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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
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seien ihm die Sterne viel heller erschienen als mit dem bloßen Auge, so schrieb er nieder.
    Dann begann Bernhardi erneut, die Plejaden zu suchen. Nach mehreren vergeblichen Anläufen kam ihm die Idee, den Sehapparat auf einem kleinen Buchstapel abzustützen – und endlich erreichte er sein Ziel. Was er nun zu sehen bekam, überwältigte ihn. Das ganze Gesichtsfeld war über und über mit Sternen ausgefüllt. Der Himmel schien von einem wunderbaren Glanz erfüllt. Bernhardi mochte sich von dem Anblick gar nicht losreißen.
    „Großer Gott!“, entfuhr es ihm. „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes …“ Bernhardi begann den neunzehnten Psalm zu rezitieren.
    Er wusste nicht, wie lange er dagestanden hatte. Als seine Muskeln infolge der ungewohnten Haltung zu zittern begannen,brach er die Beobachtung ab. Er machte sich genaue Notizen über das Gesehene und packte dann den Apparat weg.
    Zum Schluss blickte er noch einmal zum Himmel. Die Venus im Westen war bereits untergegangen. Bernhardi hätte nicht gedacht, dass sie so einfach zu erkennen wäre, aber ihre Helligkeit übertraf die aller anderen Sterne. Jupiter, der andere helle Wandelstern, befand sich in den Zwillingen, und damit zu niedrig für eine genaue Beobachtung. Sollte das Wetter noch einige Tage günstig bleiben, würde er die beiden Planeten genauer untersuchen können. Auerbach hatte ihn darum gebeten.
    Jetzt musste Bernhardi sich erst einmal als Briefschreiber betätigen. Zuerst sollte Auerbach von seinen Ergebnissen erfahren, anschließend würde er sich an die Universität Wittenberg und an Kurfürst Johann wenden, um ihnen seine Entdeckung vorzustellen. Von deren Reaktion würde nicht nur seine Zukunft, sondern auch die seiner Familie und Freunde abhängen.
    Der Gedanke an Elisabeth und die Kinder verdüsterte plötzlich sein Gemüt. Was war eine Wahrheit wert, die nur mit Leid und Tränen bezahlt wurde? Er war nicht der geborene Märtyrer, schon gar nicht auf Kosten seiner Familie! Wenn das der Preis der Wahrheit war, dann stieg er aus dem Geschäft aus.

30
    Friedrich trat ans Fenster, das von schweren Brokatvorhängen eingerahmt wurde. Wie oft hatte er früher hier gestanden und den Kindern draußen zugesehen. Er hatte die Welt der Erwachsenen studiert und sich gefragt, was wohl einmal aus ihm werden würde. Sein Vater hatte gewünscht, dass er einen Beruf erlernte, mit dem er einmal seine Handelsfirma übernehmen konnte. Oder zumindest sollte er eine gute Stellung an einem Hofe oder in einer großen Kaufmannsgesellschaft bekleiden. Immerhin hatte Max von der Aue ihn nicht gezwungen, unter allen Umständen sein Nachfolger im Kontor zu werden.
    Er hatte sich nach den Plänen seines Vaters zu richten, immerhin war er finanziell von ihm abhängig. Aber da Friedrich ohnehin keine klare Vorstellung hatte, was denn seine Profession sei, hatte er bisher nicht dagegen aufbegehrt.
    Seitdem er Elisabeth Bernhardis Engagement für den Aufbau eines Schulwesens für Mädchen und Jungen kennengelernt hatte, war ihm erschreckend klar geworden, dass die Fürsten und Adligen gar kein Interesse daran hatten, der Bevölkerung zu mehr Bildung zu verhelfen. Was sollte ein Bauerntölpel oder eine Magd auch lesen, schreiben und rechnen können? Der Zusammenhang zwischen Elend und Bildung lag auf der Hand. Auch der große Krieg der Bauern gegen die Feudalherren vor zwei Jahren war nur möglich geworden, weil einige Gelehrte sich auf deren Seite geschlagen hatten. Zwar mit einem schrecklichen Resultat und auch zum Widerwillen Friedrichs – aber eine Besserung der Verhältnisse war letztlich nur möglich, wenn alle in etwa die gleichen Bedingungen im Leben vorfanden. Davon waren sie noch weit entfernt, zumal Männer ohnehin ganz andere Aufstiegschancen hatten als Frauen. Insgeheimmusste Friedrich lächeln. Elisabeth, so dachte er, würde ihre Kollegen vermutlich in arge Bedrängnis bringen, wenn sie selbst an der Universität lehrte.
    Und damit kehrten seine Gedanken zu Barbara zurück. Wie selten hatten sie sich in letzter Zeit gesehen! Es war ihm klar geworden, dass sein Glück ohne sie nicht zu verwirklichen war.
    Vom Fenster aus sah Friedrich, wie sein Vater aus dem Wagen stieg und von seinem Diener empfangen wurde. Max von der Aue sah kurz zum Fenster hoch und schritt dann energisch aufs Haus zu. Kurze Zeit später erschien der Diener und teilte Friedrich mit, sein Vater erwarte ihn nun.
    Friedrich atmete einmal kurz durch, fest entschlossen, sich nicht von seinem

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