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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels
Autoren: Horst Schoch
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alten Lateinern und Griechen gelesen. Ich kann nirgendwo in der Geschichte und in den Deutungen der Zeitläufe so etwas wie den Durchbruchzu einem goldenen Zeitalter entdecken. Es geht immer gleichzeitig vorwärts und rückwärts. Allen Errungenschaften stehen genauso viele Barbareien gegenüber. Die Geschichte ist genauso zerrissen wie die menschliche Natur, die diese Geschichte hervorbringt. Ist nicht der furchtbare Aufstand der Bauern vor drei Jahren wieder der beste Beweis? Da bricht sich eine neue, helle Sicht des Glaubens Bahn, und alle, Befürworter wie Gegner der lutherischen Lehre, überboten sich an Grausamkeiten bei der Niederschlagung des Aufstands!“
    Friedrich und Bartholomäus blickten sich überrascht an. Der junge Welser gewann als Erster seine Sprache wieder.
    „Ihr analysiert die Welt und kommt zu einem zwiespältigen Ergebnis, verehrte Barbara. Wie es scheint, sollte man mehr auf die praktische Vernunft achten, repräsentiert durch Euer Geschlecht. Zur hohen Politik werde ich mich nicht äußern. Ich bin den Geschäften verpflichtet, und da müssen Kompromisse eingegangen werden.“
    „Spielen die Fragen der Moral und nach dem, was richtig und falsch ist, denn gar keine Rolle?“
    „Nur innerhalb der Spielregeln, die den Handel bestimmen.“
    „Die Regeln des Handels sind aber nicht vom Himmel gefallen. Sie werden von denen gemacht, die davon leben und profitieren wollen. Man kann sie ändern.“
    Bartholomäus’ Züge verhärteten sich. „Durchaus, werte Frau von der Aue. Wenn ich allerdings diese Regeln dem Aspekt der Moral und des Guten – Ihr meint ja wohl das Gute für die Allgemeinheit –, wenn ich die Regeln also diesem Aspekt unterordne, dann werden innerhalb kürzester Zeit meine Kontore in aller Welt geschlossen sein.“
    Barbara ließ nicht locker. „Wahre Moral sollte immer den Anspruch haben, Allgemeingültigkeit zu erlangen.“
    Friedrich blickte Barbara mit einer Mischung aus Bitte und Verzweiflung an.
    „Aber verehrter Herr Bartholomäus, lassen wir die Sophisterei. Wenn ich schon die Gelegenheit habe, Einblick in ein so erfolgreiches und berühmtes Handelshaus zu erhalten, dann muss ich Euch einfach bitten, uns etwas von Euren weiten Geschäftsbeziehungen zu zeigen.“
    Dank Barbaras Charme war die aufkommende Verstimmung augenblicklich beendet. Bartholomäus Welser bat die beiden, ihm in den Nachbarraum zu folgen. Dieser war etwas kleiner, aber nicht weniger prächtig ausgestattet. Ringsum an den Wänden hingen Stiche von Landschaften und Karten. In der Mitte des Raumes standen als Blickfang zwei große Kugeln, die an verzierten hölzernen Gestellen befestigt waren. Bartholomäus konnte seinen Stolz kaum verbergen, als er die überraschten Gesichter seiner Gäste bemerkte.
    „Hier seht ihr das Kleinod unseres Hauses. Es sind zwei Globen. Einer stellt, wie ihr unschwer seht, unsere Erde dar. Tretet nur näher heran.“
    Barbara und Friedrich näherten sich dieser Kugel, die fast so groß war wie sie selbst.
    „Wie ich feststelle, seid Ihr der Wissenschaft doch nicht feind. Immerhin ist die Erde bei Euch schon eine Kugel.“ Barbara hatte es wieder verstanden, eine versöhnliche Stimmung zu erzeugen.
    „Auch hier ist der praktische Nutzen nicht zu bestreiten, wenn wir abschätzen müssen, welche Wege unsere Schiffe zurückzulegen haben. “
    „Wie ich sehe, ist sogar die Neue Welt aufgenommen worden.“ Friedrich war überrascht.
    „Ja, soweit wir sie kennen. In einigen Jahren werden wir sie hoffentlich viel genauer darstellen. Es könnte sogar sein, dass das Haus Welser daran nicht unbeteiligt ist.“
    „Was meinst du damit?“
    „Oh, noch ist nichts spruchreif, aber ich kann vielleicht bald Näheres vermelden.“
    Barbara betrachtete den zweiten Globus, der einen prächtig ausgeschmückten Sternenhimmel zeigte. „Wie schön der Himmel zu sehen ist!“
    „Ja, nicht wahr? Selbst wenn die Sterne hinter Wolken verborgen sind, hier kann man sie immer sehen.“
    „Schade, dass diese wunderschönen Gestalten wie die Andromeda oder der Perseus am Himmel nicht so prächtig in Erscheinung treten. Wir sehen sie ja nur als Sternkonstellationen. Aber dafür funkeln die Sterne in der Natur prächtiger.“
    „So ist es.“
    Der Himmelsglobus erinnerte Friedrich wieder an seinen Schwiegervater und die Wissenschaften. Er konnte nicht so vorbehaltlos staunen wie Barbara, die alles Neue begeistert aufnahm.
    Bartholomäus zeigte seinen Gästen auf dem Globus die wichtigsten
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