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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
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Barbara?“
    „Ich habe Euch versichert, dass ich, nein, dass
wir
uns bis zu unserer Hochzeit keusch und ehrbar verhalten werden. Ich hoffe, Ihr vertraut Eurer Tochter und mir. Der Grund für die Wahl unseres Zieles war der, dass Barbara mir alle Orte zeigen will, an denen sie ihre Kindheit verbracht hat – und dieser botanische Garten ist wirklich ein Schmuckstück der kleinen Stadt, auch wenn durch die Anwesenheit Eurer Tochter selbst der tristeste Ort in hellem Glanz erstrahlt.“ Er zwinkerte Barbara zu.
    Bernhardi verwandelte seinen gespielt gestrengen Blick in ein freundliches Lächeln. „Ich hatte es auch nicht anders erwartet. Friedrich, ich danke Euch, dass Ihr meine Tochter wohlbehalten wieder nach Hause gebracht habt. Übrigens, da Ihr gerade hier seid, kann ich Euch mitteilen, dass Ihr die nächsten Tage auf die Begleitung Barbaras verzichten müsst. Euren Studien wird diese kleine Trennung hoffentlich nur zugutekommen.“
    „Verzeiht, aber …“, Friedrich stockte. „Verreist Ihr?“
    „Nein. Aber Elisabeth fährt mit den Kindern zu Verwandten nach Leipzig. Sie haben sich lange nicht gesehen, und so werden sie einige Tage dort zubringen. Hat Barbara Euch das noch nicht gesagt? Nun schaut nicht so, es ist ja nur für ungefähr eine Woche. Ich habe meinen Studenten schon scherzhaft angekündigt, dass ich als kurzzeitiger Eremit die Zeit nutzen werde, um einige Extralektionen zu geben, und ich setze voraus, dass Ihr dabei auch zugegen sein wollt.“
    „Gewiss. Also dann … Erlaubt Ihr mir, dass ich angesichts unserer bevorstehenden Trennung Barbara noch einen Abschiedskuss gebe?“
    „Bitte sehr“, antwortete Bernhardi, verabschiedete sich von Friedrich und entfernte sich in die Wohnstube.
    Friedrich zog Barbara an sich und flüsterte ihr ins Ohr: „Warum hast du mir nichts von eurer kleinen Reise gesagt?“
    „Ich wollte unser kurzes Beisammensein nicht mit dunklen Gedanken belasten. Ich hätte es dir gesagt, aber Vater ist mir zuvorgekommen.“
    Der Kuss fiel noch herzlicher aus als sonst.

19
    Johannes von Cleve hatte lange gebraucht, um vor dem entscheidenden Vertreter der großen Hüterin erscheinen zu können. Schließlich war ihm Audienz gewährt worden, allerdings erst, nachdem er gedroht hatte, den Fall den örtlichen Behörden zu schildern. Nun wurde er in den großen dunklen Raum gebeten.
    Als er eintrat, sah er am anderen Ende eines langen Tisches eine Gestalt, deren Kleidung so drapiert war, dass das Gesicht verborgen blieb.
    „Was habt Ihr mir zu sagen?“
    „Bruder Konrad – Ihr wisst von seinem Ableben?“
    „Bruder Konrad war schon im fortgeschrittenen Alter. Da ist mit so etwas zu rechnen“, entgegnete scharf die Stimme des Vermummten.
    „Ist auch damit zu rechnen gewesen, dass ihn kurz vor seinem Exitus ein unbekannter Gast aufsuchte?“ Johannes von Cleve war nicht bereit, sich so schnell einschüchtern zu lassen.
    „Ihr habt seine Botschaft erhalten?“ Die Stimme des Fragenden blieb scharf.
    „Ja, deswegen bin ich hier. Dieses Kloster, dem ich seit vielenJahren vorstehe, ist kein Ort, an dem jeder Beliebige ein- und ausgehen kann, geschweige denn für einen Mord, in wessen Auftrag auch immer.“
    „Seht Euch vor, die notwendigen Dinge, die im Namen der großen Hüterin getan werden müssen, als Beliebigkeit zu bezeichnen! Es handelte sich um eine Maßnahme, die nicht nur zum Schutz der Öffentlichkeit, sondern auch der Kirche notwendig war. Wenn Ihr kein Aufsehen darum machen würdet, hättet Ihr auch keinen Skandal zu befürchten. Darum der Brief an Euch. Das hat Euch zu genügen.“
    „Ich bin für mein Kloster genauso verantwortlich wie Ihr für Eure Angelegenheiten. Und ich werde es nicht zulassen, dass sich irgendjemand dort Rechte herausnimmt, die ihm nicht zustehen.“
    Johannes von Cleve staunte über sich selbst. Normalerweise mied er alle Skandale und öffentlichen Ärger. Aber er spürte genau, dass der Vorfall, der sich im neuen Franziskanerkloster ereignet hatte, in seinen Hoheitsbereich eingriff. War er doch überzeugt gewesen, außer von Rom von niemanden abhängig zu sein – wie es ihm durch ein päpstliches Breve zugesichert worden war. Sollte es aber so sein, dass in der Realität ganz andere Mächte Einfluss auf das Geschick des Klosters nähmen, dann wäre es für ihn an der Zeit, seine eigene Position zu klären und gegebenenfalls Konsequenzen zu ziehen.
    „Ihr werdet es zulassen müssen.“ Die Stimme des dunkel gekleideten Mannes blieb

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