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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels
Autoren: Horst Schoch
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infrage kommenden Personen stark ein.“
    „Inwiefern?“
    „Weil uns hier niemand von früher kennt. Der Einzige, der mit uns und Augsburg in Verbindung gebracht werden kann, ist …“
    „… Friedrich, unser Schwiegersohn. Und der fällt ja wohl erst einmal aus, nicht zuletzt darum, weil er sich in diesem Falle selber gefährden würde.“
    Bernhardi überlegte kurz. „Da bleibt nur noch der junge Welser. Wie Friedrich berichtete, hat er sich ihm offenbart.“
    „Wenn Friedrich dieses Vertrauen zu Welser aufbringt, sollten wir es auch tun. Kann es nicht einfach nur ein Zufall sein?“
    „Gott gebe es. Für mich aber ist die kurze Zeit der Ruhe vorbei.“
    „Inwiefern?“
    „Ich habe lange über die vergangenen Ereignisse nachgedacht. Wir sind immer noch die Einzigen, die von dieser Entdeckung wissen. Sie darf nicht verloren gehen, vor allem nicht, weil sich die Schlinge um uns wieder enger zuziehen könnte. Und ich habe vor, sie der Welt zu offenbaren. Wenn ich auch das Sehgerät nicht nachbauen kann – andere werden es können. Und dazu brauchen sie nur Kenntnis von der Funktionsweise beziehungsweise vom praktischen Prinzip. Ich werde also versuchen, die saalfeldsche Entdeckungsgeschichte zu veröffentlichen – und zwar unverschlüsselt! Denn wer weiß, ob nochmals jemand den Text entschlüsseln könnte.“
    „Und dabei denkst du an Meister Frohnau.“
    „Genau.“
    „Damit stürzt du uns ins Unglück. Dann müssen wir wieder die Flucht ergreifen.“
    „Vielleicht nicht.“
    „Wie willst du das verhindern?“
    „Meister Frohnau hat mich auf eine glänzende Idee gebracht. Anhand unautorisierter Nachdrucke von Lutherschriften hat er mir gezeigt, dass es gängige Praxis ist, alles Mögliche auch unter falscher Ortsangabe zu drucken. Außerdem brauchen wir die Sachen ja nicht hier zum Verkauf anzubieten. Eine kleine Reise, ein wenig Neugierde wecken, ab und zu etwas unters Volk verteilen, das wird sich finden lassen. Du hast es eben doch selbst ausgesprochen. Allerdings kostet es nicht gerade wenig. Meister Frohnau weiß, was er verlangen kann. Aber all das ist noch preiswerter, als sich die Gläser für das Sehgerät zu beschaffen.“
    Elisabeth runzelte nachdenklich die Stirn. „Das heißt, die Ungewissheit und die Angst werden wieder bei uns einziehen. Ich weiß nicht, ob ich das noch einmal auf mich nehmen will.“
    „Darüber müssen wir uns klar werden. Ich weiß nur, dass ich diese Entdeckung doch nicht mit ins Grab nehmen kann. Es beschäftigtmich, es brennt in mir und lässt mich nicht zur Ruhe kommen. Kann es sein, dass wir ab einem bestimmten Punkt getrennte Wege gehen müssen?“
    „Wo bleibt deine Verantwortung für die Familie?“
    „Ich weiß, ich weiß, aber die Spannung will mich manchmal zerreißen. Fast scheint es mir, als hätte ich Verantwortung vor der Weltgeschichte zu übernehmen. Und daran, verstehst du, will ich nicht scheitern!“
    „Niemand sollte die Verantwortung für die Weltgeschichte allein auf sich nehmen. Du bist kein Atlas.“
    Bernhardi schwieg. Er wusste nichts mehr zu antworten.
    Elisabeth entließ ihn nicht aus der Verantwortung. „Du scheinst aber auch nur deine eigenen Sorgen zu sehen. Bitte vergiss nicht, dass auch ich mich in einer völlig neuen Lage zurechtfinden muss. Nicht nur Annas Tod, auch unsere abenteuerliche Flucht oder die Unsicherheit, als wir so lange nichts von dir hörten … All das hat mich viel Kraft gekostet. Und mein Ziel, die Bildung für die Kinder – vor allem für die Mädchen – zu verbessern, ja sie überhaupt erst zu ermöglichen, ist von heute auf morgen unerreichbar geworden. Es sollte doch die große Aufgabe meines Lebens sein. Außerdem habe ich mit einem Schlage alle meine Freundinnen und Bekannten verloren, mit denen ich Kontakt hatte. Und jetzt auch noch die Trennung von dir?“
    Leonhard Bernhardi hatte Tränen in den Augen. „Verzeih, Elisabeth. Es stimmt ja alles, was du sagst und gegen mich vorbringst. Ich habe kein Recht, noch mehr von dir und den Kindern zu verlangen. Es muss, ja es wird sich noch ein anderer Weg finden lassen. Vielleicht muss die Welt noch etwas warten, bis sie reif für die neuen Entdeckungen und deren Konsequenzen ist. Ich werde alles, was mit der Erfindung des neuen Apparates zu tun hat, in einem Buch zusammentragen. Keine Sorge, kein Buch für den Druck. Und ich werde es so einrichten, dassdie Aufzeichnungen – unverschlüsselt – nach meinem Tod in die Hände derer gelangen, die seines
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