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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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die Augen. Die Herren haben offensichtlich keine Zweifel mehr, durchfuhr es sie eiskalt. Wenn Will noch an Bord wäre, wäre er doch spätestens jetzt wieder aufgetaucht!
    »Misses Parker, ist es Ihnen recht, wenn wir den Matrosen Peter Stevensen hereinbitten?« Erschrocken blickte Selma den Sergeant an. Was wollte er von ihr? Ach ja, er wollte wissen, ob sie bereit war, die Aussage des Matrosen zu hören.
    »Ja, bitte, aber Sie müssen mir glauben. Ich würde doch niemals meinen Mann über Bord stoßen«, antwortete sie mit schwacher Stimme.
    Die drei Herren sahen sich fragend an. »Aber Misses Parker, das steht doch gar nicht zur Debatte. Bevor wir überhaupt in diese Richtung ermitteln konnten, hat Ihr Schwager das bereits glaubwürdig widerlegt. Wir waren kaum an Bord gekommen, nachdem der Matrose Stevensen eine Anzeige gemacht hatte, da sprach Ihr Schwager uns an. Er gab eine Vermisstenmeldung für seinen Bruder auf und bezeugte glaubwürdig, dass Sie - genauso wie er - die Kajüte seit gestern Abend nicht verlassen haben. Ihr Mann habe sich allein an Deck begeben. Und der Zeuge hat nur eine flüchtende Frau gesehen, und das von Weitem. Er kann ja nicht einmal deren Alter schätzen, geschweige denn eine Personenbeschreibung abgeben. Das muss eine andere Frau gewesen sein, die vielleicht nur vor dem aufkommenden Sturm geflüchtet ist. Oder wollen Sie damit sagen, Sie seien gestern vor dem Sturm doch noch an Deck gewesen und ihr Schwager habe das nicht bemerkt?«
    Der Sergeant blickte sie durchdringend an.
    Selma wollte erwidern, dass Richard für sie gelogen habe und sie aber trotzdem unschuldig sei, weil ihr Mann noch gelebt hatte, als sie nach dem Streit wutschnaubend zurück in ihre Kabine gerannt war. Aber sie brachte keinen Ton heraus. Mit offenem Mund saß sie da und konnte es kaum fassen. Richard hatte ihr also bereits ein Alibi gegeben. Sollte sie den Herren nun etwa freimütig die Wahrheit erzählen und sich damit womöglich selbst ans Messer liefern? Vor allem, da sie immer noch einen letzten Rest Hoffnung hatte, dass Will nicht über Bord gegangen war.
    »Bitte, meine Herren, holen Sie den Matrosen Peter Stevensen herein!« Selma bemühte sich, gefasst zu klingen.
    »Gern, nur haben wir vorher eine Frage. Sie heißen doch Selma, oder?«
    Selma nickte. Der Kapitän gab dem Constable ein Zeichen, den Mann hereinzubitten.
    In Selmas Kopf wirbelte alles durcheinander. Warum hatte Richard ihr nicht die Wahrheit gesagt? Dass er ihr bereits ein falsches Alibi gegeben hatte. Sie blickte angespannt zur Tür, als der Seemann verschüchtert die Kapitänskajüte betrat. In demselben Augenblick wurde sie ruhiger. Er war ja fast noch ein Kind. Ein schlaksiger, riesiger Kerl mit einem rundlichen, glattrasierten Gesicht.
    Der Sergeant forderte ihn ohne Umschweife auf, zu schildern, was er am gestrigen Abend gesehen und gehört hatte. Der junge Mann räusperte sich ein paarmal. Er wirkte nervös.
    »Ich ... ich habe gegen Abend einen Gang ... einen Rundgang über das Deck gemacht. Es roch nach Sturm ... und ich ... ich wollte überprüfen, dass auch wirklich keiner mehr draußen ist. Da hörte ... hörte ich einen Schrei«, stammelte er.
    Der Matrose hielt erschöpft inne und atmete einmal tief durch.
    »Er kam aus dem Wasser. Ich beugte mich über die Reling und meinte noch die Arme und Hände eines Mannes zu sehen. Dann war er weg.«
    »Was genau hat er denn geschrien?«
    Die Stimme des Kapitäns klang gequält, als würde er die Antwort bereits kennen.
    »›Selma!‹ Jedenfalls habe ich das verstanden. Ich meine, da kam Wind auf und ...«
    Selma stand langsam vom Stuhl auf, doch dann wurde ihr schwindlig. Der Kapitän und die beiden Polizisten sprangen herbei, um sie zu stützen. Stöhnend ließ sie sich wieder auf ihren Stuhl zurückgleiten.
    »Wieso wollen Sie meinen Namen gehört haben?«, rief sie verzweifelt.
    »Weil meine Schwester auch Selma heißt und er es dreimal gerufen hat: ›Selma! Selma! Se.. .‹«
    »Ja, danke, schon gut«, unterbrach der Sergeant ihn ungeduldig und wandte sich dem Kapitän zu. »Wir sollten dafür sorgen, dass Misses Parker sicher von Bord kommt, denn es scheint keinen Zweifel mehr zu geben, dass es sich ... Misses Parker, ich befürchte, es war Ihr Ehemann.«
    Schockiert blickte Selma die Männer an: »Das kann doch nicht sein«, stammelte sie in einem fort, bevor sie mit banger Stimme fragte: »Für Sie ist der Fall also klar? Sie glauben, es ist mein Mann gewesen, der über

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