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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
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nicht aufgefallen.
    Auerbach war kein geübter Reiter. Zusätzlich erschwerten die winterlichen Verhältnisse einen ordentlichen Ritt. Die vereisten Wege ließen einen wirklich schnellen Galopp nicht zu. Er musste mit ansehen, wie die beiden Verfolger immer mehr aufholten.
    Bevor sie ihn an einer Weggabelung erreichten, rief einer der Verfolger: „Bleibt stehen und ergebt Euch in Euer Schicksal!“
    Genau das aber hatte Auerbach nicht vor. Er riss sein Pferd herum und versuchte, so gut es eben ging, nach rechts abzubiegen. Für kurze Zeit vergrößerte sich der Abstand zu seinen Verfolgern wieder. Der eine wollte schon fluchend hinterher, da hielt ihn der andere zurück.
    „Warte!“ Er nahm die Armbrust zur Hand, zielte genau und drückte ab.
    Der Bolzen traf Auerbach mit solcher Wucht in den Rücken, dass er vom Pferd stürzte. Die Attacke war so überraschend gekommen, dass er kaum einen Schmerz verspürte. Er sank in den kalten Schnee. In der kurzen Zeit, die ihm noch vergönnt war, glaubte er seine geliebte Frau bei sich zu haben, die ihn mit ihrer Wärme umfing.
    Dann kam rasch der Tod.

35
    Mürrisch und ratlos blickte Dr. Reinhardus auf die Papiere, die vor ihm auf dem Schreibtisch ausgebreitet lagen. Jetzt hatte seine Universität schon den zweiten Verlust an Lehrpersonal in diesem Semester zu beklagen. Wie sollte er die beiden ersetzen? Zugegeben, sie waren nicht die großen Zugpferde gewesen, die von weit her Studenten anlockten, aber sie waren als grundsolide Magister bekannt und beliebt gewesen, von denen die Studenten alles lernen konnten, was sie brauchten. Und zuverlässig waren sie gewesen. Zuverlässig? Na ja, im Falle Bernhardis stimmte das nur bedingt. Aber wie oft hatte man sich da schon getäuscht. Er war offenbar tiefer in die lutherischen Umtriebe oder in sonstige Machenschaften verstrickt gewesen, als alle ahnten. Wie gut, dass er dieser Sorgen um den Ruf seiner Universität nun enthoben war. Die Kollegen bedauerten zwar den Verlust, fragten aber auch nicht weiter nach.
    Jemand klopfte zaghaft an der Tür. Der Rektor versuchteseine Autorität dadurch zu steigern, dass er den Klopfenden eine Weile warten ließ. Dann erst rief er energisch: „Entrate! – Herein!“
    Als Friedrich eintrat, glaubte Reinhardus seinen Augen nicht zu trauen. War dieser ramponierte junge Mann wirklich der stolze Friedrich von der Aue? In der Tat, er war es.
    „Ihr habt mich zu Euch bestellt, Eure Magnifizenz?“
    „Ja. Ich habe mit Euch zu sprechen. Aber sagt, was ist Euch passiert?“
    „Ich konnte einem unfriedlichen Handel nicht ausweichen.“
    „Es ziemt sich nicht für unsere Studenten, vor allem für die im fortgeschrittenen Semester, nachts die einschlägig bekannten Schankwirtschaften aufzusuchen. Dauernd müssen wir uns mit den Auseinandersetzungen von Studenten mit Handwerksburschen und Bauern beschäftigen.“
    „Ich werde es mir merken.“ Friedrich hatte nicht das geringste Bedürfnis, Reinhardus über den wahren Grund seines ramponierten Aussehens zu informieren. „Habt Ihr mich deswegen zu Euch befohlen?“
    „Nein, das war nicht der Grund. Wie Ihr wisst, sind zwei Eurer Professoren, bei denen Ihr Eure Prüfungen ablegen wolltet, nicht mehr an unserer Universität. Ihr solltet Euch, und das ist mein guter Rat, entweder nach Leipzig oder Erfurt oder an eine andere Lehranstalt begeben, an der Ihr Eure Studien vollenden könnt.“
    „Wie Ihr wisst, studiere ich beide Rechte im Hauptfach. Die artistischen Künste gehören nur am Rande dazu. Außerdem ist da ja noch Magister …“
    Harsch wurde er unterbrochen. „Gut, dann muss ich deutlicher werden. Der verschollene Magister Bernhardi steht in dem Verdacht, sich der lutherischen Sektiererei angeschlossen zu haben. Das ist nicht nur ein Affront gegenüber unserem Herzog, sondern richtet sich auch gegen die Vertreter Roms.Es grenzt an Landesverrat. Wie bekannt ist, habt Ihr eine intensive Beziehung zu einer Tochter aus dem Hause Bernhardi, ja Ihr habt sogar erwogen, diese zu ehelichen. Unter diesen Bedingungen seid Ihr für unsere ruhmreiche Universität untragbar geworden, sodass ich Euren Ausschluss aus der Matrikel verfügt habe. Ich habe es bisher unterlassen, meine Kollegen an den anderen Universitäten über Eure engen Beziehungen zu Ketzern und Landesverrätern zu unterrichten. Solltet Ihr mit meiner Maßnahme nicht einverstanden sein, werde ich dies allerdings nachholen müssen. Ihr wisst, was das bedeutet!“
    Friedrich nahm die Worte

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