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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
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anstatt sie ordentlich und sicher zu verwahren.“
    „Wenn der Einbrecher es darauf abgesehen hatte, dann hast du es ihm in der Tat leicht gemacht“, bestätigte Auerbach, ohne eine Regung zu zeigen.
    Plötzlich brach Bernhardi der Schweiß aus, denn ihm kam der Gedanke, was denn mit den verbotenen Büchern Luthers geschehen sei. Er untersuchte die Stelle, an der er sie verborgenhatte, aber auch hier kam er zu dem gleichen Ergebnis: Die Bücher fehlten.
    „Was ist los?“, fragte Auerbach neugierig. „Fehlt noch etwas?“
    „Das kann man wohl sagen. Ich hatte aus Magdeburg eine kleine Sammlung lutherischer Schriften mitgebracht. Ich wollte nicht mehr aus zweiter und dritter Hand Urteile fällen, sondern selbst lesen, was Luther zu sagen hat. Bei uns ist ja so etwas nicht möglich. Wie es aussieht, habe ich die Möglichkeit nun nicht mehr.“
    „Es tut mir leid, dir nichts Tröstlicheres sagen zu können, aber ich glaube, du könntest noch ein weiteres Problem bekommen.“
    „Was denn noch? Nur heraus damit, ich bin schon am Boden“, knurrte Bernhardi.
    „Wer immer diese Sachen an sich genommen hat – er hat nun den Beweis, dass du mit den Wittenberger Ketzern sympathisierst. Und das kann leider sehr ungemütlich für dich werden.“
    „Wenn ich einen Text studiere, heißt das ja noch lange nicht, dass ich mit ihm übereinstimme.“
    „Nach den Gesetzen der reinen Logik natürlich nicht. Aber die Mächtigen folgen einer anderen Logik …“
    Bernhardi wusste, dass die Ereignisse dieses Tages ernsthafte Folgen für ihn und seine Familie haben würden. Wut stieg in ihm auf. „Ich werde jetzt meine Konsequenzen aus der Sache ziehen und gar nicht erst eine Reaktion des Rektors abwarten. Ich bin mir sicher, dass er über kurz oder lang von meinen Studien erfahren wird. Hier ist mehr als nur ein Einbruch geschehen. Aber erst müssen wir weiter nach Hannes suchen. Und dann, glaube ich, sollten wir uns um
dein
Haus kümmern, Einhard.“
    Auerbach nickte. „Aber wo willst du deinen Diener denn noch suchen?“
    „Es bleibt nur der alte Keller“, erwiderte Bernhardi.
    Sie stolperten die steile Treppe hinunter und stießen die Kellertür auf. Das Licht ihrer Lampe fiel auf ein verschnürtes Bündel Mensch, das die beiden mit groß aufgerissenen Augen anstarrte.
    Hannes war völlig verwirrt und verängstigt, als er befreit wurde. Außer dem Schrecken schien ihm aber nichts passiert zu sein. Auerbach und Bernhardi führten ihn nach oben und stellten ihm zur Beruhigung erst einmal eine Kanne Bier hin. Hannes trank mit hastigen Schlucken.
    Schließlich konnte er mit zitternden Worten berichten, was an diesem Abend geschehen war. Er habe seltsame Geräusche vom Arbeitszimmer gehört und sei gegangen, um nachzusehen. Dann sei die Scheibe des Fensters zersplittert und zwei Fremde seien in das Zimmer gekommen, während er zur Waffe gegriffen habe, um mannhaft den Eindringlingen zu begegnen. Aber sie hätten ihn überwältigt, gefesselt und geknebelt und im Keller zurückgelassen.
    Ein bisschen musste Bernhardi lächeln, denn Hannes hatte noch nie Gelegenheit gehabt, mit einer Waffe umzugehen.
    „Du warst sehr tapfer, und ich danke dir für deinen Mut. Kannst du noch eine Weile hier die Stellung halten? Wir müssen den Einbruch zur Anzeige bringen und noch etwas erledigen. Als Belohnung für deine Mühe kannst du dich an dem Bier schadlos halten.“
    Hannes nickte verwirrt. Vor allem war er froh, dass alles vorbei war und dass sein Herr ihm keine Vorwürfe wegen des Einbruchs machte, den er nicht hatte verhindern können.
    Als sie das Haus verließen, drängte Bernhardi seinen Freund zur Eile.
    „Wir gehen direkt zu dir nach Hause. Eine Anzeige hätte gar keinen Sinn, wir würden der Fahrlässigkeit bezichtigt werden. An eine Untersuchung des Vorfalls ist sowieso nicht zu denken.“
    „Mich wundert, wie ruhig du bleibst.“
    „Das ist nur äußerlich. Seit heute Abend ist mein Leben wahrscheinlich nicht mehr das, was es bis jetzt gewesen ist. Wenn bei dir auch eingebrochen wurde, dann gibt es einen klaren Zusammenhang: Irgendjemand hat etwas dagegen, dass wir diesen Text kennen. Und offenbar bin ich auch wegen meiner Beschäftigung mit diesem Luther in Ungnade gefallen.“
    Auerbach kratzte sich am Kopf. „Hmm, wer könnte das sein? Außerdem muss eine solche Aktion von langer Hand geplant worden sein … Woher weiß man denn, womit wir uns gerade beschäftigen? Wenn deine Annahme stimmt, kann doch nur eine

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