Das Geheimnis des Himmels
dann würde er sich überprüfen lassen müssen. Ihm war klar, dass dieser Kontrollbesuch mit seiner Flucht in Verbindung stand … oder wenigstens stehen konnte. Aber Frohnau dachte gar nicht daran, mehr zu berichten als nötig.
„Na, und was habt Ihr Euch hier vorgenommen?“ Diese Frage des Fremden galt Bernhardi.
„Ich habe mir vorgenommen, meine Arbeit als Korrektor zu tun. Unser Meister ist hier sehr freundlich, deshalb hat er wohl nicht nach Eurem Namen gefragt. Ich bin aber neugierig, das ist nun mal Teil meines Berufes. Also: Wer seid Ihr?“ Bernhardi war über sich selbst erschrocken. Nun hatte er erst recht die Aufmerksamkeit des Fremden auf sich gelenkt … etwas, das er doch um jeden Preis vermeiden wollte.
Der Besucher schüttelte den Kopf: „Reicht Euch mein Dokument nicht? Dann will ich nicht so unhöflich sein, Euch im Unklaren zu lassen, wenn Ihr auch mit meinem Namen nichts verbinden werdet, da ich in kaiserlichen und adligen Gesellschaften zu verkehren pflege. Gestatten: Albert von Glessen, Edelmann im besonderen Auftrag und mit besonderen Vollmachten. Habt Ihr vielleicht von Gerüchten gehört, die Euch bedenklich schienen, oder von Anliegen, durch Eure Kunst die öffentliche Sicherheit zu gefährden?“
„Nein.“
„Wäret Ihr dann so freundlich, mir Euren Namen zu verraten, dieses Recht darf ich doch nun auch für mich in Anspruch nehmen.“
„Leonhard Faber.“
„Ich danke Euch. Aber nun werde ich den Fleiß hier an diesem Orte nicht weiter hindern und mich empfehlen. Einen guten Tag.“ Der Fremde verschwand so lautlos, wie er gekommen war.
Da Bernhardi nicht wusste, ob Frohnau ihn mit Absicht geschützt hatte oder ob er den Fremden nur schnell hatte loswerden wollen, bedankte er sich nicht bei ihm. Der Drucker schien das auch nicht erwartet zu haben.
„Jetzt geht die Schnüffelei auch hier schon los“, murmelte Frohnau.
„Und alles angeblich nur, um es den Bürgern wohlergehen zu lassen“, ergänzte Bernhardi.
„Ich hoffe nur, dass Ihr nicht der Grund für seinen Besuch wart.Sonst werde ich auf Eure Dienste verzichten müssen. Ärger mit den Behörden ist nicht gut fürs Geschäft.“
„Ich wüsste nicht, womit ich mich verdächtig gemacht haben sollte. Es sei denn, es ist schon verboten, die Wahrheit auszusprechen. Aber selbst das ist schon lange her. Ich versichere Euch, dass ich Eurem Geschäft nicht schaden werde. Im Gegenteil, wir wollen doch mal sehen, ob die Werkstatt nicht noch mehr abwirft. “
„Aber nicht, wenn wir hier rumstehen und Maulaffen feilhalten. Frisch ans Werk!“
43
„Was der Besuch in Frohnaus Werkstatt zu bedeuten hat, scheint mir klar zu sein.“
Leonhard hatte Elisabeth von dem Besuch des bedrohlich wirkenden Gastes in der Druckerei berichtet. Doch seine Frau blickte ihn skeptisch an. „Für mich reimt sich das noch nicht. Graf Hohenstein kann unmöglich jeden größeren Flecken im Reichsgebiet kontrollieren. Außerdem greift er damit in die freie Gerichtsbarkeit zumindest der Reichsstädte ein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Räte und Magistrate ihm überall freie Hand lassen.“
„Er hat aber gute Beziehungen zum kaiserlichen Hof. Und die Reichsstädte sind eben nur dem Kaiser verpflichtet. Da gibt es schon Gemeinsamkeiten. Im Übrigen ist die Zahl der Reichsstädte überschaubar. Ich mache mir große Sorgen.“
„Dann überlege doch einmal“, warf Elisabeth ein. „Zwar istdieser Graf nicht alleine, sondern hat sich zum Büttel einer Organisation gemacht, die anscheinend das ganze Reich kontrollieren will und vielleicht sogar auch kann. Wenn es so ist, dann steht es sehr schlecht für uns. Aber auf der anderen Seite hat er unendlich viel zu tun, wenn er alle Druckereien der Städte kontrollieren will. Für mich ist es ein Zeichen von Hilflosigkeit, wenn schon die Buchwerkstätten überprüft werden. Dich, oder besser uns, scheinen sie nicht zu finden. Also konstruieren sie die Möglichkeit, dass du deine Entdeckung vielleicht publizieren willst. Aber wenn du das tun wolltest, müsstest du es nicht vom Reichsgebiet aus tun. Du könntest die Sache auch in Frankreich, den Niederlanden oder sonst irgendwo in Auftrag geben und wärst relativ sicher. Warum glauben sie, dass sie mit dieser Aktion Erfolg haben?“
„Ich weiß es wirklich nicht. Aber die gezielte Suche in einer Druckerwerkstatt stimmt mich nachdenklich. Sollten meine Häscher vielleicht doch ihre Informanten haben?“
„Das schränkt aber die Zahl der
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