Das Geheimnis des Millionaers
tun, Adrienne. Du weißt ja nicht, wie er wirklich ist.“
„Und du bist um so vieles besser?“, fragte sie herausfordernd und schüttelte den Kopf. „Nein, Chay. Du lebst dein Leben, und ich lebe meines. Wenn ich eine Wahl treffe, wirst du mich nicht aufhalten.“
„Letztlich nicht, aber solange du für mich arbeitest schon“, widersprach er unnachgiebig. „An diesem Wochenende wirst du nicht von meiner Seite weichen, Adrienne. Danach steht es dir frei, deine Zukunft zu ruinieren. Doch bis dahin gehörst du mir.“
„So?“ Sie hob trotzig das Kinn. „Und wie willst du das deinem speziellen Gast erklären?“
„Sie wird es verstehen. Denn im Gegensatz zu dir vertraut sie mir.“
Sie stieß ein trockenes Lachen aus. „Und mich nennst du eine Närrin.“
„Piers ist ein verheirateter Mann“, murmelte er. „Ich nicht.“
„Noch nicht. Aber du hast es vor, oder nicht?“
„Stimmt. Doch meine Frau wird nie an meiner Treue zweifeln müssen. Meine Frau, ihr Mann, bis dass der Tod uns scheidet.“ Er brach ab. „Und jetzt lass uns endlich nach Hause fahren.“
„Ich bin zu Hause“, hielt sie dagegen.
Er lächelte schwach. „Natürlich. Ich habe mich undeutlich ausgedrückt. Brauchst du noch etwas, bevor du an deinen Arbeitsplatz zurückkehrst?“
„Meine Tasche.“ Sie ging hinein und nahm die Tasche vom Dielentisch. Als sie sich umdrehte, stand Chay direkt hinter ihr. „Du hättest Polizist werden sollen, anstatt mit Immobilien zu spekulieren.“
„Misstrauen beruht meist auf Gegenseitigkeit, Darling. Besteht irgendwie die Möglichkeit für einen Waffenstillstand? Zumindest, bis meine Gäste wieder abfahren. Dieses ständige Angiften könnte peinlich werden, und für andere ist es einfach nur langweilig.“
„Fein, kein Problem“, willigte sie ein. „Ich werde nicht mehr versuchen, dich zurückzuhalten.“
Eigentlich sollte sie jetzt ein Triumphgefühl verspüren, doch stattdessen kam sie sich endgültig geschlagen vor.
Wie auch immer es um Adriennes eigene Verfassung stand, so musste sie doch am Samstag auf der Rückfahrt vom Country Club zugeben, dass gestern Abend alles gut gegangen war.
Sie hatte erstaunt feststellen müssen, dass sie die drei eingeladenen Paare wirklich sympathisch fand, auch wenn alle außer Madame Byron, die Mitte dreißig sein musste, erheblich älter waren als Adrienne.
Arlena Travis, eine grauhaarige Amerikanerin mit einem wunderbar melodischen Südstaaten-Singsang, dürfte die Älteste sein.
Barbara James lebte in Holland Park in London, doch sie gestand Adrienne mit einem Lächeln, dass sie schon seit Längerem versuchte, ihren Mann dazu zu überreden, nach Suffolk zurückzuziehen, weil sie die Landschaft ihrer Kindheit so vermisste.
Nathalie Byron sprach bei Weitem nicht so fließend Englisch wie ihr Mann, und so beteiligte sie sich nur wenig an der allgemeinen Konversation. Beim Kaffee im Salon jedoch kramte Adrienne mutig ihr Schulfranzösisch hervor, und da taute die elegante Pariserin auf. Schon bald saßen die beiden lachend zusammen und verbesserten gut gelaunt die Aussprache der anderen.
Adrienne fragte sich ständig, was die Ehefrauen wohl in ihr sehen mochten. Chay hatte sie zwar offiziell als seine Assistentin vorgestellt, doch sie bezweifelte, dass sie dieser Rolle entsprach. Dennoch schien jeder es fraglos zu akzeptieren.
Und das schlichte kleine Schwarze sah dank Zeldas Übermantel umwerfend aus.
„Das ist wunderhübsch“, bemerkte Mrs. Travis, als sie sich zum Dinner setzten. „Wo bekommt man denn etwas so Ausgefallenes?“
„Meine Geschäftspartnerin hat es geschneidert.“ Adrienne wusste, dass Chay in Hörweite stand. „Sie hat es mir heute als Überraschung präsentiert.“
Weniger angenehm überraschte Adrienne die Tatsache, wie umwerfend Chay in dem dunklen Abendanzug aussah. Es war das erste Mal, dass sie ihn so elegant sah, und ihr Herz pochte schmerzhaft, wann immer ihr Blick auf ihn fiel. Daher erleichterte es sie unendlich, als sie sich auf ihr Zimmer zurückziehen konnte. Was für ein anstrengender Tag! Adrienne war erschöpft und müde. Vor dem Spiegel zog sie sich gerade die Haarnadeln aus dem Chignon, als es leise an ihrer Tür klopfte.
Chay stand vor der Schwelle, den Hemdkragen geöffnet und die dunkle Krawatte in der Hand. „Ich wollte dir danken, dass du dich um Nathalie Byron gekümmert hast. Henri war beeindruckt. Er fürchtet, dass sie sich bei solchen Gelegenheiten immer ein wenig isoliert fühlt. Ich
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