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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
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er nichts von dem Einbruch bei Bernhardi. Daraufhin beschloss er, die Brücke zu begehen.
    „Ich trage Sorge um meine Familie. Und nach dem Verlust unserer geliebten Anna ist die Verantwortung noch größer geworden.“ Damit hatte er, wie er meinte, eine plausible Begründung für seinen eiligen Abschied gefunden.
    „Das sehe ich ein. Aber ich versichere Euch, dass Ihr Euch jederzeit befristet entfernen könnt, wenn Ihr es für richtig haltet. Ich möchte ungern ein fähiges Mitglied meines Lehrpersonals verlieren.“
    Bernhardi konnte keinerlei Hintergedanken bei seinem Rektor bemerken, aber er war vorsichtig genug, ihn nicht zu unterschätzen.
    „Wenn Ihr mir diese Zusage gebt, werde ich meine Pläne noch einmal überdenken.“
    „Ja, tut das. Ohnehin ist in dieser Woche der Lehrbetrieb zu Ende. So könnt Ihr Euch in Ruhe Euren Entscheidungen widmen. Übrigens, fast hätte ich es vergessen, erinnert Ihr Euch noch an die kleine, gefährliche Ketzerschrift, die Ihr damals bei unserer Untersuchung des Vorlesungssaales gefunden hattet?“
    „Ihr meint
Von der Freiheit eines Christenmenschen
, dieses Werk Luthers?“
    „Aber ja, genau dieses. Ich möchte Euch bitten, mir dieses Exemplar auszuhändigen, damit es durch den Henker verbrannt werden kann. Wir wollen ja nicht, dass sich irgendwelche unschuldigen Seelen daran vergiften.“
    „Ich werde es Euch aushändigen, allerdings weiß ich kaum noch, wo ich es abgelegt habe“, antwortete Bernhardi mit dem halbherzigen Versuch, Zeit zu gewinnen.
    „Ich hoffe, es liegt bald hier vor!“ Reinhardus klang auf einmal sehr bestimmt.
    Damit war die Audienz beendet und Bernhardi verfluchte sich selbst wegen seiner Halbherzigkeit und dass er die einladende Ausrede mit der Pest allzu bereitwillig aufgegriffen hatte. Dieses Argument würde ihm nur kurzfristig Luft verschaffen. Zerknirscht ging er den langen Flur der Universität entlang, wo Auerbach schon auf ihn gewartet hatte.
    „Und, hast du die Abschrift noch?“, Auerbach hielt sich nicht mit langen Vorreden auf.
    „Ja, das Versteck haben sie nicht gefunden.“
    „Na, wenigstens etwas. Aber sehr glücklich siehst du trotzdem nicht aus.“
    Bernhardi blickte seinen Freund traurig an. „Ich war eben bei Reinhardus, um meinen Abschied einzureichen.“ Dann berichtete er von dem unerwarteten Verlauf des Gespräches.
    Auerbach dachte kurz nach. „Überlege, wie du die gewonnene Frist am besten nutzt. Deinen Entschluss kannst du immer noch ausführen, du hast dir ja nur eine Bedenkzeit erbeten.“
    „Vielleicht hast du recht. Aber ich muss jetzt dringend nach Hause, um wieder Ordnung zu schaffen. Und ich muss Elisabeth über den Vorfall informieren. Ich weiß nicht einmal, ob ich ihr raten soll, wieder hierhin zurückzukommen. Und ich will unbedingt der Rest des Manuskriptes übersetzen.“
    „Wenn du das Spiel weiterspielen willst, muss deine Familie zurückkommen. Alles andere wäre zu offensichtlich. Außerdem müssen wir noch erwägen, was geschieht, wenn der gestohlene Text entziffert werden kann. Dann machst du, oder besser
wir
, Bekanntschaft mit dem Henker.“
    „Dann wäre aber bewiesen, dass diese Erkenntnis nur durch einen Einbruch möglich war.“
    „Glaubst du, das hält die Inquisition auf?“
    Bernhardi verstummte.

20
    Bernhardi bog von der befestigten Straße in einen kleinen Waldweg ein. Er stieg vom Sattel und führte das Pferd an einen Bach, damit es seinen Durst stillen konnte. Dann hielt er Ausschau nach einem geeigneten Platz für die Nacht. Eigentlich hatte er vorgehabt, die ganze Strecke an einem Tag zu schaffen, aber das war zu weit, wie er jetzt feststellte.
    Als die Dunkelheit hereinbrach und die Sterne am Himmel funkelten, legte er sich ins Gras. Seltsam, jetzt habe ich Haus und Stelle verloren, dachte er, und um mein Unglück vollzumachen, habe ich nicht mal mehr ein Dach über dem Kopf, sondern liege unterm Sternenzelt. Der nächtliche Himmel erinnerte ihn an seine Entdeckung, bei der es ja auch um die Sterne gegangen war. Würde er nun das Schicksal von Saalfelds teilen müssen? Er wusste immer noch nicht, wie es dem unbekannten Erfinder weiter ergangen war. Aber es war bestimmt kein glücklicher Ausgang gewesen. Sein eigenes Leben unterschiedsich allerdings von dem des Unbekannten: Er hatte eine Frau und Kinder, die er liebte und für die es sich lohnte, einiges zu riskieren. Und er hatte eine Aufgabe, die ihn noch lange beschäftigen würde. Um diese Fragen kreisten seine Gedanken,

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