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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
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scharf.
    „Und wenn nicht? Wollt Ihr mir etwa drohen? Wenn Ihr schon die Muskeln spielen lassen wollt, warum fangt Ihr nicht ein paar Meilen nördlicher an? Dort ist doch der wahre Hort der Häresie! Aber gegen Wittenberg könnt Ihr anscheinend nichts ausrichten. Also lasst uns hier in Frieden!“
    Voller Wut sprang der Vertreter der großen Hüterin auf. „Was erlaubt Ihr Euch! Ein Wink von mir, und Euer Klosterwird noch heute geschlossen! Ihr habt keine Ahnung von den Zusammenhängen! Wir haben weit mehr als nur eine Häresie zu bekämpfen! Und seid versichert – wir kämpfen!“ Langsam beruhigte sich die Stimme etwas. „Und noch etwas, das Ihr wissen solltet, Prior von Cleve!“
    „Und das wäre?“
    „Die Häresie in Wittenberg wird bekämpft. Und zwar von Mächten, von denen Ihr Euch keine Vorstellung macht. Dagegen ist es ein Kinderspiel, Euch und Euer Kloster hinwegzufegen. Aber wir haben es mit vielen Gegnern zu tun – und unser Handeln muss deshalb gründlich sein. Aber eines haben wir auf gar keinen Fall: Zeit, um mit Euch über Nebensächlichkeiten zu disputieren. Ich werde dem Rat der großen Hüterin über Eure Anmaßung heute berichten. Euch bleibt nur eine Wahl: Entweder Ihr akzeptiert die unumgängliche Maßnahme, oder Ihr gehört auf die Seite derer, die bekämpft werden müssen. Und noch einen guten Rat gebe ich Euch: Vertraut nicht allzu sehr Eurem Urteilsvermögen. Dafür ist es zu beschränkt und in zu großer Unkenntnis über die Dinge, die unser Handeln antreiben. Geht jetzt!“
    Johannes von Cleve entfernte sich wortlos, aber rasend vor Wut. Ihm war deutlich gemacht worden, dass er weder Macht über sein Kloster besaß, wie er bisher geglaubt hatte, noch dass seine Autorität wirklich begründet war. Und zu allem Überfluss wurde er für unfähig erklärt, die Lage im Land richtig einzuschätzen. Mit Stolz und Trotz hatte er diese Begegnung erwirkt – als ein Nichts musste er den Ort verlassen.
    Nach dem Ende seiner Vorlesungen enteilte Bernhardi seinen Studenten, um Einhard Auerbach aufzusuchen. Als er ihn schließlich fand, zog er ihn in einen kleinen, jetzt leeren Hörsaal hinein.
    „Sei gegrüßt, lieber Einhard, und entschuldige meine etwasforsche Art, aber wir haben nur wenig Zeit. Ich muss dir rasch die weiteren Ergebnisse meiner Arbeit mitteilen.“
    „Du scheinst einen entscheidenden Schritt weitergekommen zu sein!“
    „Das kann man wohl sagen.“
    Bernhardi fasste kurz und knapp den Inhalt des zuletzt übersetzten Abschnittes zusammen. Nun war Auerbach an der Reihe, zu erbleichen.
    „Dann hätte Kopernikus recht. Und es wäre nun nicht mehr nur eine bloße Hypothese.“
    „Genau. Von Saalfeld hat bereits so viel verraten, dass es einem geschickten Mechanicus oder Opticus sogar gelingen müsste, diesen Sehapparat nachzubauen. Und wenn das tatsächlich gelingen sollte, dann wäre der Vorwurf, der Leibhaftige würde uns nur etwas vorgaukeln wollen, um uns zu verwirren, ziemlich haltlos. Wie leicht könnte man sich davon überzeugen, dass die Wirksamkeit des Sehgerätes ganz natürliche Ursachen hat.“
    „Wie das denn?“
    „Ganz einfach. Nimm einmal an, ich schreibe hier eine Notiz auf eine Tafel. Und dann halte ich sie so weit weg, dass du auf keinen Fall die Schrift lesen kannst. Dann nähmest du den Sehapparat und würdest uns vorlesen, was auf der Tafel geschrieben steht. Wer könnte eine teuflische Machenschaft vermuten, wenn immer unter gleichen Bedingungen dasselbe Resultat erreicht würde? Erst recht, wenn es auch für andere entfernte Gegenstände gilt. Eine Gaukelei läge doch nur dann vor, wenn es dem Teufel gefallen würde, beliebige Dinge durch den Apparat erscheinen zu lassen.“
    Auerbach brauchte eine kurze Pause zum Nachdenken.
    „Du alter Logiker! Fragt sich nur, ob unsere hohen Instanzen im weltlichen Regiment und in der Kirche das auch so sehen. Aber zuerst müssten wir ja wohl einen solchen Apparat bauen …“
    „… oder den von Saalfeld wiederfinden!“, ergänzte Bernhardi mit glänzenden Augen und fuhr fort: „Es bleibt nicht mehr viel zu übersetzen übrig. Ich hoffe inständig, noch zu erfahren, was aus der Erfindung geworden ist, ob Heinrich von Saalfeld sich nicht doch noch jemandem anvertrauen konnte … und zu guter Letzt, was aus seinem Apparat geworden ist.“
    Lachend fügte Auerbach hinzu: „Da war es aber nicht geschickt von dir, deinen Studenten deine Strohwitwerschaft mitzuteilen und sie mit weiteren Übungen zu plagen. Du

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