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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
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wirkliche Überschrift, sondern nur eine Anleitung zur Entschlüsselung, dann bedeutete sie nicht Omega bis Pi, sondern Omega minus Pi. Und das würde bedeuten, dass Ihr von jedem geschriebenen Buchstaben in diesem Falle neun Buchstaben zurückzählen müsst und den dann gefundenen Buchstaben als den richtigen einsetzt.“ Stolz lehnte sich Praetorius zurück. „Na, mein lieber Bernhardi, was sagt Ihr dazu?“
    Der Magister der Philosophie sagte erst einmal gar nichts, so verblüfft war er. Dann begann er die Probe aufs Exempel zumachen und versuchte, ein paar Buchstaben seines mysteriösen Textes mithilfe dieses Schlüssels zurückzuverwandeln. Was er dann vor sich sah, machte ihn sprachlos. Die Interpunktionen fehlten zwar noch immer, aber sofort konnte Bernhardi sinnvolle Worte erkennen.
    „Das Einzige, das mich ärgert, ist natürlich, dass ich selbst nichts von dem Text verstehe“, schmollte Praetorius. „Könnt Ihr schon etwas verstehen?“
    „Leider nein. Außer dass es sich jetzt um sinnvolle griechische Sätze handelt. Leider benötigt diese Buchstabenverschieberei eine ganze Menge Zeit, und außerdem fehlt mir ein Wörterbuch. Da wartet eine Menge Arbeit in der Studierstube auf mich.“
    „Schade. Vielleicht gönnt Ihr mir die Freude, mich über das Ergebnis Eurer Studien auf dem Laufenden zu halten. Wenn es sich nicht um ein Staatsgeheimnis handelt …“
    „Selbstverständlich, Ihr habt ja den entscheidenden Hinweis geliefert. Aber es ist doch ein seltsamer Schlüssel, nicht wahr?“
    „Ja und nein. Seltsam ist für mich eigentlich nur die Benutzung der griechischen Sprache. Das weist darauf hin, dass der Schreiber aus humanistisch gebildeten Kreisen stammen könnte. Einerseits hat er durch die Verschlüsselung verhindert, dass der Text sofort verstanden werden kann, andererseits hat er sie nicht so schwierig gemacht, dass sie nicht aufzulösen wäre, wie wir gesehen haben. Da wollte jemand, dass sein Text doch gelesen wird.“
    „Etwas gibt mir aber doch zu denken. Der unbekannte Schreiber hat vorausgesetzt, dass irgendjemand diese seltsame Verschlüsselungstechnik beherrschen würde. Wie konnte er sich da so sicher sein?“
    Praetorius zögerte kurz. „Mein Vater hatte mit einigen Freunden einen Zirkel gebildet. Eine Art Bund der Freunde der Erkenntnis. Sie haben sich regelmäßig selbst mit solchenKnobeleien unterhalten. Einladungen zu gemeinsamen Treffen gingen übrigens nur in verschlüsselter Form heraus. Es könnte ja sein, dass unser unbekannter Schreiber diesen Zirkel kannte oder vielleicht sogar selbst Mitglied darin war.“
    „Habt Ihr Zugang zu den Namen der Mitglieder?“ Bernhardi bemerkte im selben Augenblick, dass er mit dieser Frage zu weit gegangen war, und fuhr fort: „Verzeiht, Dr. Praetorius, das war jetzt meinem Übereifer geschuldet. Selbstverständlich leite ich keine Untersuchungsbehörde. Außerdem ergibt die Übersetzung des Textes ja vielleicht selbst alle Antworten, die ich zu finden erhoffe.“
    „Macht Ihr den ersten Schritt, dann sehen wir weiter. Aber selbst wenn ich wollte, dürfte es sehr schwierig sein, die Namen der Mitglieder dieses Zirkels ausfindig zu machen. Mein Vater hat nicht viel darüber berichtet und die Leute wollten sich, wie man sieht, nicht in die Karten schauen lassen.“
    „So wird es sein. Darf ich Euch als kleines Zeichen meiner Dankbarkeit zu einem Mahl einladen?“
    „Angenommen.“
    Als die beiden Männer das Haus von Praetorius verließen, bemerkten sie nicht, dass ihnen in sicherem Abstand eine Person unauffällig folgte.

13
    Leonhard Bernhardi beschloss, noch einen weiteren Tag in Magdeburg zu bleiben. Die Entschlüsselung seiner Dokumente hatte Zeit. Womöglich lagerten sie schon Jahrzehnte in der alten Universität – da kam es auf ein paar Tage oder Wochenauch nicht mehr an, dachte Bernhardi. Etwas anderes dagegen duldete keinen Aufschub, weil sich die Gelegenheit so bald nicht wieder bieten würde.
    Während des Stadtrundganges mit Fabricius waren sie an einigen Druckereien vorbeigekommen. Es schien fast, als sei das Gewerbe mit der Schwarzen Kunst hier in Magdeburg besonders kräftig erblüht. Da auch die Zahl der Geschäfte, in denen man gedruckte Bücher erwerben konnte, erheblich größer war als in seiner kleinen Universitätsstadt, lag es für Bernhardi nahe, den Geldbeutel zu leeren und seine Bücherschränke zu füllen. Er kehrte in die Straße zurück, wo ihm ein Laden mit üppigem Angebot im Gedächtnis geblieben

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