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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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verpackt. Doch Suzan ging daran vorbei und öffnete die Tür zu einem weiteren Kellerraum. Auf einem Messingschild stand geschrieben: In Erinnerung an Antonia Evans.
    Was Grace nun erblickte, ließ ihr Herz augenblicklich höher schlagen. Der Raum war wie der Ausstellungsraum eines echten Museums eingerichtet. In beleuchteten Vitrinen lagen jede Menge Exponate, an den freien Wänden hingen Abbildungen von fast allen Moa-Arten, die es jemals in Neuseeland gegeben hatte. Und am Eingang war die Nachbildung eines Dinornis-Weibchens aufgestellt.
    »Wahnsinn!«, entfuhr es Grace fasziniert, als sie sich dem Riesenvogel näherte und zu seinem winzigen Kopf hinaufsah, der so gar nicht zu dem massigen Körper passen wollte. Dann stutzte sie. »Der sieht schon sehr alt aus und täuschend echt. Woher kommt er?«
    Grace streckte ihre Hand aus und ließ sie vorsichtig über das Kleid des Moa wandern. »Was sind das für Federn?« Ihre Wangen glühten vor Begeisterung.
    Suzan lächelte.
    »So viele Fragen auf einmal. Also, es sind Emufedern, die sorgfältig und einzeln auf den Gips geklebt wurden. Ja, und der Vogel ist alt. Meine Großmutter und ihr Mann haben ihn einst gebaut. Ungefähr neunzehnhundertfünfundzwanzig.«
    »Ihre Großmutter hat also auch schon über den Moa geforscht?«
    Die Augen von Grace funkelten vor lauter Aufregung.
    »Ja, Antonia, so hieß sie, hat einst die ersten Knochen gefunden, die Sie hier in der Sammlung sehen. Sie war die Mitbegründerin der Ornithologischen Gesellschaft Dunedins.«
    »Das ist ja irre. Erzählen Sie mir mehr von ihr.«
    Suzan lächelte hintersinnig. »Ich werde Ihnen alles über sie verraten, aber nicht jetzt. Nur so viel: Sie war Selmas einziges Kind. Wir kommen also ganz zwangsläufig auf sie zu sprechen.«
    »Sie machen es wirklich spannend, aber nun gut. Nur eines, das können Sie mir vielleicht jetzt schon verraten. Als die beiden dieses Modell bauten, da dachten sie doch bestimmt fälschlicherweise, dass es sich bei diesem Riesentier um den Vertreter einer eigenen Familie handelte. Den Dinornis giganteus, oder?«
    »Ja, das stimmt. Sehen Sie das Schild? Lesen Sie, was darauf steht. Antonia und Arthur haben ihre Nachbildung tatsächlich als Riesenmoa bezeichnet. Damals war längst noch nicht erforscht, dass die Weibchen des Dinornis bis zu zwei Meter groß und zweihundertvierzig Kilo schwer werden konnten, ihre Männer damit um ein Vielfaches überragten und fünfmal so schwer waren wie sie. Das konnte man sich wahrscheinlich damals überhaupt nicht vorstellen, dass die Natur solche mächtigen Weibchen hervorbringt«, erklärte Suzan verschmitzt.
    »Trifft das eigentlich auch auf die Weibchen des Dinornis robustus zu, der auf der Südinsel beheimatet gewesen sein soll?«
    »Ja, beide Weibchen der Familie Dinornis hatten diese gigantischen Ausmaße.«
    »Ist ja Wahnsinn!«, stieß Grace begeistert aus, während sie sich von dem Moa löste und die Bilder an den Wänden betrachtete. »Er sieht einfach komisch aus, oder? Mit diesen dicken Stampfern von Beinen und dem vergleichsweise dürren Hals.«
    Dann vertiefte sie sich in die Kopie eines Artikels, den der britische Zoologe Richard Owen im Jahr achtzehnhundertvierzig in einer naturkundlichen Zeitschrift veröffentlicht hatte und den sie natürlich kannte. Sie las laut vor. »Über den Knochen eines straußenähnlichen Vogels riesigen Ausmaßes«, bevor sie zum nächsten Kasten schlenderte. Dort befand sich einer dieser Riesenknochen, den Grace verzaubert anstarrte, als wäre er ein Weltwunder.
    »Was denken Sie, warum wurde der Moa ausgerottet?«, fragte sie die Professorin verträumt.
    »Mich überzeugt am meisten die Erklärung, dass der nun plötzlich von Menschen verfolgte Moa bis zu zehn Jahre brauchte, um sich fortpflanzen zu können, und dann auch nur ein einziges Ei ausbrütete. Sehen Sie, als es noch keine Menschen auf den Inseln gab, war das kein Problem. Er hatte bis auf den Haastadler keine natürlichen Feinde. Da war es völlig gleichgültig, wie lange er zur Fortpflanzung benötigte. Er muss Neuseeland in einer wesentlich größeren Population bevölkert haben, als lange Zeit angenommen. Und dass der Moa angeblich keine fünfhundert Jahre nachdem die ersten Menschen auf die Inseln kamen gänzlich ausgerottet war, kann nicht allein daran liegen, dass er gejagt wurde, sondern dass er mit der Vermehrung nicht mehr in dem Maße nachkam, wie es sein Überleben gesichert hätte. Sie haben ja selbst in Ihrem Artikel

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