Das Geheimnis des Millionaers
bin ehrlich … dankbar.“
„Es war mir ein Vergnügen“, erwiderte Adrienne leise. „Sie ist sehr charmant.“
„Du hast mit dem heutigen Abend gute Arbeit geleistet. Und du sahst sehr schön aus.“ Mit einem Finger strich er über die Schulter des Übermantels. „Deine Überraschung gefällt mir“, fügte er hinzu. „Gute Nacht, Adrienne.“
Ihre Lippen formten ein „gute Nacht“, doch es blieb ein stummes Flüstern, während Chay über den Korridor zu seinem Zimmer ging.
Sie wollte ihm nachlaufen, sich in seine Arme werfen und sich an ihn schmiegen. Ihn anflehen, sie zu der Seinen zu machen und ihr Erfüllung zu schenken. Sie wollte seine nackte Haut auf ihrer spüren und sich ihm hingeben. Denn sonst würde sie nie erfahren, was es hieß, eine Frau zu sein. Nur Chay gelang es, ihren Körper zu erwecken, und ohne ihn wäre sie zu einem Leben in emotioneller und körperlicher Einsamkeit verdammt.
Natürlich äußerte sie nichts davon laut.
Zelda hatte ihr geraten, um ihn zu kämpfen, erinnerte sie sich, als sie leise die Tür hinter ihm schloss. Doch wegen Piers hatte sie stattdessen mit ihm gestritten. Jetzt begegneten sie sich wie höfliche Fremde, zwischen denen ein tiefer Graben klaffte.
Und heute hatte Adrienne Chay kaum gesehen. Die Männer gingen zusammen zum Golf. Sie dagegen spielte im Country Club Tennis mit Nathalie, die Frauen schwammen ein paar Runden, ließen sich massieren und nutzten das Angebot des Kosmetiksalons.
„Grundgütiger, freue ich mich auf das Dinner“, seufzte Arlena Travis, als sie auf die Auffahrt von The Grange bogen. „So verwöhnt zu werden regt den Appetit mächtig an.“
Adrienne stimmte zu, doch plötzlich drehte sich ihr Magen um. Sie hatte ein unbekanntes Auto vor dem Haus erblickt, einen roten Peugeot. Chays zusätzlicher Gast war da.
Vielleicht half ihr der neue förmliche Umgang mit Chay, die nächsten Stunden zu überstehen. Große Hoffnungen machte sie sich jedoch nicht.
„Sie ist in ihrem Zimmer“, teilte Mrs. Whitley Adrienne auf deren Frage hin mit. „Die Fahrt hat sie angestrengt. Sie ruht sich aus.“
Nicht nur sehr scheu, sondern auch empfindlich, dachte Adrienne auf dem Weg zu ihrem Zimmer, um sich für die Cocktailparty umzuziehen. War es wirklich das, was Chay wollte?
Sie duschte, föhnte sich das Haar und steckte es zu einem losen Knoten auf. Mit mehr Sorgfalt als sonst legte sie Make-up auf. Heute Abend brauchte sie ein Gesicht, hinter dem sie sich verbergen konnte.
Vor ihrem Kleiderschrank zögerte sie lange, schließlich zog sie eine weiße Seidenbluse und einen schwarzen engen Rock vom Bügel. Sie schloss gerade den letzten Knopf, als Chay an ihre Tür klopfte.
„Adrienne, bist du fertig? Die Gäste kommen bald an“, rief er von draußen.
Sie schlüpfte in hochhackige Pumps. „In zwei Minuten bin ich unten.“
Eigentlich hatte sie erwartet, dass Chay wieder gehen würde, doch als sie die Tür aufmachte, stand er noch immer dort.
„Ich hatte dich doch gebeten, das Kleid anzuziehen“, sagte er mit einem Stirnrunzeln.
„Ich … würde es lieber nicht anziehen“, meinte sie steif.
„Adrienne“, seine Stimme wurde weich. „Es ist dein letzter Abend in diesem Arbeitsverhältnis. Tu mir den Gefallen, bitte.“ Seine Mundwinkel zuckten. „Betrachte das Kleid einfach als eine Art Livree.“
Ganz bewusst sah sie an ihm vorbei. „Wie du wünschst.“
„Ich warte. Für den Fall, dass du Hilfe mit dem Reißverschluss brauchst.“
„Nein, danke, ich komme zurecht.“ Und damit schloss sie die Tür vor seiner Nase.
Das seidene Kleid schmiegte sich an ihre schlanken Kurven wie ein Liebhaber. Den Reißverschluss zu schließen war schwierig, doch mit einiger Mühe schaffte sie es schließlich. Ihr blieb auch gar nichts anderes übrig, denn selbst die flüchtigste Berührung von Chay wollte sie nicht riskieren. Vor dem Spiegel betrachtete sie sich nachdenklich. Ja, es war ein wunderschönes Kleid. So etwas Elegantes hatte sie noch nie getragen.
Zumindest wird es ein Abgang mit Stil, dachte sie ironisch und ging nach unten.
Als Adrienne in der Tür zum Salon auftauchte, drehten sich alle Köpfe zu ihr. Das bewundernde Gemurmel der anderen ließ sie erröten. Nur Chay sagte keinen Ton.
„Liebes, Sie sehen einfach fantastisch aus“, lautete Mrs. Travis’ Kommentar. „Diese Farbe … wie auf einem alten Gemälde.“
„Sie heißt venezianisches Rot.“ Adrienne trat in den Salon, erleichtert, nur bekannte Gesichter zu
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