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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels
Autoren: Horst Schoch
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wieder Friedrich zu: „Jetzt komme ich zu dem heiklen Punkt unseres Gesprächs. Du hattest in deinem Brief gefragt, ob ich eine Möglichkeit sähe, euch beim Neuanfang zu helfen. Wenn der Kaiser wirklich eure Verfolgung zulässt, wird es schwierig sein, euch offen zu unterstützen. Ich nehme an, ihr seid unter falschem Namen in der Stadt.“
    „Ja, zu unserem Schutz.“
    „Das verstehe ich. Aber die Frage ist, wie weit dieser Schutz reicht beziehungsweise wie lange er anhält. Während unserer Venedigreise sind mir einige Gerüchte zu Ohren gekommen, die auf euren Fall passen könnten. Ich muss ernsthaft darum bitten, mir zu erklären, ob da eine Verbindung zu eurer Flucht vorliegt.“
    „Gewiss, wie lautet das Gerücht?“
    „Ein gewisser Graf Hohenstein, der im Dienste des Kaisers steht, hat einen Aufrührer in seinem Verlies beherbergt. Daswurde ihm hoch angerechnet und sollte sowohl seinem Ruhm dienen als auch seine Treue zum Kaiser bestätigen. Allerdings verweigerte er die Vollstreckung des Urteils an dieser Person innerhalb seiner Burgmauern. Das sollte er allerdings noch bereuen. Denn nachdem der Gefangene weggeführt worden war, wurde dieser von einer Bande von Gesindel befreit. Dem Ruf des Grafen war diese Befreiung – vielleicht war es auch eine Entführung – sehr abträglich. Bis hin zum Kaiser bekam er die allgemeine Verärgerung zu spüren. Die einzige Möglichkeit, seine Position am kaiserlichen Hofe zu halten, besteht darin, dass er diesen Fehler gewissermaßen wiedergutmacht. Und das wird er auch, denn er ist vom Ehrgeiz besessen. Überall im Reich lässt er seine Beziehungen spielen. Er wird versuchen, das zu erreichen, was den Häschern nicht gelungen ist, nämlich den Aufrührer und die an der Flucht Beteiligten aufzuspüren und ihnen, wie er sagt, einen qualvollen Tod zu bereiten. Meine Frage lautet also: Ist dieser Aufrührer identisch mit deinem Professor – oder anders ausgedrückt: identisch mit Eurem Vater, gnädige Frau?“
    Bartholomäus bewies, dass er trotz seiner Jugend ein erfolgreicher Geschäftsmann war. Seine Beziehung zu Friedrich ließ ihn keineswegs die Interessen seines Handelshauses vergessen.
    Barbara und Friedrich sahen sich kurz an und nickten.
    „Gut, dass ihr ehrlich seid. Nur so kann ich versuchen, euch zu helfen. Leider drängt die Zeit, denn zweifellos werden die Leute des Grafen Hohenstein sich auch hier nach euch erkundigen.“
    „Darum unser Inkognito.“
    „Verlasst euch nicht zu sehr darauf. Man wird alle Neuankömmlinge überprüfen wollen. Außerdem seid ihr auffällig.“
    „Auffällig? Wir?“ Die Verliebten hatten mit allem gerechnet, nur nicht damit, dass sie in irgendeiner Weise auffallen könnten.
    Bartholomäus Welser lächelte: „Du, Friedrich, sprichst keinenhier üblichen Dialekt. Du kannst deine Frankfurter Wurzeln nicht verleugnen. Und Ihr, verehrte Barbara, bewahrt vorzüglich den sächsischen Zungenschlag.“
    Betroffen schauten sich die beiden an. Mit wenigen Worten hatte Bartholomäus ihre gerade wiedergewonnene Zuversicht auf ein neues Leben zunichtegemacht.
    „Was rätst du uns also?“ Friedrich konnte seine Niedergeschlagenheit nicht verbergen.
    „Noch scheint keine unmittelbare Gefahr zu bestehen. Ich kann euch aber nicht offen helfen. Allerdings werde ich meinem Vater das Problem vortragen. Verhaltet euch weiterhin möglichst unauffällig. Zu gern hätte ich Euren Vater, werte Barbara, und seine Gedanken selbst kennengelernt. Das geht aber nicht, ohne unseren Ruf zu gefährden. Darum wartet bitte ab, bis ich euch Neuigkeiten vermelden kann.“
    Eine Weile herrschte Schweigen im Raum. Doch dann deutete Bartholomäus auf die Köstlichkeiten, die vor ihnen standen.
    „Nun greift doch zu und erfrischt euch. Lasst euch durch die Dinge, von denen wir nicht wissen, wie sie sich entwickeln, nicht das Leben verfinstern. Vor allem, da ihr euch doch noch in dem jungen Eheglück befindet …“
    „Ich weiß wirklich nicht, wo wir unser Leben beschließen werden“, seufzte Friedrich.
    Bartholomäus schenkte allen Wein in die Becher. „Vom Beschließen eurer Wege kann ja wohl noch keine Rede sein. Im Gegenteil, wenn ich euch beide so ansehe, dann keimt in mir die Hoffnung, dass die Vernunft und der Drang nach freier Betätigung des Geistes sich eines Tages durchsetzen werden.“
    Barbara ergriff das Wort: „Ich bin zwar nur ein Weib, aber auch ich habe gelernt, wie es in der Geschichte zugeht. Zu Hause haben wir gemeinsam viel von den
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