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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
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gegenseitigen Wünsche. Daher bitte ich Euch, Eure Stube zu räumen. Ich gebe Euch allerdings zwei Wochen Zeit, damit Ihr Euch nach einer neuen Bleibe umsehen könnt. Gute Nacht, Herr von der Aue.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, kehrte Meinhard in sein Gemach zurück.
    Langsam betrat Friedrich seine Kammer. Ohne sich seiner Kleidung zu entledigen, warf er sich aufs Bett. Trotz seiner großen Erschöpfung konnte er lange nicht einschlafen. Die Sorge, wie sein Leben nun weiter verlaufen sollte, machte ihm zu schaffen. Ein Gespräch mit Barbara, ja sogar mit Elisabeth Bernhardi, war unumgänglich.
    Zum ersten Mal seit seiner Jugend bereitete ihm das Alleinsein ernsthafte Schwierigkeiten. Er nahm sich vor, gleich am nächsten Morgen nach Strehla zu reiten.
    Nickel Pflug, der mit zwei Knechten zusammenstand, drehte sich überrascht um, als der Reiter in den Hof des Schlosses einbog. Friedrich brachte sein Pferd zum Stehen, stieg ab und ging auf die drei zu.
    „Guten Tag, die Herren.“
    Nickel Pflug musterte den Studenten. Seine Stimme klang höhnisch: „Ach, der Herr Kavalier ist wieder da. Kann es sein, dass Ihr vergeblich kommt? Eure Herzensdame ist abgereist, ohne Euch Bescheid gesagt zu haben. Gehört sich so was? Ich habe ja gleich durchschaut, zu welcher Sorte Weiber sie gehört … Da sollte man die Finger von lassen. Aber Ihr braucht wohl mehr Zeit, um diese zweifelhafte Familie zu durchschauen!“
    Friedrich wollte sich auf ihn stürzen, aber er wurde von den beiden Knechten an den Armen gepackt und zurückgerissen. So umklammert, konnte er sich nicht mehr rühren.
    „Und jetzt greift Ihr auch noch unbescholtene Bürger an, die wegen ihrer Gastfreundschaft nichts als Ärger haben. Da wird man sich ja noch wehren dürfen.“
    Mit diesen Worten schlug Nickel auf den wehrlosen Friedrich ein. Schon beim ersten Hieb in die Magengegend sackte er zusammen, aber Nickel traktierte ihn mit weiteren Schlägen. Das Letzte, was Friedrich vor der Bewusstlosigkeit wahrnahm, war ein Schlag, der ihn genau auf den Kopf traf.
    „Was ist hier los?“ Andreas Pflug wirkte ungehalten.
    „Nichts, Vater. Wir haben nur unser Schloss gesäubert.“
    „Wer ist das?“
    „Der Galan dieser Bernharditochter.“
    „Schickt ihn dahin zurück, wo er hergekommen ist!“
    „Jawohl, Vater.“ Zu den Knechten gewandt, rief Nickel: „Hebt ihn aufs Pferd und treibt es zurück. Wir haben für diese Sendung keinerlei Verwendung mehr.“
    Nur wenige Handgriffe später trabte das Pferd mit dem ohnmächtigen Friedrich aus dem Schlosshof hinaus.
    In der kleinen Leipziger Wohnung war es still geworden. Die drei jüngsten Töchter hatten sich in ihre Stube zurückgezogen,die sie teilen mussten. Barbara, die mit ihrer Mutter das andere Zimmer bewohnte, schossen die Tränen ins Gesicht.
    „Wieso meldet sich Friedrich nicht?“, schluchzte sie. „Ich habe ihm doch schon vor über einer Woche mitteilen lassen, wo wir uns aufhalten.“
    „Friedrich ist auf einer langen Reise. Da kommt es schnell zu Verzögerungen“, versuchte Elisabeth sie zu trösten.
    „Sind die Weiber in Frankfurt hübsch?“
    „Barbara!“
    „Ich meine doch bloß. Es muss doch einen Grund geben, warum er sich nicht meldet.“
    „Den wird es mit Sicherheit geben. Vielleicht hat der Bote deine Nachricht auch nur vergessen. Es gibt viele Wirtshäuser an der Strecke …“ Sie machte eine längere Pause, dann seufzte sie auf. „Es gibt leider noch ein Problem, das wir lösen müssen.“
    „Ich weiß. Das Geld.“
    „Genau. Auch ich habe von meinem Liebsten, der dein Vater ist, schon ungewöhnlich lange nichts mehr gehört. Ich befürchte, dass er in Schwierigkeiten steckt. Niemals würde er uns sonst so lange ohne Unterstützung lassen. Und da Friedrich als Vermittler im Moment ausfällt, müssen wir uns selber helfen. In der nächsten Woche werde ich eine Anstellung als Erzieherin und Lehrerin für adlige Mädchen antreten. Und auch du musst jetzt zu unserem Lebensunterhalt beitragen.“
    Barbaras Augen blitzten: „Wie kannst du nur an den Mammon denken, wenn Vater vielleicht in Gefahr ist?“
    Als Leonhard Bernhardi zu sich kam, war es stockfinster und er sah die Hand vor Augen nicht. Doch als er die Hände bewegen wollte, merkte er zu seiner Bestürzung, dass seine beiden Handgelenke mit Ketten an die Wand gefesselt waren.
    Was war geschehen? Er versuchte sich zu erinnern, aber dieSchmerzen in seinem Kopf hinderten ihn daran. Erst langsam kamen die Erinnerungen zurück

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