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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
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letztlich hatte sie nachgegeben. Nun standen sie vor Auerbachs Haustür, und nach kurzem Klopfen öffnete ihnen der Hausherr.
    „Wie schön, euch beide hier zu sehen!“ Und zu Elisabeth gewandt fuhr er fort: „Meine Verehrung, gnädige Frau, ich bin mit Stolz erfüllt, durch Euer Erscheinen mein kleines Anwesen in einem besonderen Glanze zu sehen.“
    Leider erreichte diese Bemerkung nicht ihr gewünschtes Ziel, Elisabeths Stimmung zu erhellen.
    „Das freut mich, Meister Auerbach, wenngleich ich diese Hochachtung gegenüber meinem Geschlecht leider nur in höflichen Formen, aber so gut wie nie im öffentlichen Leben bestätigt finde.“
    Bernhardi zuckte zusammen. Da war es wieder, dieses ungeheure Selbstbewusstsein Elisabeths, das in letzter Zeit durch ihre große Trauer und Bitterkeit gefiltert war. Dabei hatte sie recht: Nicht zuletzt die Gegenwehr der Bürger gegen eine Schule für alle Mädchen und Jungen war sichtbarer Ausdruck für die fehlende Wertschätzung des Weiblichen. Was wollten die Frauen mit Schreiben und Lesen, Rechnen und Logik? Am Herd und in der Stube waren diese Fähigkeiten doch eher hinderlich. So dachten die meisten. Man hielt den Damen zwar die Tür auf, aber der Zutritt zu öffentlichen Ämtern war ihnen verwehrt. – Trotzdem war es Bernhardi peinlich. Er befürchtete, sein Freund wäre vielleicht irritiert über diese Zurechtweisung. Darin sollte er sich allerdings täuschen.
    „So ist es“, erwiderte Auerbach freundlich. „Wenn es nur mehr Damen wie Euch gäbe, dann würde sich daran etwas ändern.“
    „Es gibt sie, man muss sie nur lassen.“ Elisabeth gab keine Handbreit nach.
    Bernhardi fasste sie leicht am Handgelenk.
    „Einhard, wir müssen aber jetzt an der Tür keine Disputation beginnen, oder?“
    „Aber nein, verzeiht! Ich hätte Euch schon längst hereinbitten sollen. Willkommen!“
    Zunächst führte Auerbach seine beiden Gäste durch das Haus, das Elisabeth bisher nicht kannte. Sie nahm alles wortlos zur Kenntnis, nur der Keller beeindruckte sie so sehr, dass sie einen Ausruf des Erstaunens unterdrücken musste.
    „Kommt, heute Abend ist keine Zeit für Experimente. Ich habe für uns etwas zur Labsal vorbereitet.“ Auerbach führte die beiden wieder nach oben.
    „Auch ich habe dir etwas mitgebracht.“ Verschmitzt lächelnd zog Bernhardi eine kleine Rolle aus dem Ärmel und breitete sie vor ihm aus. „Der nächste Teil des Manuskriptes.“
    „Oh, das verspricht ein wundersamer und hoffentlich erkenntnisreicher Abend zu werden.“ Einhard schien sich auf den Inhalt zu freuen, aber dann unterbrach er sich: „Lieber Leonhard, bevor wir das zu lesen bekommen, möchte ich noch eine Sache ansprechen, die mich nicht loslässt.“
    „Sprich.“
    „Kann es sein, dass zwischen der Gruppe, die durch beide Herren Praetorius in Magdeburg vertreten wird, und unserem Heinrich von Saalfeld irgendeine Verbindung bestanden hat? Oder besser gesagt: bestanden haben muss?“
    Bernhardi runzelte die Stirn. „Was meinst du mit der Gruppe um Praetorius?“
    „Keine Sorge, erst einmal nehme ich nicht an, dass es sich dabei um etwas Geheimnisumwittertes handelt, eher um eine Art akademischen Spaß. Ich meine die seltsame Art der Verschlüsselung unseres Dokumentes. Es ist doch geradezu unwahrscheinlich, oder wenigstens mir nicht bekannt, dass außerhalb des Praetoriuskreises irgendjemand diesen leichtenund gleichzeitig doch komplizierten Schlüssel gekannt haben soll.“
    „Das eröffnet zwei Möglichkeiten.“
    „Sag schon, du alter Logiker.“
    „Entweder sie kannten sich zufällig, weil sie alle Interesse an solchen gebildeten Spielereien hatten – oder es gab tatsächlich einen konspirativen Kreis, über den niemand mehr reden will.“
    „Es gibt noch eine dritte Möglichkeit.“ Elisabeth mischte sich in das Gespräch ein.
    Überrascht wandten sich die beiden ihr zu.
    „Sie hatten überhaupt keine Kenntnis voneinander und die seltsame – wie ihr es nennt – Art der Verschlüsselung geht auf eine andere Quelle zurück, die zufällig beide gekannt haben.“
    Auerbach lief rot an und versuchte, seine Worte zu sortieren: „Ähem, ja natürlich. Vielleicht ist sogar ein vergessener griechischer oder lateinischer Autor vorhanden, der sich mit so etwas beschäftigt hat. Und den könnten beide unabhängig voneinander studiert haben. Wie töricht von mir, dies außer Acht gelassen zu haben.“
    Wer Elisabeth gut kannte, bemerkte den Anflug eines Lächelns in ihren

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