Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
Vom Netzwerk:
Hause begleiten?“, fragte der Schultheiß besorgt.
    Elisabeth schüttelte den Kopf. Ohne sich noch einmal umzudrehen, verließ sie die Hütte und ging hinaus in die Dunkelheit.
    Daheim begrüßte Hannes seine Herrin verlegen. Früher hätte sie einen Scherz gemacht, jetzt aber wollte sie sich wortlos in ihre Kammer begeben. „Gnädige Frau, eben hat ein Bote einen Brief für Euch abgegeben.“
    „Danke, Johannes.“
    Ohne weitere Worte ließ sie sich das Kuvert reichen, dann ging sie zu ihrer Kammer und verschloss die Tür hinter sich. Erst nach einiger Zeit nahm sie den Brief wieder zur Hand und bemerkte, dass er von Leonhard stammte. Sie zögerte, ihn zu öffnen. Konnte der Inhalt jetzt noch von Bedeutung sein, da sich alles durch den Lauf der Ereignisse verändert hatte? Sie ahnte, dass dieser Brief ihren Schmerz nicht würde lindern können, da er eine Situation voraussetzen musste, die von der Wirklichkeit längst überholt war. Schließlich brach sie das kleine Wachssiegel, entfaltete das Blatt und las.
    Leonhard berichtete von seiner umständlichen, aber schließlich doch erfolgreichen Reise und Ankunft in Magdeburg, seinem Besuch bei Eccius und dass er bald schon Andreas Praetorius aufsuchen würde. Dann würde er sofort die Rückreise antreten. Er hatte nicht einmal die Anschrift seines Gasthauses angegeben, weil er ohnehin früher wieder zu Hause sein würde, als eine schriftliche Antwort Elisabeths überhaupt in Magdeburg eintreffen konnte. Mit dem Ausdruck der Freude, sie bald wieder in die Arme schließen zu können, und einem herzlichen Kuss an alle Kinder endete der Brief.
    „… an alle Kinder“, murmelte Elisabeth. Wieder schossen ihr die Tränen ins Gesicht.

12
    Am späten Nachmittag des folgenden Tages erschien Leonhard Bernhardi wieder vor dem Haus von Dr. Andreas Praetorius. Diesmal öffnete der Hausherr persönlich.
    „Ah, Dr. Bernhardi, kommt herein, ich glaube, ich habe gute Nachrichten für Euch.“
    „Das freut mich zu hören.“
    „Bitte folgt mir in mein Arbeitszimmer. Es hat seinem Namen gestern alle Ehre gemacht. Ich muss sagen, Euer Anliegen hat mir in der Tat etwas Mühsal bereitet.“
    „Ich bedaure, Euch zur Last gefallen zu sein. Wie kann ich das wiedergutmachen?“
    „Kein Grund zur Besorgnis, ich bin dadurch wieder etwas in Übung gekommen. Und der schönste Lohn ist doch der Erfolg, nicht wahr? Meine Anwaltskanzlei wirft glücklicherweise genug ab, um mir auch ein paar zweckfreie Arbeiten zu erlauben.“
    Sie erreichten den Raum, den Bernhardi schon kannte. Nachdem sie Platz genommen hatten, machte Praetorius seinen Gast mit dem Ergebnis seiner Bemühungen bekannt.
    „Ganz einfach war die Sache nicht, schließlich bin ich des Griechischen nicht mächtig. Aber glücklicherweise funktionieren solche Verschlüsselungen prinzipiell in jeder Sprache.“ Praetorius kam gleich zur Sache. „Seht hier, diese Buchstabenfolgen scheinen, wenn sie schon weder Worttrennung noch Interpunktion aufweisen, doch zumindest eine Unterteilung in größere Abschnitte, sprich Kapitel zu haben.“ Mit diesen Worten reichte er Bernhardi die Textabschrift wieder zurück. „Ich erkenne das daran, dass hier eine Art Überschrift steht. Seht Ihr: ω-π, und da, an anderer Stelle: ω-ν. Zuerst glaubte ich, diesegriechischen Buchstaben, immerhin kenne ich das griechische Alphabet, würden so etwas bedeuten wie von Omega bis Pi oder von Omega bis Ny. Aber das ist ja insofern unsinnig, als dass Omega meines Wissens nach der letzte Buchstabe des griechischen Alphabetes ist.“
    „So ist es“, pflichtete Bernhardi bei.
    „Daraufhin habe ich mir noch einmal alle Verschlüsselungsspiele meines Vaters vorgenommen, um zu sehen, ob er etwas Ähnliches auch einmal gebraucht hatte. Und siehe da, er hatte! Zwar mit lateinischen Buchstaben und Wörtern, aber das ist, wie gesagt, nicht entscheidend. Macht bitte einmal Folgendes: Schreibt die Buchstaben des griechischen Alphabetes einmal hintereinander auf. Hier habt Ihr ein Stück Papier.“ Mit diesen Worten zog er aus der Lade seines Tisches ein Blatt und reichte es Bernhardi zusammen mit einer Feder. Dieser schrieb in einer langen Reihe das Gewünschte auf.
    „Schön. Und jetzt nummeriert die Buchstaben von Anfang bis Ende durch und schreibt jeweils die Zahl unter den Buchstaben.“
    Bernhardi notierte:

    „Schön“, kommentierte Praetorius die Arbeit. Und jetzt nehmen wir die Überschrift, ω-π zum Beispiel. Nehmen wir einmal an, sie sei keine

Weitere Kostenlose Bücher