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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels
Autoren: Horst Schoch
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Text. Viel schlimmer ist es, was einige Kollegen machen. Manche geben nämlich gefälschte Werke heraus, die dem Autor schaden. Wir hingegen vermehren deren Ruhm.“
    Bernhardi hatte keine andere Wahl, als den Arbeitsauftrag zu akzeptieren.
    „Das Werk ist schnell durchgesehen, es wurde ja bereits einmal korrigiert. Heute Nachmittag kann es in den Druck.“ Dann, nach einer Weile, kam ihm noch ein Gedanke. „Verlegt Ihr auch Werke, die sich mit der Astronomie beschäftigen?“
    „Gern. Aber da gibt es keinen großen Bedarf. Hin und wieder lege ich ein wenig von Ptolemäus auf. An neueren Sachen gibt es meist nur Tabellenwerke. Wartet … Irgendwo muss ich noch etwas von einem gewissen Regiomontan haben, wie Melanchthon ihn nennt.“
    Frohnau zog ein kleines Bändchen aus einem Stapel Druckvorlagen heraus.
    „Aha:
Kalendarium magistri Joannis de monteregio viri peritissimi
. Ein Tabellenwerk, das die Stellung der Sterne und Planeten für verschiedene Örter angibt. Ich verstehe ja nichts davon, Ihr könnt es Euch gern ansehen. Ansonsten, wie gesagt, gibt es nichts Neues, von dem ich wüsste. Die Nachfrage ist nicht groß.“
    „Von einem gewissen Kopernikus habt Ihr noch nichts gehört?“
    „Nein, ist mir da etwas entgangen?“
    „Nein, sicher nicht. Ich begebe mich jetzt an die Korrektur.“
    „Ja, tut das. Wir dürfen nicht unsere Zeit mit Gerede vertrödeln.“ Frohnau war wieder in seinen mürrischen Ton zurückgefallen.
    Während der Drucker seine Gesellen mit groben Worten zur Arbeit antrieb und Bernhardi sich in die Manuskripte vertiefte, betrat ein älterer, vornehm wirkender Herr das Druckhaus. Als er in der Vorhalle niemanden bemerkte, ging er mit ruhigen Schritten auf den hinteren Werkstattraum zu. Bernhardi, der zufällig in diese Richtung blickte, beschlich ein ungutes Gefühl, ohne dass er sagen konnte, warum. Es war zu spät für ihn, sich unbemerkt hinwegzustehlen. So stellte er sich, als sei er ganz in seine Arbeit vertieft, und drehte dem Gast den Rücken zu. Nebenbei vergewisserte er sich, dass sein im Wams verborgener Langdolch griffbereit war.
    Der Fremde betrat nun vollends die Werkstube und sprach Meister Frohnau an, der unschwer als Meister zu erkennen war: „Gott zum Gruße, wackerer Meister, laufen die Geschäfte gut?“
    „Und wenn, was interessiert es Euch?“
    Bernhardi bemerkte amüsiert, dass der grobe Ton Frohnaus anscheinend nicht nur ihm galt.
    „Allerdings interessiert es mich. Ich visitiere im Auftrag der freien Reichsstädte den Handel und die Ordnung in den Städten. Es ist in diesen seltsamen Zeiten ein wichtiges Anliegen, zu prüfen, ob nicht die öffentliche Ordnung durch Unruhestifter und Querulanten behindert wird.“
    „Und was wollt Ihr dann von mir?“ Frohnaus Ton war in ein Knurren übergegangen. Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er fort: „Glaubt Ihr, hier findet Ihr Spieße und Kanonen? Seht Euch um, nichts als Druckerschwärze, Lettern und Papier.“
    „Die Waffen des Teufels sind subtil, sehr subtil sogar. Er kämpft nicht nur mit Schwert und Kanonen, wie der Müntzer,sondern oft weit wirksamer mit Feder und Tinte. Und damit wären wir auch bei dem Grund, warum ich die hiesigen Druckerwerkstätten aufsuche. Erlaubt Ihr mir einen Blick auf Eure Waren?“
    „Und wenn nicht?“ Frohnaus Ton wurde keinen Deut freundlicher.
    „Dann werdet Ihr diesem Dokument zufolge vor den Stadtrat geladen und ich werde in Begleitung weniger freundlicher Herren untersuchen lassen, was sich hier so alles befindet.“
    Der Fremde zog ein mehrfach gesiegeltes Dokument aus der Tasche und hielt es Meister Frohnau vor die Nase. Bernhardi versuchte, den Gast aus den Augenwinkeln zu beobachten. Seine Ahnung hatte ihn nicht getäuscht. Wer der Fremde auch wahr, er konnte ihm und seiner Familie gefährlich werden.
    „Macht, was Ihr wollt, und haltet mich nicht von der Arbeit ab.“ Frohnau ließ den Fremden stehen und wandte sich wieder seinen Gesellen zu.
    „Na seht Ihr, wir werden uns schon einig.“
    Während der Eindringling die fertiggestellten Bücher und Flugblätter in die Hand nahm, darin blätterte und zugleich die Arbeitenden genau musterte, war außer der Druckerpresse kein Geräusch zu hören. Während der Inspektion näherte er sich auch Bernhardi.
    „Wie lange sind denn Eure Angestellten schon bei Euch?“
    „Lange genug!“
    Bernhardi bemühte sich, ruhig zu bleiben. Wenn Meister Frohnau erzählen würde, dass er erst vor einigen Wochen hier aufgetaucht war,
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