Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
Vom Netzwerk:
bekommen.
    Schließlich hatte sie bei ihren Forschungen ein Buch des Zoologen Professor Arthur Evans über das Ende des Urvogels entdeckt. Er schrieb von einem Volk, das angeblich vor den Maori Neuseeland bevölkert haben sollte: den Moa-Jägern. Antonia war fasziniert von seinen Aufzeichnungen.
    Doch erst kürzlich, viele Jahre nach dem Fund, hatte sie sich getraut, ihm zu schreiben. Und diese Kapazität auf dem Gebiet der Moa-Forschung hatte ihr tatsächlich geantwortet und sie sogar um ein Treffen gebeten. Mit seinem freundlichen Brief war sie jubelnd durch die Festung des Todes gerannt. Selma hatte ein langes Gesicht gezogen. Mit aller Macht hatte sie ihr die Reise nach Dunedin und die Verabredung mit dem Professor auszureden versucht. »Nach Dunedin? Nur über meine Leiche!«, hatte sie wie von Sinnen gebrüllt, aber Antonia hatte sich in dieser Angelegenheit dem Wort ihrer allmächtigen Mutter widersetzt und ihr unmissverständlich erklärt, sie würde mit oder ohne ihre Erlaubnis fahren. Schließlich sei sie vierunddreißig Jahre alt und kein Kind mehr. Ihre Mutter hatte sofort einen Rückfall erlitten, aber Antonia war durch nichts aufzuhalten gewesen. Auch nicht durch den schrecklichen Hustenanfall ihrer Mutter am heutigen Morgen. Wie immer war ihr der Abschied von Harata schwerer gefallen als der von ihrer Mutter.
    Harata? Ein merkwürdiges Gefühl beschlich Antonia. Harata hatte heute Morgen zum Abschied bezaubernd ausgesehen in ihrem schönsten Kleid, weil sie nämlich ihren Mann Peter zurückerwartete. Er war kurz vor Ende des Krieges noch zu den Truppen eingezogen wurden, die Samoa von den Deutschen befreit hatten.
    Harata hatte sie heute zum Abschied so herzlich gedrückt, als würden sie einander niemals wiedersehen. Dann hatte sie geraunt: »Bitte, Toni, wenn ich meine Reise zu den Ahnen antrete, sorge dafür, dass Peter mich zu unserem Versammlungshaus nach Waikouaiti bringt.«
    »Du überlebst uns alle«, hatte Antonia lachend erwidert, aber ihr war trotzdem mulmig zumute gewesen. Harata besaß so etwas wie den siebten Sinn. Wenn sie etwas spürte, dann täuschte sie sich selten. Aber warum sprach sie von ihrem Ende? Sie strotzte nur so vor Gesundheit. Die Ehe mit Peter tat ihr gut. Was würde ich nur ohne sie machen?, schoss es Antonia durch den Kopf.
    Energisch versuchte sie, die Gedanken an die Festung des Todes abzuschütteln, und wandte sich stattdessen ihrer Garderobe zu. Sie hatte ein paar sehr schöne Kleider mitgenommen. Auch in dem Punkt hatte sie sich gegen ihre Mutter durchsetzen können und für die Reise so viele Kleider gekauft und schneidern lassen, wie ihr Herz begehrte. Schließlich war Geld im Überfluss vorhanden. Der Verkauf von Otahuna hatte mehr gebracht, als ihre Mutter jemals würde ausgeben können. Und darüber hinaus würde der Erlös auch Antonia lebenslang versorgen, zumal Mister Koch einen Teil des Geldes in den Abbau des Oamaru-Steines investiert hatte. Dieser Kalksandstein wurde unweit von Oamaru in Winston gewonnen. Wie immer, wenn Mister Koch seine Hände im Spiel hatte, führten die Geschäfte zum Erfolg.
    Mister Koch war vor etwa fünf Jahren überraschend in Oamaru aufgetaucht und gehörte seitdem zu den Bewohnern der großen Villa. Aber er hatte seine eigenen Zimmer, weit entfernt von denen ihrer Mutter.
    Antonia konnte allerdings nicht verstehen, dass sich der arme Mann von seiner Angebeteten noch immer wie ein Lakai behandeln ließ. Sie fand ihn zwar nach wie vor nicht besonders attraktiv, aber er war herzensgut und fast wie ein Vater für sie geworden.
    Egal, dachte Antonia und versuchte, die Gedanken an Oamaru erneut abzuschütteln. Das war gar nicht so einfach. Sie klebten an ihr wie ein Schmutzfleck, der sich nicht abwaschen ließ.
    Seufzend entschied sie sich für eine klassische weiße Bluse und einen grauen Rock. Schließlich wollte sie dem Professor nicht gleich in Abendgarderobe gegenübertreten. Dann nimmt er mich wahrscheinlich nicht mehr ernst, befürchtete sie. So würde sie ihn wohl bitten müssen, mit dem Abendessen auf sie zu warten, denn dafür wollte sie sich auf jeden Fall umkleiden.
    Ihre Aufregung wuchs von Minute zu Minute. Das war schließlich das erste Mal in ihrem Leben, dass sie etwas Eigenes besaß. Sie wollte auf keinen Fall wie ein unbedarftes, alterndes Mädchen wirken, das noch bei seiner Mutter lebte.
    Als es klopfte, saß sie kerzengerade an ihrem Tisch, rauchte eine Zigarette, die sie sich von Peter für diesen Auftritt

Weitere Kostenlose Bücher