Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)
absichtlich mied.
»Antonia, ich glaube, es ist besser, wenn wir uns morgen weiter unterhalten. Ich hole Sie gegen zehn Uhr ab und zeige Ihnen unsere Sammlung zum Thema Urvogel.«
Sie schreckte hoch.
»Gut, gegen zehn«, wiederholte sie und verließ wie betäubt an Arthurs Seite den Speisesaal.
Zurück in ihrem Zimmer, riss sie erst einmal das Fenster auf und holte tief Luft. James Henson hatte genauso attraktiv ausgesehen wie damals. All die Jahre hatte sie sich nur eines gewünscht: in seinen Armen ihre Unschuld zu verlieren - und jetzt war sie allein in einem Hotelzimmer, und er wusste es. Antonia kam gar nicht mehr dazu, sich auszumalen, was das bedeutete und ob es überhaupt noch immer ihrem Wunsch entsprach, da klopfte es auch schon. Mit wackeligen Knien ging sie zur Tür und ließ James eintreten. Stumm stand er vor ihr und blickte ihr tief in die Augen. Nach einer halben Ewigkeit fragte er: »Warum? Warum bist du damals nicht mit mir gekommen?«
»Ich konnte nicht. Meine Mutter war schwerkrank, und ich brachte es nicht übers Herz, ihr das anzutun. Sie hätte es wahrscheinlich nicht überlebt.«
»Und an mich hast du gar nicht gedacht?«
»Doch, es ist seitdem kein einziger Tag vergangen, an dem ich nicht an dich gedacht habe.«
Ohne zu zögern zog James sie in seine Arme und küsste sie. Antonia erwiderte seine leidenschaftlichen Küsse und ließ sich schließlich willig zum Bett führen. Sie spürte nur noch seine Hände, die überall auf ihrem Körper zugleich zu sein schienen. Als sie seine Hand am Ansatz ihrer Brust fühlte, stöhnte sie leise auf. Einen winzigen Augenblick haderte sie und fragte sich, ob sie das wirklich wollte, aber ihr Körper sprach eine andere Sprache. Auch sie begann ihn zu berühren. Erst vorsichtig und dann immer intensiver. Als er schließlich aufstand und sich auszog, ohne den Blick von ihr zu lassen, tat sie es ihm gleich. Dann umarmten sie sich und drückten ihre nackten Körper aneinander. So ließen sie sich zurück auf das Bett gleiten und wurden nicht müde, einander zu streicheln und zu küssen.
Als er mit den Fingerspitzen über ihre Schenkel strich, durchfuhr ein wohliger Schauer ihren Körper. Sie sehnte sich mit jeder Pore danach, ihm ganz zu gehören, aber er ließ sich Zeit. Immer wieder streichelte er ihr zart über die Wangen, den Hals, die Brüste, den Bauch und die Oberschenkel. Als er schließlich in sie eindrang, stöhnte sie heiser: »Ja!« und immer wieder »Ja!« Selbst das kurze Ziehen zwischen ihren Schenkeln, das sie im ersten Moment durchzuckte, bereitete ihr nichts als pure Lust. Sie wollte ihm von ganzem Herzen gehören. Sie war so überwältigt von ihren Gefühlen, dass ihr Tränen über das Gesicht rannen.
Als sie schließlich keuchend und verschwitzt nebeneinander lagen, hauchte James mit belegter Stimme: »Wenn ich gewusst hätte, dass ich der erste Mann für dich bin, wäre ich noch vorsichtiger gewesen.«
»Es war wunderbar. Ich habe all die Jahre auf diesen Augenblick gewartet, ohne dass ich es ahnte«, erwiderte sie verzückt und räkelte sich wohlig.
James beugte sich über sie und blickte sie zärtlich an. »Dann ist der Professor also kein Verehrer von dir?«
Antonia lächelte verschmitzt. »Das kann ich dir nicht mit Gewissheit sagen. Ich kenne ihn erst seit heute.«
»Aber warum triffst du einen wildfremden Mann?« Das klang verärgert.
Antonia setzte sich auf und erzählte ihm die ganze Geschichte mit den Knochen. Er musterte sie bewundernd, während sie mit Feuereifer über den Fund sprach.
»Das heißt, du lebst jetzt in Oamaru ?«, fragte er schließlich, nachdem sie ihre Erzählung beendet hatte.
Antonia nickte.
»Ich bin in jener Nacht, nachdem mir Harata den Brief gegeben hat, wütend in meinen Wagen gestiegen und davongebraust. Ich wollte dich niemals wiedersehen. Aber dann, nach etwa drei Wochen, bin ich bei Nacht und Nebel nach Otahuna gefahren mit dem festen Vorsatz, deine Mutter auf Knien um deine Hand zu bitten; doch ihr wart fort. In eurem Haus wohnten Fremde. Das war vielleicht ein Schock für mich.«
»Ja, und ich habe von Mutters Umzugs- und Verkaufsvorhaben auch erst am Abend vor unserer geplanten Flucht erfahren und hegte keinen Zweifel, dass ich dann schon mit dir weit fort sein würde ...« Sie seufzte tief, bevor sie fortfuhr. »Aber dann ist meine Mutter zusammengebrochen. Der Arzt hat gesagt, dass sie an Tuberkulose leidet und dass ihr Leben in Gefahr sei, wenn sie sich aufregt. Ich wollte nicht
Weitere Kostenlose Bücher