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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
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erstaunt an. Diese Seite an ihm kannte er noch nicht. Er wünschte sich sehr, er hätte auch etwas von dieser anscheinend sehr gesunden Art, mit den eigenen Abgründen umzugehen. Aber er spürte sogleich, dass es eine Illusion wäre, zu glauben, man könne die Lebensrezepte eines anderen unbesehen übernehmen.
    „Also, lieber Freund, beenden wir unser Gespräch für heute. Sobald ich ein Stück weitergekommen bin, werde ich dir meine Ergebnisse vorstellen. Dann hast du eine gute Gelegenheit, mir nicht nur Proben von deinem alchemistischen Gebräu im Keller anzubieten, sondern auch etwas von den anderen Schätzen, die du dort wohl gehortet haben wirst.“
    „Ich werde gewissenhaft meine Bestände an guten Tropfen durchforsten und bin sicher, etwas Geeignetes zu finden. Bring doch Elisabeth einfach mit. Etwas Abwechslung in meiner Gruselkammer könnte vielleicht zu ihrer Erheiterung beitragen.“
    „Ich werde es versuchen.“ Damit endete der Abend.

17
    „Nun, hat sich der Verdacht bestätigt?“
    Die Stimme des vornehm gekleideten Mannes mittleren Alters klang hart in dem abgedunkelten Raum.
    „Ja. Nach allem, was wir in Erfahrung bringen konnten, sind Dinge ans Licht gekommen, die besser für immer im Verborgenen geblieben wären und von denen wir glaubten, sie stellten keine Gefahr mehr da.“
    „Überlasst die Bewertung uns.“
    „Selbstverständlich.“ Der junge, wie ein Student gekleidete Herr wusste nur zu gut, dass er nicht der war, der Entscheidungen zu treffen hatte. Also bevorzugte er eine demütige Haltung.
    „Was ist mit Bruder Konrad?“, fragte die Stimme unerbittlich weiter.
    „Er ist ein eifriger Klosterbruder. Aber sein Ausbruch von damals scheint tatsächlich im Zusammenhang mit dem Wiedererscheinen der großen Verblendung zu stehen.“
    „Dann darf er keine Gelegenheit mehr erhalten, sein Schweigegelübde brechen zu können. Ihr wisst, was zu tun ist?“
    Der Gefragte zögerte. „Jawohl … aber verstößt das nicht gegen das fünfte Gebot?“
    „Das fünfte Gebot spricht vom ungerechtfertigten Töten. Wenn die Ehre Gottes es verlangt, kann dieses Gebot nicht in Anspruch genommen werden. Im Gegenteil, es darf niemals verhindern, dass die Anhänger Satans einen Sieg davontragen. Versteht Ihr das?“
    „Ja.“
    „Dann bedenkt, dass nicht nur die Heilige Kirche hierüber so geurteilt hat, wie ich es Euch sage. Auch die weltliche Gewalt tut es, da sie in der Verantwortung steht, jegliche Auflösung derOrdnung, die von Gott eingesetzt ist, mit allen Mitteln zu verhindern. Und wie Ihr wisst, sind ihr diese Mittel nicht umsonst gegeben. Ihr tut ein gottgefälliges Werk – und der weltliche Arm wird es Euch lohnen.“
    „Mir reicht schon, nicht mit Strafe rechnen zu dürfen.“
    „Ihr zweifelt?“
    „Ich zweifle nicht an der Rechtmäßigkeit dessen, wozu Ihr mich beauftragt habt. Ich zweifle nur, dass die weltliche Macht genauso urteilt.“
    „Ich vertrete die weltliche Macht. Ich musste sogar die geistlichen Herren drängen, ihrer Verantwortung nachzukommen. Was dabei herauskommt, wenn wir zu lange zögern, sehen wir in der Sache Luthers. Das darf und wird nicht noch einmal geschehen. Entscheidet, ob Ihr Euren Teil zum gottgefälligen Werk beitragen wollt. Ein vollkommener Ablass ist nur ein Teil des Lohnes, der Euch im Falle eines Erfolges erwartet.“
    „So sei es denn. Was ist im Falle der beiden Professoren zu tun? Ich befürchte, noch nicht genügend Beweise in den Händen zu haben, dass sie an der Wiedererstehung der großen Verblendung arbeiten.“
    „Beobachtet und meldet alles. Noch scheint wenig auf eine wirkliche Arbeit an der großen Verblendung hinzuweisen. Bernhardis Verhalten lässt sich durch den Tod seiner Tochter erklären. Wir müssen aber auf der Hut sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass es dieser Bernhardi war, den Bruder Konrad aufgesucht hat, ist recht groß. Außerdem scheint mir der Gelehrte seltsam passiv geworden zu sein, was die Kritik am lutherischen Unwesen angeht. Ihr habt jederzeit Gelegenheit, Euch selbst davon zu überzeugen. Und jetzt geht, wir sind schon viel zu lange zusammen.“
    „Wie Ihr befehlt.“
    „Ach noch etwas. Hier – zur Abgeltung Eurer Ausgaben für das Studium.“ Damit überreichte er seinem Gegenüber einen Beutel voller Münzen.
    Nach einigen Tagen ließ sich Elisabeth Bernhardi tatsächlich dazu überreden, einen Besuch bei Auerbach zu machen. Leonhard hatte große Mühe gehabt, seine Frau aus ihrer Lethargie zu reißen, aber

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