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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels
Autoren: Horst Schoch
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Handelsorte seines Hauses und erklärte ihnen auch, was dort umgeschlagen wurde. Beim Abschied erwähnte er noch einmal, dass er seinen Vater um Rat fragen würde. Dann würden sie wieder von ihm hören.
    Als Friedrich und Barbara Hand in Hand zu ihrer Wohnung zurückgingen, fragte Barbara leise: „War dir meine Bemerkung peinlich?“
    Friedrich zögerte. „Ja, das muss ich gestehen. Wenn du nicht das Thema abgebogen hättest, wäre es wohl unser letzter Besuch bei Bartholomäus gewesen.“
    „Dann scheint eure Freundschaft recht oberflächlich zu sein.“
    „Na ja, wir haben als Kinder gemeinsam einiges erlebt. Aber du hast recht, wir haben uns alle weiterentwickelt.“
    „Ich finde nichts dabei, wenn er mir offen sagt, dass er seine Moral nach den Geschäftsinteressen richtet. Das ist wenigstens ehrlich. Ob es auch richtig ist, muss er mit sich selbst ausmachen.“
    „Er hat es dir anscheinend auch nicht übel genommen. Warten wir ab, was er für uns tun kann.“
    „Bis dahin müssen wir selbst etwas für uns tun.“ Barbara lächelte geheimnisvoll.

42
    In der Druckerstube war die Luft stickig und es roch nach Farbe und Blei. Bernhardi hatte sich in eine Ecke zurückgezogen und kontrollierte die Manuskriptvorlagen, die Meister Frohnau zur Korrektur vorbereitet hatte.
    Von Vorlagen für Flugblätter, in die aufwendige Holzschnitte eingearbeitet werden mussten, bis hin zu umfangreichen mehrbändigen Ausgaben von griechischen Schriftstellern in lateinischer Übersetzung war nahezu alles vertreten. Meister Frohnau bemerkte aus dem Augenwinkel, wie Bernhardi Ordnung in die Vorlagen zu bringen suchte.
    „Mit dem Aristoteles ist es nicht so eilig. Momentan gehen die aktuellen Schriften viel besser. Hier habe ich etwas, mit dem wir auf einen guten Verkauf rechnen können.“
    Er warf Bernhardi ein schmales Bändchen zu. Neugierig las dieser den Titel:
Von der Wiedertaufe an zwei Pfarrherrn. Ein Brief Martin Luthers
.
    „Interessant, aber was sollen wir hier damit? Das Werk ist ja bereits in Wittenberg gedruckt worden.“
    „Ihr müsst noch einiges über das Geschäftsgebaren lernen. Wir drucken es hier einfach nach. Die Nachfrage ist groß, mehrere Händler haben mich schon bestürmt, ihnen das Buch zu besorgen.“
    „Aber das ist doch …“
    „… üblich“, ergänzte Frohnau. Als er in Bernhardis zweifelndes Gesicht blickte, lächelte er zum ersten Mal.
    „Ihr müsst wissen, verehrter Faber, wir tun damit ein gutes Werk. Seitdem sich von Wittenberg der neue Glaube ausbreitet, ist der Bedarf an Austausch groß. Ständig entstehen neue Rotten und Sekten und keiner weiß mehr, was richtig ist und was nicht. Den meisten genügt ein Richterspruch aus Rom nicht mehr, um anzuerkennen, was gilt. Sie wollen selbst Klarheit erlangen und müssen es wohl auch. Denkt nur an die Lage der Stadträte. Sie müssen entscheiden, was sie hier zulassen sollen oder nicht. Und sie sind nicht mehr bereit, willige Agenten Roms zu sein. Von der hohen Politik gar nicht erst zu reden. Nun hat sich von Oberdeutschland ausgehend eine Gruppe gebildet, die auch schon hier in Augsburg rege missionierte. Ich glaube, die wollen, dass jeder wahre Christ sich mit vollem Bewusstsein und mit Verstand zum Herrn bekennt – und dann erst die Taufe begehrt. Die alte Säuglingstaufe sei ungültig, behaupten sie. Sie lassen sich also erneut taufen. Der Rat ist sich nicht einig, wie er darauf reagieren soll, und hat bei den Buchhändlern nachgefragt, ob es denn schon schriftliche Stellungnahmen oder Gutachten zu dieser Sache gibt. Und siehe da, der große Luther hat wieder etwas geschrieben. Und zwar das, was ihr jetzt in den Händen haltet. In Wittenberg sind sie mit dem Druck ausgelastet, aber sie bringen zu wenige Exemplare hervor. Also tue ich doch nichts anderes, als im Sinne der Sache Gottes zu handeln. Ich sorge dafür, dass immer mehr Leute in die Lage versetzt werden, besser urteilen zu können.“
    „Und Ihr sorgt gleichzeitig für Euer Auskommen.“
    „Richtig. Aber vergesst nicht, es ist nicht nur mein Auskommen.“
    Bernhardi begriff, dass das, was an den Universitäten gelehrtwurde, und die Spielregeln in der Welt da draußen zweierlei Dinge zu sein schienen.
    „Und was soll als Druckort angegeben werden? Doch nicht etwa Augsburg?“
    „Natürlich nicht. Wittenberg. Steht doch auch in Eurem Exemplar, oder nicht?“
    Frohnau bemerkte, wie Bernhardi zögerte. „Was habt Ihr denn noch für Bedenken? Ich ändere doch nichts an dem
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