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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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ist das möglich? Ich war doch die ganze Nacht hier. Ich wäre doch aufgewacht, wenn ein Fremder hier eingedrungen wäre.«
    Richard sah sie mitleidig an. »Selma, sie werden denken, dass du es dir angeeignet hast, nachdem du ihn im Streit über Bord geschubst hast.«
    »Hör bitte auf damit«, flehte sie verzweifelt.
    »Setz dich! Du kippst mir sonst noch um. So blass, wie du bist. Ich muss dir etwas sagen.« Fast zärtlich nahm er sie bei der Hand und drückte sie auf ihr Bett.
    »Nun rede schon!«, bat Selma ihn inständig, aber er atmete erst einmal tief durch.
    »Heute Nacht ist tatsächlich ein Mann über Bord gegangen«, erklärte er schließlich. »Ein Matrose hat einen Schrei gehört, kurz bevor der Sturm losbrach, und dann hat er etwas untergehen sehen. Sie befürchten, es war Will. Ich habe nämlich eben beim Kapitän gemeldet, dass wir Will vermissen und dass sein Erspartes verschwunden ist.«
    »Aber wie konntest du? Du hast es eben doch noch, ich meine, du konntest doch noch gar nicht wissen, dass es fort ist«, stammelte Selma entsetzt, aber ihr Schwager ging überhaupt nicht darauf ein, sondern redete einfach weiter.
    »Und stell dir vor, der Matrose, der den Schrei gehört hat, behauptet, dass er eine Frau hat flüchten sehen. Der Kapitän hat sofort die Polizei alarmiert. Nun möchte dich ein Sergeant der Auckländer Polizei sprechen.«
    »Aber die können doch nicht allen Ernstes glauben, dass ich ...«
    »Nicht, wenn ich bezeuge, dass du zum Zeitpunkt des angeblichen Vorfalls an Deck in deiner Koje warst.«
    »Aber du hast selbst gesagt, dass du unseren Streit beobachtet hast.«
    »Selma. Bist du wirklich so naiv? Dass du in der Koje warst, sage ich denen nur, damit sie dir nichts anhaben können.«
    »Nein, du sollst nicht für mich lügen. Ich habe nichts zu verbergen. Deshalb wird mich gewiss auch keiner ernsthaft verdächtigen ...« Sie stockte, schluchzte laut auf und schlug sich die Hände vor das Gesicht. »O lieber Gott, lass es nicht Will sein!«
    »Die Polizei wartet in der Kapitänskajüte auf dich.« Richard reichte ihr die Hand und half ihr beim Aufstehen.
    Selma strich seufzend ihr Kleid glatt. Sie setzte das dazu passende Hütchen auf und drückte ihr Kreuz durch.
    Richard warf ihr einen besorgten Blick zu. »Schaffst du es allein?«
    »Mach dir keine Sorgen, keiner wird glauben, dass ich meinen Mann umgebracht habe. Wahrscheinlich ist er längst wieder aufgetaucht, und es gibt gar keinen ertrunkenen Passagier.«
    Selmas Stimme klang betont kämpferisch, aber ihr forsches Auftreten war nur gespielt. Sie ahnte, dass sich etwas Schreckliches über ihr zusammenbraute. Sie betete den ganzen Weg zur Kajüte des Kapitäns darum, dass Will sich an Deck befinden möge, aber ihre Hoffnung schwand von Minute zu Minute. Das Schiff wirkte gespenstisch leer ohne die anderen Passagiere, die inzwischen von Bord gegangen waren. Selma warf einen flüchtigen Blick auf ihre neue Heimat. An den Kaianlagen herrschte ein reges Treiben, und wenn man in die Ferne sah, ragten sattgrüne Hügel im Hinterland eines türkis glitzernden Meeres empor. Selma riss sich von dem majestätischen Anblick los, denn es war nicht der rechte Moment, um in Begeisterungsstürme auszubrechen. Trotzdem spürte sie den angenehmen Hauch des einbrechenden Frühlings, dem sie sich nicht entziehen konnte. Es wird alles wieder gut, hier sind wir in Sicherheit, redete sie sich Mut zu.
    Vor der Kapitänskajüte atmete sie noch einmal tief durch, um ein wenig von der frischen Meeresluft mitzunehmen. Dann klopfte sie zaghaft. Kräftige Männerstimmen brummten: »Herein!«
    Der Kapitän, der Sergeant und auch der Constable waren äußerst zuvorkommend, als Selma die Kajüte betrat. Sie überschlugen sich nahezu dabei, ihr einen Stuhl anzubieten.
    Sie wusste zwar um ihre Wirkung auf Männer, aber sie konnte sich kaum vorstellen, dass dies der Grund für das überaus freundliche Verhalten der drei Herren war. Nicht nach einer dreimonatigen Seereise unter diesen Bedingungen. Was sie vor ein paar Tagen in dem winzigen Handspiegel gesehen hatte, war nicht sehr ansprechend gewesen. Ihr blondes glänzendes Haar war stumpf geworden, ihre Haut grau; überall am Körper verspürte sie einen Juckreiz. Selma sehnte sich nach einem gründlichen Bad.
    »Guten Tag, die Herren«, sagte sie artig und versuchte zu lächeln. Dabei war ihr eher zum Heulen zumute.
    »Misses Parker, es geht um das Verschwinden Ihres Mannes.«
    Sofort traten ihr Tränen in

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