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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
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Nichts deutete darauf hin, dass Elisabeth mit den Kindern schon zurückgekommen war. Dann wäre das Haus sicherlich schon hell erleuchtet gewesen. Mit dem großen Karren brauchte die Familie mehr Zeit als er mit seinem schnellen Pferd. Er wollte sich erst mit einigen Lebensmitteln versorgen und dann versuchen, Elisabeth und die Kinder ein Stück außerhalb der Stadt abzufangen, wo sie auf jeden Fall entlangkommen mussten. Unter allen Möglichkeiten wäre diese noch die glücklichste. Bernhardi spürte, dass sie in ihrem Haus nicht mehr sicher sein würden. Wenn die Diebe den Text dechiffrieren und übersetzen konnten, dann war ihnen klar, dass er, Bernhardi, über ein gefährliches Wissen verfügte. Dann würde auch er Schwierigkeiten bekommen, vielleicht wäre sogar sein Leben in Gefahr.
    Bevor er etwas unternehmen konnte, musste er allerdings feststellen, ob das Haus wirklich unbewohnt war. Mit etwas Glück würde er auch noch ein paar Lebensmittel finden. Er stieg ab, band sein Pferd an einem Baum fest, der vom Haus aus nicht zu sehen war, zog seinen Langdolch und schlich im Schutze der Dunkelheit und der Bäume zur Haustür. Dort horchte er leise, ob etwa Geräusche zu vernehmen waren. Doch alles war still. Er duckte sich und schlich links um die Hausecke, um einen Blick durch ein Fenster zu werfen. So erreichte er das beim Einbruch zerstörte Fenster, das nur mit Laken zugehängt worden war. Es war zwar völlig dunkel in dem Raum, aber Bernhardi roch etwas: Der Wind trug ihm den schwachen, rauchigen Geruch einer soeben ausgelöschten Talglampe zu. Also doch, dachte er bei sich, den Dolch noch fester umklammernd. Hier war bis vor Kurzem jemand gewesen. Und er musste noch in der Nähe sein.
    Bevor Bernhardi weitere Schlüsse ziehen konnte, spürte er eine Bewegung hinter sich. Er fuhr instinktiv herum, und das rettete ihm sein Leben. Ein Streich mit einem schlanken Kurzschwert verfehlte ihn nur um Haaresbreite. Bernhardi gelang es, erfolgreich einen Stich in Richtung des dunkel gekleideten, wendigen Angreifers anzubringen.
    „Verflucht“, schimpfte der Getroffene und setzte nach einer geschickten Körpertäuschung zu einem zweiten Angriff an. Dem hatte Bernhardi nicht viel entgegenzusetzen. Seine kurze Waffe nutzte ihm nicht viel, denn er durfte seinem Gegner nicht so nahe kommen. Also wich er zurück und versuchte, in den Wald zu entkommen.
    „Pass auf, er will fliehen!“, zischte die dunkle Gestalt, und Bernhardi bemerkte zu seinem Entsetzen, dass ihm der Weg von einer zweiten Person mit gezückter Waffe versperrt wurde.
    „Was wollt Ihr?“, versuchte Bernhardi, seinem Schicksal zu entgehen.
    „Euch!“, zischte der erste Angreifer.
    Mit einer schier übermenschlichen Verzweiflung stürzte Bernhardi sich auf den zweiten Mann. Beide fielen zu Boden und rangen miteinander. Da erhob der erste Unbekannte seinen Arm zum finalen Schlag. Bernhardi war durch den Kampf abgelenkt und bot ihm unfreiwillig den Rücken dar.
    In dem Moment, als der dunkel Gekleidete zuschlagen wollte, traf ihn selbst von hinten ein harter Stoß, der ihm die Waffe aus der Hand schlug. Verblüfft drehte er sich um, und im Fallen erblickte er einen jungen Mann, der entschlossen zum zweiten Angreifer eilte. Rasend vor Schmerz krümmte sich der Getroffene und blieb liegen. Sofort entwand der Zweite sich dem verzweifelt ringenden Bernhardi und suchte das Weite.
    „Wer seid Ihr?“ Bernhardi drehte sich seinem Retter zu.
    „Ich bin es, Friedrich von der Aue. Ich sah Euch in Schwierigkeiten und mich in der Lage, Euch daraus zu helfen.“
    „Ihr habt mir mein Leben gerettet. Aber sagt, woher wusstet Ihr, dass …“
    Bevor Bernhardi zu Ende sprechen konnte, galoppierte eine dunkle Gestalt auf beide los und stieß sie zu Boden. Dann sprang der Reiter kurz von seinem Rappen, hob seinen ohnmächtigen Kumpan auf und setzte ihn quer hinter dem Sattel aufs Pferd. Dann sprang er wieder auf und ritt im Galopp davon.
    „… dass ich hier bin und noch dazu in Lebensgefahr?“, ergänzte der ungläubig die Szene verfolgende Bernhardi.
    „Ich habe es nicht gewusst. Aber Barbara hat mir kurz nach ihrer Ankunft in Leipzig einen Brief geschrieben. Sie teilte mir mit, die Dinge würden dort nicht gut stehen und sowohl ihre Mutter als auch ihre Schwestern dächten an eine baldige Abreise. Wie Ihr Euch denken könnt, war und ist meine Stimmung hochgradig erfreut über diesen Umstand. Meine Freude, Barbara wieder in die Arme schließen zu können, wuchs von

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