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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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ihr ein Wort davon zu sagen, und wollte, sobald alles Geschäftliche abgewickelt war, mit ihr nach Oamaru ziehen. Das war eine Stadt, die mindestens siebzig Meilen entfernt im Norden lag. Obwohl Antonia wusste, dass sie niemals mit dorthin gehen würde, konnte sie sich nicht länger beherrschen.
    »Was sollen wir denn dort? Wir kennen keinen Menschen!«, stieß sie empört hervor.
    Aus dem bedrückten Gesichtsausdruck des Anwalts schloss Antonia, dass auch Mister Koch seine Zweifel an diesem überstürzten Umzug hegte. Deshalb wandte sie sich direkt an ihn. »Was sagst du dazu, Frederik?«, fragte sie ihn lauernd.
    »Ich, ja, also ich respektiere die Entscheidung deiner Mutter«, stammelte der Anwalt verlegen.
    »Und das solltest du auch tun«, entgegnete Selma unwirsch. »Denn dass ich das Geschäft abgestoßen habe, hat wirtschaftliche Gründe. Es wird immer schwieriger, Fleisch aus Port Chalmers nach Europa zu verkaufen. Noch habe ich einen guten Preis für das Anwesen erzielen können. Das musst du zugeben, Frederik, oder?«
    Der Anwalt nickte eifrig. »Ja, der Preis war gut.«
    »Aber dann hätten wir uns doch wenigstens hier in der Nähe ein anderes Haus kaufen können«, widersprach Antonia energisch. Und zum ersten Mal, seit sie Mister Koch kannte, wünschte sie sich insgeheim, dass der treue Anwalt eines Tages doch noch Erfolg mit seinem Heiratswunsch haben würde. Dann wüsste sie ihre Mutter wenigstens in guten Händen.
    »Ich habe Dunedin noch nie gemocht«, erwiderte Selma schnippisch.
    »Aber denkst du gar nicht daran, dass du mir all meine Freunde nimmst? Ich mag Dunedin nämlich.«
    Selma lachte trocken. »Ach, was sind das schon für Freunde? Anne, die dir ständig Flausen in den Kopf setzt und dich zum Ungehorsam verführt? Und dann noch dieser unverschämte Kerl, der es wagt, ohne mich zu fragen unter meinem Dach zu übernachten und dich mit auf ein Fest zu nehmen?«
    »Ich liebe ihn«, entgegnete Antonia trotzig.
    »Trotzdem wirst du ihn dir aus dem Kopf schlagen müssen. Er ist kein Umgang für dich.«
    »Er verkehrt in der feinen Dunediner Gesellschaft.«
    »Pah, feine Gesellschaft, dass ich nicht lache!«
    »Sag mal, Mutter, kann es sein, dass du vor etwas flüchtest? Oder kannst du mir sonst erklären, woher dieser Mister Wayne dich kennt und warum er Lügen über dich verbreitet und behauptet, dass du ein Dienstmädchen gewesen bist?«
    Selma wurde bleich. »Das ist wohl der beste Beweis, dass es mit der feinen Gesellschaft nicht so weit her ist«, fauchte sie.
    Antonia aber funkelte sie wütend an. »Du hast mir noch immer nicht auf meine Frage geantwortet, woher du ihn kennst.«
    »Das kann ich dir erklären, Antonia«, mischte sich der Anwalt hastig ein. »Mister Wayne war einst ein Vertragspartner der alten Misses Buchan. Auf den Schiffen der Waynes hat sie das gefrorene Lamm nach London bringen lassen. Und als deine Mutter das Geschäft geerbt hat, hat sie den Vertrag gekündigt, weil sie wesentlich neuere Schiffe zu einem besseren Preis chartern konnte. Seitdem erzählt er Schauergeschichten über sie. Davon ist rein gar nichts wahr.«
    Selma warf Frederik einen dankbaren Blick zu. Dann funkelte sie ihre Tochter wütend an.
    Antonia machte einen zerknirschten Eindruck.
    »Entschuldige, Mutter, ich bin etwas durcheinander, weil du James keine Chance geben willst. Und nun ziehen wir auch noch weg. Ich verstehe dich einfach nicht!«
    »Du wirst einen anderen Mann finden«, erklärte Selma versöhnlich. »Das ist bloß eine kleine Schwärmerei. Nichts weiter. Und außerdem kennst du den Mann doch gar nicht. Am zweiten Tag einen Heiratsantrag, das halte ich für wenig seriös. Ob der junge Mann immer so schnell zu entflammen ist?«
    Antonia schluckte ihre Widerworte hinunter. Und sie musste plötzlich an diese Patricia denken. Hatte er nicht erwähnt, dass er mit dem Gedanken gespielt hatte, sie zu heiraten? Lag ihre Mutter also gar nicht so falsch?
    Antonia schützte eine Übelkeit vor, um rasch vom Tisch aufstehen zu dürfen. In ihrem Zimmer angekommen, warf sie sich auf das Bett und vergrub ihr Gesicht tief in die Kissen. Zweifel an der Richtigkeit ihres Plans überfielen sie mit solcher Macht, dass sie laut aufschluchzte. Und immer wieder fragte sie sich, ob nicht doch ein Fünkchen Wahrheit in den Worten ihrer Mutter lag. Vielleicht lastete der Druck, endlich heiraten zu müssen, so schwer auf James, dass er alles überstürzte. Aber würde er mich dann gegen den Willen seiner Mutter

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