund anzuführen.
    „Mein Vater, du kennst ihn ja, ist mit meiner Verbindung zu Barbara nicht einverstanden gewesen. Als ich mich weigerte, meine Verbindung zu ihr zu lösen, hat er seine Drohung wahr gemacht und mir alle Unterstützung versagt. Selbst meine Studentenwohnung musste ich aufgeben.“
    Bartholomäus, trotz seiner Jugend erstaunlich reif und gewandt, blickte Friedrich in die Augen: „Friedrich, ich glaube, du verschweigst mir etwas. Warum ist dein Vater denn so energisch gegen eure Verbindung?“
    Friedrich fasste die wichtigsten Ereignisse der letzten Zeit kurz zusammen.
    Bartholomäus nickte. „Aber weshalb seid ihr nach Augsburg gekommen? So viele Meilen entfernt man sich doch nicht vonseinen täglichen Verrichtungen, auch wenn die Braut nicht genehm ist. Bist du in gefährliche Händel oder gar in einen Aufruhr verwickelt?“
    Friedrich blickte kurz Barbara in die Augen. Sie nickte.
    „Du hast recht, Bartholomäus, ich kann es auf Dauer ja doch nicht verbergen. Aber der Aufruhr ist in der Wurzel keiner gegen irgendeine Obrigkeit. Der Grund scheint in einer Entdeckung zu liegen, die mein Schwiegervater gemacht hat. Diese Entdeckung ist nicht verborgen geblieben und hat finstere Machenschaften auf den Plan gerufen, die uns alle in Lebensgefahr gebracht haben. Deswegen der weite Weg hierher. Du bist die letzte Hoffnung für uns gewesen.“
    „Hat die Verfolgung etwas mit der neuen lutherischen Lehre zu tun?“
    „Eigentlich nicht. Allerdings kam mein künftiger Schwiegervater nicht umhin, schon aus Gründen der Wahrheitssuche sich mit den Lutherschriften zu beschäftigen. Er hat einiges in diesen Schriften entdeckt, das schlichtweg nicht geleugnet werden darf.“
    „In Sachsen ist das wohl etwas anders als hier. Wie ihr vielleicht schon gehört habt, stehen Teile unseres Stadtrates der neuen lutherischen Lehre und Predigt aufgeschlossen gegenüber. Luthers Haltung im Bauernkrieg gefällt ihnen zwar nicht, zeigt aber, dass er keinen Aufruhr gegen die Obrigkeit will. Hier würde euch im Moment keine Gefahr drohen – der Kaiser ist weit weg und der letzte Reichstag zu Speyer ließ die Lutherischen ja gewähren.“
    „Wie bereits angedeutet … Wir halten die Glaubensfrage in unserem Falle auch für einen Vorwand,“ antwortete Friedrich.
    „Aber wenn Rom nicht die Ursache eurer Bedrängnis ist, wer dann?“
    Friedrich räusperte sich. „Genau das ist der Punkt. Es gibt anscheinend eine Macht, die unabhängig von der Obrigkeitund der römischen Kirche in unser Leben eingreift. Und ich hege den Verdacht, dass diese Organisation sowohl den Segen der Kirche als auch der höchsten Obrigkeiten hat.“
    „Auch den des Kaisers?“
    „Auch den des Kaisers.“
    Bartholomäus verstummte eine Weile, dann begann er wieder zu sprechen: „Friedrich, du weißt, dass wir vom Hause Welser ebenso wie die vom Hause Fugger einen sehr guten Kontakt zum Kaiser pflegen.“
    „Er ist ja auch deren größter Schuldner!“ Barbara konnte es nicht unterlassen, darauf hinzuweisen.
    „Allerdings, verehrte Frau von der Aue. Aber das Leben ist ein ‚do ut des‘. Ich gebe, damit du gibst. Der Kaiser wiederum garantiert dafür unsere Handelsprivilegien. Und was besonders interessant ist: Wir haben den Fuß überall da, wo es neue Ländereien und Bodenschätze gibt. Für unsere Interessen ist das kein unvorteilhafter Handel.“
    Bartholomäus wandte sich
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